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EZB-Falken wollen trotz Rezession ihre Zinserhöhungen fortsetzen

Die Hardliner im EZB-Rat lassen sich von der deutschen Rezession nicht beirren und wollen ihr Mandat, das stabile Preise vorschreibt, unbeirrt verfolgen. Dazu gehört auch der Präsident der Deutschen Bundesbank.

© emranashraf / stock.adobe.com

Die Nachricht von der ersten Rezession in Deutschland seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 wird in Frankfurter EZB-Tower kaum wahrgenommen. Die Europäische Zentralbank bleibt unbeirrt auf Straffungskurs, berichtet Bloomberg.

Der unerwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung – der zweite in Folge – um 0,3 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres sei für die Währungshüter schon wieder Schnee von gestern und wird sie nicht von der Bekämpfung der Inflation als oberster Priorität abbringen.

EZB zeigt sich hartleibig
Während sie sich bemüht, den Anstieg der Verbraucherpreise wieder unter Kontrolle zu bringen, hat die EZB bereits signalisiert, dass sie bereit ist, die Zinsen weiter zu erhöhen, selbst wenn die US-Notenbank eine Pause einlegt.

Erste Äußerungen in den Stunden nach den revidierten deutschen Daten vom Donnerstag zeigten keine Anzeichen für ein Schwanken in dieser Mission - was darauf hindeutet, dass die Auswirkungen der Daten vorerst auf den politischen Bereich beschränkt bleiben dürften.

Joachim Nagel demonstriert Stärke und Entschlossenheit
“Um das Inflationsgespenst zu verscheuchen, haben wir im Eurosystem mit unserer Geldpolitik entschlossen gehandelt”, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel vor Unternehmensberatern im schweizerischen Obbürgen. “Und wir werden im EZB-Rat auf diesem geldpolitischen Straffungspfad weitergehen, um die hohe Inflation zu überwinden.”

Nagel gehört zu den Falken, die bis zu drei weitere Zinserhöhungen in Aussicht stellen und der Meinung sind, dass die Eindämmung des Preisanstiegs der Schlüssel ist, um die Wirtschaft in der Eurozone wieder in Schwung zu bringen. Auch die Geldmärkte zeigten sich unbeeindruckt und behielten weitere Zinsschritte eingepreist.

“Die überraschende Schwäche ... ist eine Erinnerung daran, dass das Wachstum anfällig ist, noch bevor die straffere Geldpolitik voll durchschlägt”, sagt Jamie Rush, Chefökonom für Europa bei Bloomberg Economics. “Für die EZB liegt der Schwerpunkt weiterhin auf der zugrunde liegenden Inflation. Unsere Prognosen zeigen, dass sich die Kerninflation bis in den Sommer hinein beschleunigen wird, so dass die EZB mindestens bis Juli ihre Geldpolitik beibehalten wird.”

Keiner der von Bloomberg befragten Analysten hatte einen so starken Rückgang des deutschen BIP vorhergesagt - der Höhepunkt einer Reihe von schlechten Wirtschaftsdaten.

Verbraucher halten sich bei ihren Ausgaben für Waren von Lebensmitteln bis Autos zurück. Die Lage im Verarbeitenden Gewerbe hat sich verschlechtert. Das ifo-Institut meldete, dass sich die Geschäftsaussichten im Mai zum ersten Mal seit Oktober eingetrübt haben, während Einkaufsmanager einen deutlichen Rückgang der Produktion berichteten.

Der DIHK erklärte auf Basis seiner eigenen Mitgliederbefragung am Montag, es gebe kaum Anzeichen für einen Aufschwung und blieb bei seiner Prognose einer Stagnation. Nur der robuste Dienstleistungssektor treibt noch das Wachstum an. Die Bundesbank erwartet, dass damit im laufenden Quartal wieder eine Expansion erreicht werden kann.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos lässt ebenfalls aufhorchen
Freilich bleibt währenddessen die Inflation weiterhin unbesiegt. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sprach das laut Bloomberg vor dem Europäischen Parlament am Donnerstag an: “Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein Niveau gebracht werden, das ausreichend restriktiv ist, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu ermöglichen”, sagte er in Brüssel. Sobald das Ziel erreicht ist, “werden sie so lange wie nötig auf diesem Niveau gehalten”, sagte er.

Des Weiteren forderte de Guindos laut einem Reuters-Bericht die Verringerung staatlicher Hilfen zur Abfederung der Folgen durch die Energiekrise. "Ein wichtiger Faktor für die künftigen Inflationsaussichten ist das Verhalten der Fiskalpolitik." Da die Energiekrise nachlasse, sollten die Regierungen die entsprechenden Hilfen in abgestimmter Weise zurücknehmen. So lasse sich verhindern, dass noch mehr Inflationsdruck entsteht. Die EU-Kommission hatte bereits am Mittwoch die EU-Länder dazu aufgefordert, bis Ende dieses Jahres die Energiehilfen zu beenden. (aa)

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