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EZB-Direktorin Schnabel plädiert für deutliche Zinsschritte

Isabel Schnabel spricht sich für spürbare Zinserhöhungen aus und deutet auch an, wie die Europäische Zentralbank im Rahmen ihrer Anleihenkäufe für eine nachhaltigere Wirtschaft sorgen könnte.

Isabel Schnabel, EZB
Isabel Schnabel, EZB© Alex Kraus / Bloomberg

Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen laut Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel noch viel weiter anheben müssen. Die Inflation im Euroraum ist zwar gesunken, hat aber gerade erst wieder einstelliges Niveau erreicht. Das ist einem Bloombergbericht zu entnehmen.

“Die Zinsen müssen immer noch deutlich und stetig steigen, um ein Niveau zu erreichen, das ausreichend restriktiv ist, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu gewährleisten”, sagte Schnabel am Dienstag auf einer Konferenz der schwedischen Riksbank in Stockholm. “Von selbst wird die Inflation nicht nachlassen.”

Von den Euro-Ära-Rekorden des vergangenen Jahres hat sich die Gesamtinflation zwar zurückentwickelt. Die EZB-Räte beharren dennoch darauf, dass die Geldpolitik weiter gestrafft werden muss, um die ausufernde Kerninflation in den Griff zu bekommen. Letztere hat im Dezember einen Rekordwert erreicht.

Wasser auf die Mühlen der EZB ist dabei die Konjunkturentwicklung, die die Erwartungen derzeit übertrifft. Goldman Sachs hat gerade die Prognose für die Eurozone erhöht und geht nun davon aus, dass eine Rezession vermieden werden kann (Institutional Money berichtete).

Grüne Anleihen im Vorteil
Schnabel wies Kritik zurück, dass höhere Zinsen den grünen Wandel in Europa erschweren, indem sie die notwendigen Investitionen verteuerten. “Während höhere Kreditkosten die Finanzierung erneuerbarer Energien und grüner Technologien verteuern, wäre es irreführend, höhere Zinsen als Vorwand für eine weitere Verzögerung des grünen Wandels zu benutzen”, so die EZB-Direktorin.

Schnabel deutete auch eine mögliche Änderung der Haltung der EZB zu ihrem Beitrag zur Ökologisierung der Wirtschaft an. In der Vergangenheit hat sich die Notenbank verpflichtet, bei der Reinvestition fällig werdender Unternehmensanleihen Umweltstandards besonders zu berücksichtigen. Aber ausgetauscht werden Anleihen von umweltverschmutzenden Industrien nicht gegen solche umweltfreundlicher Betriebe.

“Wenn keine Reinvestitionen stattfinden, müsste eine aktive Umschichtung des Portfolios zugunsten umweltfreundlicherer Emittenten in Betracht gezogen werden”, so Schnabel. Der Versuch, das Anleiheportfolio umweltfreundlicher zu gestalten, müsse auch ihr Staatsanleihenportfolio einbeziehen, sagte sie.

Als Optionen nannte sie die Erhöhung des Anteils der von supranationalen Institutionen und Agenturen begebenen Anleihen sowie eine stetige Umschichtung der Bestände in von Regierungen begebene grüne Anleihen. (aa)

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