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Fusionieren Invesco und SSGA? Dritter ETF-Riese könnte entstehen

Wie das Wall Street Journal schreibt, befinden sich Invesco und State Street Global Advisors (SSGA) in einem frühen Stadium von Fusionsgesprächen, die auch noch zu einem Scheitern des Plans führen können. Das M&A Geschäft in der Asset Management-Branche erhält dadurch sicherlich Auftrieb.

Invesco-CEO Marty Flanagan: Wird er - oder wird er nicht - einen Zusammenschluss mit State Street Global Advisors (SSGA) vornehmen?
Invesco-CEO Marty Flanagan: Wird er - oder wird er nicht - einen Zusammenschluss mit State Street Global Advisors (SSGA) vornehmen?© Invesco Ltd.

Invesco ist seit langem eine Größe in der aktiven, aber auch in der passiven Vermögensverwaltung. Sollten die Fusionsgespräche mit SSGA, der Tochtergesellschaft der State Street Corporation, erfolgreich verlaufen, würde das Unternehmen zu einem Riesen im Bereich der ETFs werden.

Nummer drei am ETF-Markt vor der Entstehung?
Invesco befindet sich in Gesprächen mit der Vermögensverwaltungssparte von State Street über einen möglichen Zusammenschluss, wobei unklar ist, wie die Bedingungen eines etwaigen Geschäfts letztendlich aussehen könnten, berichtete das Wall Street Journal am Donnerstag. Die bloße Existenz von neuen Gesprächen weist auf eine brutale Tatsache hin, die selbst für die größten Fondsmanager gilt: Passivem Investieren, insbesondere über kostengünstige ETFs, gehört die Zukunft.

Invesco im Focus aktivistischer Aktionäre
Der langjährige Vorstandsvorsitzende von Invesco, Marty Flanagan, ist dem Druck aktivistischer Aktionäre ausgesetzt. Diese wünschen, dass Flanagan das Unternehmen umbaut und in einer Zeit schwacher Kapitalflüsse die Kosten senkt. Für die Investmentfondsbranche sind die Gespräche das jüngste demoralisierende Signal dafür, dass die goldenen Tage des hochpreisigen Managements wahrscheinlich nicht zurückkehren werden, schreibt Bloomberg News.

Fusion von Nummer drei und Nummer vier bedeutet auch nur Rang drei
Der Zusammenschluss würde einen wesentlich stärkeren dritten Platz in der umkämpften Welt des passiven Fondsmanagements, einem Land der Giganten, bedeuten. Während die Branchenführer BlackRock und Vanguard deutlich größer sind, würde die Kombination von der dritt- und viertplatzierten Unternehmen State Street und Invesco den Abstand zu den beiden Rivalen verkleinern und einem Marktanteil von zirka 20 Prozent entsprechen. "Dieses Geschäft würde die großen Drei völlig neu beleben", sagte Eric Balchunas, ein ETF-Analyst bei Bloomberg Intelligence. BlackRock verfügt in etwa über 35 Prozent Marktanteil, Vanguard über 30 Prozent. Die "Big Three" hätten dann in etwa drei Viertel des ETF-Markts.

Erste Reaktion der Aktienkurse am Freitag
Die Aktien von Invesco stiegam Freitag um zirka fünf Prozent, während die Aktien von State Street um etwa 2,5 Prozent fiel. Das in Atlanta ansässige Unternehmen Invesco hat seine Wurzeln in einem Unternehmen, das 1935 in Großbritannien gegründet wurde und seit seiner Existenz Investmentfonds angeboten hat. In den letzten Jahrzehnten hat die Branche ihre Gewinnspannen erodieren sehen, da Investoren von aktiv verwalteten zu kostengünstigeren passiven Produkten abgewandert sind, die Indizes abbilden und eine wesentlich günstigere Managementgebühr aufweisen. Das hat viele Firmen dazu gezwungen, sich auf die Suche nach Übernahmen und Fusionen zu machen, in der Hoffnung, dass Zusammenschlüsse ihnen hülfen, ihre Betriebskosten zu senken.

Invesco schon 2020 im Rampenlicht von M&A
Invesco wurde im vergangenen Jahr ins Rampenlicht der Dealszene gerückt als der Aktivist Trian Fund Management eine Beteiligung erwarb. Trian-Mitbegründer Nelson Peltz und Ed Garden ergatterten Sitze im Verwaltungsrat und schmiedeten Pläne, um die Konsolidierung der Branche voranzutreiben. Im Dezember berichtete Bloomberg, State Street habe mögliche Zusammenschlüsse mit Vermögensverwaltern wie Invesco geprüft. Diese Gespräche führten jedoch zu keiner Einigung. Invesco hat jedenfalls ein bedeutendes ETF-Geschäft mit einem Anteil von etwa 5,5 Prozent dieses Marktes in den USA im Jahr 2020 aufgebaut, wie Bloomberg-Daten zeigen.

Neue Gesprächsrunde
Diese steht in scharfem Kontrast zu Invescos letztem Kauf. Man hatte 2019 OppenheimerFunds erworben und damit einen Schritt getätigt, der zu einer Erhöhung des aktiv verwalteten Fondsangebot führte. Insgesamt verwaltet Invesco etwa 1,5 Billionen US-Dollar, während das Vermögensverwaltungsgeschäft von State Street mit Sitz in Boston fast vier Billionen US-Dollar schwer ist. Es gibt zwar einige Überschneidungen zwischen den beiden Unternehmen, jedoch haben Invesco und State Street unterschiedliche Stärken, die sich möglicherweise gegenseitig ergänzen. Invesco hat auf den schnell wachsenden Bereich des "Smart-Beta" gesetzt, einen Ansatz, der darauf abzielt, Benchmarks zu schlagen, ohne dabei Fondsmanagwer als Stockpicker in den Prozess einzubeziehen. State Street hingegen ist eine feste Größe bei Fonds, die Benchmarks abbilden und stark gehandelt werden.

Kronjuwelen
Jedes der beiden Unternehmen hat einen börsengehandelten Fonds im Angebot, der als Kronjuwel gilt. Für State Street ist es der SPDR S&P 500 ETF Trust, der mehr als 410 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten verwaltet und eine lange Geschichte als ältester börsennotierter ETF der USA besitzt. Bei Invesco sticht der Invesco QQQ Trust Series 1 mit einem Vermögen von 195 Milliarden US-Dollar heraus. Beide gehören zu den meistgehandelten Produkten in der ETF-Branche. Durch die Zusammenlegung ihrer
Geschäftsbereiche könnten Invesco und State Street ihre Abhängigkeit von diesen Flaggschiffen verringern. (kb)

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