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Invesco: So können Anleger ESG mit Factor-Investing kombinieren

Institutionelle, die auf Faktoren-basierte Anlagestrategien setzen, fürchten bei der Umstellung auf einen Nachhaltigkeitsansatz einen hohen Tracking-Error zu klassischen Benchmarks. Wie vor diesem Hintergrund Multi-Faktor-Strategien trotzdem nachhaltiger umgesetzt werden können, erläutert Invesco.

Manuela von Ditfurth, Invesco Quantitative Strategies (IQS)
Manuela von Ditfurth, Invesco Quantitative Strategies (IQS)© Invesco

Heutige Investoren erwarten von ihren Asset Managern, dass sie ESG-Kriterien berücksichtigen. Dabei fordern sie vermehrt Ansätze, die über eine einfache Vermeidung kontroverser Investments hinausgehen und eine stärkere Nachhaltigkeitswirkung zum Ziel haben. Dadurch gewinnen entsprechende maßgeschneiderte Lösungen an Bedeutung. Eine gut durchdachte Integration von ESG-Kriterien in Multi-Faktor-Aktienstrategien kann signifikante Auswirkungen auf das ESG-Profil eines Portfolios haben und zugleich dafür sorgen, dass dieses trotzdem ähnliche Risiko- und Renditeeigenschaften aufweist wie ein traditionelles Faktorportfolio.

„Bei Invesco Quantitative Strategies sind ESG-Erwägungen seit langem fester Bestandteil der Multi-Faktor-Prozesse für alle Portfolios. Darüber hinaus bietet IQS jetzt auch maßgeschneiderte ESG-Lösungen, mit denen bestimmte ESG-Eigenschaften eines Portfolios verbessert werden sollen, ohne dass sich am Exposure in den IQS-Faktoren Qualität, Momentum und Bewertung als wichtigsten Treibern des Portfoliorisikos und -ertrags etwas ändert. Der Qualitätsfaktor umfasst proprietäre Signale zur Abbildung von Governance-Kriterien, während Aktien, deren ESG Score sich erheblich verschlechtert, ausgeschlossen werden, um eine negative ESG-Dynamik zu vermeiden“, betonen die beiden Manuela von Ditfurth und Georg Elsaesser, Senior Portfolio Manager bei Invesco Quantitative Strategies (IQS).

Zur Erinnerung: Faktorbasierte Anlagestrategien gründen auf der Annahme, dass Portfolios mit ähnlichen Faktoreigenschaften ähnliche Rendite- und Risikoerwartungen zur Folge haben. „Gemäß dieser Logik setzt der Multi-Faktor-Prozess von IQS auf den Austausch von Aktien mit negativen ESG-Werten durch alternative Aktien mit einem besseren ESG-Profil und wahrt dabei zugleich die Faktoreigenschaften und damit die Risiko- und Renditeerwartungen des Portfolios. Neben der Möglichkeit einer flexiblen Anwendung kundenindividueller ESG-Kriterien profitieren die IQS-Lösungen vom aktiven Dialog mit den Unternehmen und einer an den Anlegerinteressen orientierten Stimmrechtsausübung über die hauseigene Proxy-Voting-Plattform von Invesco“, betonen von Ditfurth und Elsaesser.

Multi-Faktor und ESG kombiniert für UK-Investor
Als Beispiel für ein CO2-optimiertes Portfolio veranschaulicht laut von Ditfurth und Elsaesser die Carbon-Managed UK Multi-Factor Strategy von IQS, wie sich das ESG-Profil eines Portfolios mithilfe des angepassten IQS-Multi-Faktor-Ansatzes gemäß kundenspezifischen Anforderungen deutlich verbessern lässt. „Die maßgeschneiderte Lösung wurde für einen britischen Kunden entwickelt, der die CO2-Emissionen einer bestehenden Multi-Faktor-Strategie auf ein deutlich unter dem CO2-Fußabdruck des FTSE All Share ex IT Index liegendes Niveau reduziert sehen wollte“, halten von Ditfurth und Elsaesser fest.

