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Christine Lagarde und Isabel Schnabel über die weitere Geldpolitik

Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, und Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel bestätigen unabhängig voneinander in Interviews die Entschlossenheit der EZB, gegen die Inflation anzukämpfen.

© KK imaging / stock.adobe.com

Der Kampf der Europäischen Zentralbank gegen die Inflation ist laut Christine Lagarde noch nicht zu Ende und weitere Maßnahmen seien erforderlich, berichtet Bloomberg News.

In einem am Mittwoch veröffentlichte Interview mit der japanischen Zeitung Nikkei verwies die EZB-Präsidentin darauf, dass die Inflation inzwischen zwar deutlich unter ihrem zweistelligen Höchststand liegt. Es gebe jedoch “erhebliche Aufwärtsrisiken”. Insbesondere auf den Schub für die Löhne müsse die EZB achtgeben. “Wir haben sehr bewusst und entschlossen gehandelt, um die Inflation zu bekämpfen”, unterstrich Lagarde. Dennoch habe die Notenbank “noch viel vor uns”.

Die EZB hat vergangene Woche das Tempo ihrer geldpolitischen Straffung verlangsamt, dabei aber betont, dass die Zinserhöhungen noch nicht abgeschlossen seien. Die Inflation liegt nach wie vor weit über dem Zielwert von zwei Prozent. Einige Mitglieder des EZB-Rats erklärten, dass sie eine nachhaltige Trendwende bei der Kerninflationsrate (ohne Lebensmittel und Energiekosten) abwarten wollen, bevor eine Straffungspause eingelegt werden kann.

Zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone sagte Lagarde im Nikkei-Interview, eine Rezession sei nicht das Basisszenario.

Isabel Schnabel: EZB muss mehr tun, um Inflation auf zwei Prozent zu bringen
Die Europäische Zentralbank muss mehr tun, um die Inflation wieder auf das Ziel von zwei Prozent zu bringen, auch wenn sie noch darauf wartet, dass sich die volle Wirkung ihrer bisherigen Maßnahmen entfaltet. Das erklärte Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel am Dienstagabend in Frankfurt, wie einem weiteren Bloomberg-Bericht zu entnehmen ist.

Nach den 375 Basispunkten, um die die Zinsen seit letztem Sommer angehoben wurden, seien nun kleinere Zinsschritte angemessen, sagte Schnabel. Auch mit Erhöhungen um einen Viertelpunkt könnten die Zinsen ein ausreichend restriktives Niveau erreichen.

“Wir werden mit voller Entschlossenheit die Zinsen so weit erhöhen, bis sich abzeichnet, dass auch die Kerninflation nachhaltig zurückgeht”, sagte sie. “Es gibt auf Basis der heutigen Daten keinen Zweifel daran, dass wir mehr tun müssen, um die Inflation zeitnah auf unser Ziel von zwei Prozent zurückzubringen.”

Die Verlangsamung des Zinserhöhungstempos, die die EZB in der vergangenen Woche beschlossen hat, bedeute nicht, dass bald Schluss sei mit den Zinserhöhungen, so Schnabel. EZB-Präsidentin Christine Lagarde “hat unmissverständlich klar gemacht, dass die Verlangsamung der Zinserhöhung kein Hinweis darauf ist, dass wir bald aufhören werden, die Zinsen zu erhöhen”, betonte sie.

Die deutsche Direktorin gehört zu den entschiedensten Falken in der EZB. Sie drängte auf eine schärfere Formulierung in der März-Erklärung und schloss einen Schritt von 50 Basispunkten im Vorfeld der letzten Entscheidung am 4. Mai nicht aus, die einen halb so großen Schritt brachte.

Laut einem Interview mit der FAZ hätte auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel sich “einen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten vorstellen können”.

Der lettische EZB-Rat Martins Kazaks sagte am Montag im Interview mit Bloomberg, dass der Straffungsprozess möglicherweise im Juli noch nicht abgeschlossen sein wird. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass er mit einem Einlagensatz von 3,75 Prozent (gegenüber derzeit 3,25%) endet. (aa)

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