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Gold und Silber: Bullenmarkt steht am Anfang, Einstieg noch ratsam

Für den Anlagechef der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP) befindet sich die Gold- und Silber-Hausse erst in ihrer Anfangsphase. Investoren sollten zwischenzeitliche Korrekturen zum Positionsaufbau nutzen. Dabei sollte aber auf das "richtige" Instrument gesetzt werden.

Norman Villamin, UBP
 
Norman Villamin, UBP
 © UBP

Norman Villamin, CIO Wealth Management und Head of Asset Allocation der Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), nennt gute Gründe, warum Gold und Silber erst am Anfang eines langen Bullenmarkts stehen und warnt vor möglichen Problemen, falls Investoren bei ihrem Edelmetall-Engagements auf das falsche Instrument setzen.

Fed muss noch mehr Geld ins System pumpen
Da es den USA nicht gelungen ist, die Ansteckungen mit COVID-19 einzudämmen, werde nach Einschätzung Villamins ohl eine zweite Runde fiskalpolitischer Stimulierungsmaßnahmen erforderlich sein, welche die Federal Reserve (Fed) durch Anleihenankäufe unterstützen muss.

Künftig dürfte die Fed dank der vom US-Kongress über neue Liquiditätsfazilitäten bereitgestellten Liquidität in Höhe von drei Billionen USD auch direkt in die Märkte für Unternehmenskredite, US-Bundesstaaten und Kommunalverwaltungen sowie über die direkte Kreditvergabe an kleine Unternehmen in der US-Wirtschaft eingreifen. "Angesichts der jüngsten Rally von Gold und Silber nehmen die Märkte den Einsatz dieser Instrumente bereits vorweg", hält Villamin fest.

Expansive Fiskalpolitik spricht für Edelmetalle
Selbst wenn eine Impfung gegen COVID-19 oder eine wirksame Behandlung für diese Erkrankung gefunden wird, werden viele Regierungen wohl auf fiskalpolitische Maßnahmen zurückgreifen müssen, um ihre Volkswirtschaften für die Zeit nach COVID-19 umzugestalten und die sozialen Lasten dieses wirtschaftlichen Wandlungsprozesses zu verringern. "Wir gehen davon aus, dass solche Maßnahmen den nächsten Impulsgeber für den Bullenmarkt von Gold und Silber liefern werden", schlussfolgert Villamin.

Steigende Nachfrage nach physischem Gold und Silber
Obwohl der aktuelle Bullenmarkt von Gold und Silber in einigen Punkten früheren Bullenmärkten gleicht, zeichnet er sich durch ein besonderes Merkmal aus: Die steigende Nachfrage nach physischen Edelmetallen und das zunehmende Missverhältnis zwischen deren Verfügbarkeit und der Zunahme von finanziellen Forderungen auf Edelmetalle, die in den letzten Jahren entwickelt wurden.

Das Interesse an goldbesicherten börsengehandelten Fonds (ETF) steigt stetig. Während die von diesen Anlagevehikeln gehaltene Goldmenge Mitte der 2000er-Jahre noch unbedeutend war, beliefen sich die Goldbestände dieser Fonds per Mitte 2020 auf nahezu 3.000 Tonnen.

Comex-Bestände unter Druck
Der Wettbewerb um physisches Gold und Silber hat sich nach dem Ausbruch von Covid-19 noch weiter verschärft. Die Anleger an den Futures-Märkten, die in der Vergangenheit nur selten eine physische Lieferung von Gold und Silber verlangten, lassen sich die zugrunde liegenden Basiswerte immer öfter in physischer Form liefern, wodurch die von der Comex gehaltenen Bestände an physischen Metallen unter Druck geraten.

Lange Hausse möglich
Obwohl Gold seit Beendigung des Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve 2018 über 50 Prozent zugelegt hat, befindet sich Gold erst in der Anfangsphase eines langen Bullenmarktes. "Deshalb sind wir – trotz der starken Performance von Gold in den letzten Wochen - der Meinung, dass sich Anlegern, die an der bisherigen Rally nicht partizipiert haben, weiterhin attraktive Gelegenheiten bieten dürften. Weil sich die Silber-Rally im Juli unserem Kursziel für 2021 schon stark angenähert hat, sollten die Anleger vorübergehende Korrekturen dazu nutzen, um künftig Positionen aufzubauen", empfiehlt Villamin.

Nur physisches Gold sichert Tail-Risiken auch wirklich ab
Sowohl bei Gold als auch bei Silber zieht der Anlagestratege – wo möglich – Investitionen in das zugrunde liegende physische Edelmetall vor. Da die Nachfrage nach physischem Gold und Silber unter den Anlegern zunimmt, könnten Investoren eines Tages mit der Aussicht konfrontiert werden, dass Finanzgold (über ETFs, Terminkontrakte, Derivate usw.) nicht die volle Deckung durch physisches Metall aufweist, wenn die Lieferung gefordert wird, warnt Villamin. "Es handelt sich hierbei zwar um ein Tail-Risk, doch da insbesondere Gold in vielen Portfolios als sicherer Hafen dient, könnte sich die Erkenntnis, dass die sicheren Positionen im eigenen Portfolio eigentlich ein Kreditrisiko eines Finanzinstituts darstellen, in Zeiten von Marktturbulenzen als unangenehme Überraschung erweisen", erklärt Villamin abschließend. (aa)

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