Durch einen Ausschluss bestimmter Branchen hätten sich die CO2-Reduktionsziele leicht erreichen lassen. Eine derartige Vorgehensweise hätte aber bestimmte Merkmale der bestehenden Multi-Faktor-Strategie wie einen niedrigen Tracking Error gegenüber dem Referenzindex und ähnliche Risikoeigenschaften einschließlich der Branchenlimits gegenüber dem Index gefährdet. Um ein mit dem Index vergleichbares Risiko-/Ertragsprofil beizubehalten, musste bei der Verringerung des CO2-Fußabdrucks auf das gewünschte Niveau vorsichtig vorgegangen werden.

Aufbauend auf einem zweistufigen Ansatz der Portfoliooptimierung stellte IQS ein Portfolio mit einem minimalen Tracking Error gegenüber einer kapitalisierungsgewichteten Benchmark zusammen, welche die gewünschte CO2-Reduktion darstellt. Im Anschluss wurde der aktive Multi-Faktor-Investmentprozess von IQS auf dieses CO2-reduzierte Portfolio angewandt. Ziel war die Generierung von Mehrerträgen gegenüber dem Index innerhalb einer risikogesteuerten Struktur.

Die zweistufige Optimierung hat bedeutende Vorteile: Erstens sorgt sie für eine transparente Attribution, die eine klare Abgrenzung des Renditebeitrags der CO2-Reduktion auf der einen und des Multi-Faktor-Managements auf der anderen Seite ermöglicht.

Zweitens verhindert die zweistufige Optimierung eine Verzerrung des optimalen Portfolios durch zu starke Beschränkungen. Nachdem die Vorgabe der CO2-Reduktion im ersten Schritt umgesetzt wird, orientiert sich die Portfoliooptimierung im zweiten Schritt an einer geeigneten Benchmark, ohne Tradeoff zwischen der CO2-Reduktion und den erwarteten faktorbasierten Aktienprognosen.

Die von IQS in diesem Zusammenhang durchgeführten Simulationsanalysen zeigen, dass die neue, Anfang 2020 umgesetzte Carbon Managed UK Multi-Factor Strategy in der Vergangenheit durchweg ähnliche Faktoreigenschaften wie die Originalstrategie aufgewiesen hätte – und damit auch ähnliche Risiko- und Ertragserwartungen. Gleichzeitig hat sie die CO2-Emissionen mithilfe eines stabilen, verlässlichen und streng risikogesteuerten Prozesses auf das angestrebte, unter der Benchmark liegende Niveau reduziert.

„Zusätzliche Analysen von IQS haben zudem gezeigt, dass das CO2-optimierte Portfolio auch eine bessere Resilienz gegenüber klimabezogenen Risiken aufweist. Damit ist die IQS Carbon Managed UK Multi-Factor Strategie ein gutes Beispiel dafür, wie Invesco seinen Kunden hilft, einen Beitrag zur Bewältigung der Klimaherausforderung zu leisten“, betonen von Ditfurth und Elsaesser.

Vielseitiger Ansatz für verschiedene Universen und Strategien
Weiterführende Untersuchungen von IQS würden belegen, dass sich das allgemeine ESG-integrierte Multi-Faktor-Konzept auf andere Anlageuniversen und Multi-Faktor-Ansätze übertragen lässt – zum Beispiel auf globale Portfolios oder Low-Volatility-Strategien. In allen Fällen ermögliche der IQS-Ansatz eine flexible Umsetzung individueller ESG-Kriterien wie Ausschlüsse, Positivscreenings oder Optimierungen bestimmter ESG-Indikatoren.

Beim Factor Investing stehen Faktoren als Renditequellen im Fokus – bei ESG-Anlagen die gezielte Verdichtung des Anlageuniversums für ein nachhaltigeres Portfolio. Der Multi-Faktor-Ansatz mit ESG-Integration kombiniert laut von Ditfurth und Elsaesser das Beste aus beiden Welten: die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei gleichzeitiger Beibehaltung der Faktorexposures. „Die IQS-Erfahrung zeigt: Eine gut durchdachte Integration von ESG-Kriterien in den Multi-Faktor-Ansatz von IQS, der auf den proprietären Faktoren Qualität, Momentum und Bewertung aufbaut, kann das Mehrertragspotenzial von Portfolios erhalten und zugleich ihr ESG-Profil verbessern“, erklären von Ditfurth und Elsaesser abschließend. (aa)

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