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Capital Group: Sind Staats-und Unternehmensanleihen kaufenswert?

Expansive Geld- und Fiskalpolitik sowie steigende Inflation: Am Anleihenmarkt werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin genau beobachtet. Einer dieser Beobachter ist Peter Becker von der Capital Group, der die Situation und Potentiale von Staats- und Unternehmensanleihen analysiert.

Peter Becker, Capital Group
Peter Becker, Capital Group© Capital Group

„Aufgrund der höheren Inflations- und Wachstumserwartungen sind die Langfristrenditen in den USA stärker gestiegen als in anderen Ländern,“ erläutert Peter Becker, Investment Director Fixed Income bei Capital Group. Die Zinsstrukturkurven seien in diesem Zusammenhang in vielen Industrieländern, durch den Ausverkauf langlaufender Titel, steiler geworden: „Die US-Zehnjahresrendite ist im ersten Quartal 2021 von 0,91 Prozent auf 1,74 Prozent gestiegen,“ sagt Becker. Auch die deutschen und britischen Renditen hätten zugelegt, wenn auch nicht in diesem Rahmen. Damit stellt sich die Frage, ob und wo Institutionelle investieren können.

Dollarblock und China bieten Opportunitäten
Auch die relativen Bewertungen der einzelnen Industrieländermärkte seien von der veränderten Inflationserwartung beeinflusst worden: „US-Staatsanleihen sind attraktiver geworden,“ so Becker. „Andere Länder des Dollarblocks, wie Australien, scheinen ebenfalls interessant.“

Die chinesischen Zehnjahresrenditen lägen unterdessen weiter über drei Prozent. Derzeit besteht hohe Anlegernachfrage aufgrund einer geringen Korrelation mit anderen Anleihen und einer möglicherweise schwächeren chinesischen Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte. Deshalb sei der Markt im Vergleich zu anderen attraktiv.

Unternehmensanleihen unter Druck
„Ende 2020 waren die Unternehmensanleihenspreads wieder auf demselben Niveau wie vor der Corona-Pandemie,“ sagt Becker. „Trotz einer gewissen Volatilität hat sich der Spread von globalen Unternehmensanleihen seit Jahresbeginn weiter leicht eingeengt.“

Gemessen am Bloomberg Barclays Global Aggregate Corporate Index habe diese Assetklasse bis Ende Mai rund 125 Basispunkte Mehrertrag, relativ zu Staatsanleihen, verzeichnet. „Absolut gesehen liegt sie aber seit Jahresbeginn um 1,83 Prozent im Minus, im ersten Quartal 2021 sogar um 4,25 Prozent,“ so Becker. Dies sei eines der schlechtesten Quartalsergebnisse für globale Unternehmensanleihen überhaupt gewesen. Dies habe am weltweit starken Renditeanstieg, aufgrund der höheren Inflations- und Leitzinserwartungen, gelegen.

„Unsere Aussicht für diese Assetklasse ist gemischt,“ analysiert Becker. Demnach könne die anhaltende Notenbankliquidität die Unternehmensanleihen weiter stützen, auch die Markttechnik sei gut: Trotz der hohen Verluste im ersten Quartal seien Neuemissionen bei Anlegern sehr beliebt gewesen. Auch die Fundamentaldaten der Unternehmen würden sich allmählich bessern, demnach gingen die Fremdkapitalquoten zuletzt zurück und die Barmittelbestände befänden sich auf Rekordniveau.

„Zur Vorsicht mahnen allerdings die Bewertungen,“ sagt Becker. „Insgesamt sind die Spreads im Vergangenheitsvergleich sehr niedrig und kompensieren die noch immer schwachen Fundamentaldaten nicht vollständig.“ Umso wichtiger sei eine sorgfältige Einzeltitelauswahl. (aa)

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