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Invesco-Paper: Es gibt nicht nur Anleihen zur Portfoliostabilisierung

Der Asset Manager aus Atlanta stellt in einem Whitepaper einen Ansatz vor, wie institutionelle Investoren Anleihen als defensiven Portfoliobaustein gegen sinnvollere Komponenten zur Stabilisierung von Portefeuilles tauschen können.

© magele-picture / stock.adobe.com

Nicht nur viele institutionelle Investoren, sondern auch das Global Asset Allocation Team von Invesco ist skeptisch, was die Zukunft von Staatsanleihen als defensive Anlageklasse der Wahl angeht. Auf dem aktuell niedrigen Zinsniveau werden Anleihen ihrer Ansicht nach künftig nicht mehr die gleichen Vorteile bieten wie in der Vergangenheit. Daher hat das Team einen Ansatz entwickelt, der es erlaubt, die Anleiheallokation zu reduzieren und gleichzeitig das Portfolio um eine vergleichbar defensive Komponente zu ergänzen.

Neue Wege beschreiten
In einem neuen Fachbeitrag mit dem Titel ‚Portfolio Defense and Low Bond Yields‘ (Anm: Download-Möglichkeit am Ende der Nachricht) stellen die Invesco-Experten einen Ansatz vor, der sowohl den Kauf von entsprechenden Put-Optionen als auch defensive Faktorallokationen in die Aktienkomponente einer Strategie integriert. Dadurch kann das Portfolio insgesamt defensiver aufgestellt und zugleich das explizite Zinsrisiko reduziert werden.

„Anleihen haben über viele Jahrzehnte hinweg sowohl einen positiven Ausgleich in Zeiten schwacher globaler Aktienmärkte geboten als auch eine zusätzliche Rendite für Portfolios generiert. De facto haben sie also versicherungsähnliche Auszahlungen geliefert, ohne dass dafür zusätzliche Kosten in Form von Prämienzahlungen anfielen“, sagt Max Widmer (Bild links), Client Portfolio Manager im Global Asset Allocation Team von Invesco. „Inzwischen können Anleihen das Risiko jedoch nicht mehr so effektiv mindern wie zuvor. Grund sind die niedrigeren Renditen und die immer begrenztere Möglichkeit, Renditestreuung zwischen den verschiedenen Anleihemärkten zu erzielen, so dass die Manövrierfähigkeit der Anleger heute recht einschränkt ist.“

Anleihen verlieren zumindest teilweise ihren Schutzmechanismus
Wie der Invesco-Experte erläutert, haben die niedrigen und zum Teil sogar negativen Renditen die Fähigkeit von Anleihen reduziert, zur Absicherung gegen starke Ausverkäufe an den Aktienmärkten zu dienen. Sehr deutlich sei dies beim Aktiencrash nach dem Ausbruch der Covid-19-Krise im Frühjahr 2020 geworden: Als die Aktienkurse um rund 30 Prozent einbrachen, habe die durchschnittliche Gesamtrendite von Anleihe gerade einmal 2 Prozent betragen – während der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 lag die Gesamtrendite dagegen bei fast +20 Prozent.

Long Puts und Faktorprämien sollen korrekturanfällige Anleihen ersetzen
Auf Basis der Untersuchung eines breiten Spektrums alternativer defensiver Anlageklassen haben die Multi-Asset-Experten von Invesco Long Puts und Aktienfaktorstrategien als die zwei Anlagen identifiziert, die eine Anleihenallokation ihrer Ansicht nach am besten ergänzen können. Wie ihre Analyse zeigt, kann sich eine Beimischung dieser Komponenten insbesondere in einem schwierigeren Marktumfeld auszahlen, wenn Anleihen mit den heutigen niedrigen Renditen das Verlustrisiko einer Strategie womöglich nicht mehr ausreichend begrenzen können.

Ähnliche Zahlungsstruktur?
Widmer erläutert weiter, dass Put-Optionen eine ähnliche Zahlungsstruktur wie Anleihen aufweisen, und im Vergleich zu einem reinen Aktienportfolio sind beide Formen der Risikominderung mit Kosten verbunden. Wie jede Versicherung kosten auch Put-Optionen Geld, während die relativen Kosten von Anleihen im Verzicht auf die Risikoprämie von Aktien bestehen.

Langfristvergleich
Die Invesco-Experten haben die Kosten einer Risikominderung mit Put-Optionen und Anleihen verglichen. Wie Widmer feststellt, sind Anleger seit 1996 mit einer Absicherung durch Anleihen besser gefahren als mit einer Absicherung durch Put-Optionen. Ihrer Ansicht nach sprechen inzwischen jedoch mehrere wichtige Faktoren für eine Aufnahme der optionsbasierte Verlustabsicherung in den Baukasten der defensiven Anlagenklassen. An erster Stelle verweisen sie auf das größere Risiko steigender Zinsen und Aktienmarktschocks, das ihrer Ansicht nach für einen ganzheitlicheren Ansatz der Verlustabsicherung spricht.

Richtigen Faktor finden
Was Aktienfaktorexposures als zweite Ergänzung des Baukastens der defensiven Anlagenklassen angeht, legen die Investmentexperten den Fokus auf Faktoren, bei denen eine positive Risikoprämie zu erwarten ist, sowie auf Faktoren, die sich in wirtschaftlichen Abschwüngen oder Krisen am besten entwickeln.

„Positive Renditeprämien machen Aktienfaktorexposures zu einer natürlichen Ergänzung zu Put-Optionen, da sie dazu beitragen können, die expliziten Kosten des Haltens von Long Puts auszugleichen“, erklärt Dr. Martin Kolrep (Bild links), Senior Portfoliomanager bei Invesco Quantitative Strategies.

Die Faktorexposures, die nach Ansicht der Invesco-Experten die besten Renditemerkmale und defensiven Eigenschaften aufweisen, sind Quality, Low Volatility und Momentum. „Jeder dieser Faktoren zeichnet sich durch eine wissenschaftlich fundierte Erwartung langfristig positiver Risikoprämien und negativ korrelierter Assetklassenrenditen im Vergleich zu traditionellen kapitalisierungsgewichteten Indizes aus“, erklärt Kolrep. „Zudem spricht eine positive Korrelation mit Anleiherenditen für die defensiven Eigenschaften dieser Faktoren.”

Wie bei Anleihen sind auch positive Aktienfaktorprämien in sehr schwachen Marktphasen alles andere als sicher. Die Invesco-Analyse zeigt jedoch, dass die Kombination der Faktor-Überschussrenditen mit Long Puts eine diversifizierte defensive Anlage mit einer sehr ausgeprägten negativen Korrelation zum Aktien-Beta schafft. Widmer zufolge führten die simulierten Portfoliorenditen eines Modellportfolios, das sowohl Long Puts als auch defensive Aktienfaktorexposures enthält, zu Modellportfoliorenditen mit ähnlichen Eigenschaften wie denen eines Portfolios, das ausschließlich auf Anleihen setzt. Zudem weise das Modellportfolio, das Puts und Faktorexposures nutzt, ein deutlich geringeres explizites Zinsrisiko auf.

Rentenquote runter, Alternative Ansätze erhöhen
Anstatt das Zinsexposure einer Strategie vollständig zu entfernen, wollen die Multi-Asset-Experten von Invesco das Anleihenengagement systematisch reduzieren und dafür auf eine Kombination von Exposures setzen, die ähnliche Rendite- und Korrelationsmerkmale wie Anleihen aufweisen, und zusätzliche Diversifikationsvorteile gegenüber ihrem bestehenden Ansatz realisieren. „Die Ergänzung der Anleihenallokation um ein alternatives defensives Exposure ist ein sinnvoller Schritt, da das nächste Jahrzehnt mit großer Sicherheit ganz anders verlaufen wird als das letzte“, fasst Widmer zusammen. (aa)

Invesco White Paper: Portfolio Defense and Low Bond Yields

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