Logo von Institutional Money
| Märkte

BlueBay AM: Großer 50-Bp-Zinsschritt würde mehr schaden als nutzen

Ein März-Zinsschritt der Fed um ganze 50 Basispunkte (Bp) würde mehr schaden als nützen, warnt der Anlagechef von Bluebay Asset Management. Während in den USA die Geldpolitik restriktiver wird, spricht Dowding für Europa eine leichte Entwarnung aus. Das liegt an der Verankerung der Zinserwartungen.

Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Mark Dowding, BlueBay Asset Management© BlueBay Asset Management

Trotz eines rekordhohen Inflationsdrucks in den USA erwartet Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, eine maßvolle Straffung der US-Geldpolitik, die an den Straffungszyklus von 2004 bis 2006 erinnern dürfte. In der Eurozone deutet alles auf einen Zinsanstieg in diesem Sommer hin, ungeachtet der bisherigen EZB-Zusicherungen. Das sind die wichtigsten Eckpunkte eines aktuellen Marktkommentars des Bluebay AM-CIOs.

Neue Höchststände
In den vergangenen Tagen wurde ein neuer 40-Jahres-Höchststand bei der Gesamt- und Kerninflation in den USA gemeldet. In der Folge haben sich die Inflationsängste weiter verstärkt, was zu Spekulationen führte, dass die Fed bereits im März eine Zinserhöhung um gleich 50 Basispunkte ankündigen könnte. "Wir halten einen übergroßen Zinsschritt für unwahrscheinlich und gehen davon aus, dass wir uns dem Höhepunkt der US-Inflation nähern", erklärt Dowding.

Obwohl Dowding wie vor der Ansicht ist, dass die Inflation langsamer fallen wird als von vielen Marktteilnehmern erwartet, geht er davon aus, dass die Fed in den kommenden Monaten eine maßvolle Straffung der Geldpolitik vornimmt, die an den geldpolitischen Straffungszyklus von 2004 bis 2006 erinnert. "Wir sind der Ansicht, dass ein März-Zinsschritt um ganze 50 Basispunkte mehr schaden als nützen würde, da er von den Märkten als stillschweigendes Eingeständnis eines politischen Fehlers aufgefasst werden könnte. Und würde die US-Notenbank sich dazu gezwungen sehen, abrupt auf die Bremse zu treten, besteht die Gefahr eines erhöhten Rezessionsrisikos in den kommenden Quartalen".

Umsichtige Normalisierung der Geldpolitik erwartet
Da die Fed versuchen wird, das Wirtschaftswachstum im Rahmen ihres doppelten Mandats (zum einen stabile Preise und moderate langfristige Zinsen, zum anderen maximale Beschäftigung) aufrechtzuerhalten, erwartet Dowding eine umsichtige Normalisierung der Geldpolitik. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Marktprojektionen für bis zu sieben Zinsschritte der Fed – bis auf 1,65 Prozent Ende 2022 – als angemessen. "Unsere eigenen Prognosen im Hinblick auf das US-Wachstum und die Inflation im Jahr 2023 und darüber hinaus sind allerdings etwas höher als der Markt im Konsens einschätzt", merkt Dowding an.

Europa im Beschwichtigungsmodus
In Europa bemühen sich die EZB-Repräsentanten, die Märkte zu beschwichtigen, die nach den aggressiven Äußerungen von Christine Lagarde im Anschluss an die EZB-Ratssitzung der vergangenen Woche mit schnelleren Zinserhöhungen und einer Ausweitung der Spreads von Staatsanleihen rechnen.

Die Geldmärkte in der Eurozone preisen Zinserhöhungen von insgesamt mehr als 130 Basispunkten vor Ende 2023 ein. Die Marktentwicklung deutet auf einen Zinsanstieg in diesem Sommer hin, ungeachtet der bisherigen EZB-Zusicherungen, nicht vor dem Ende der aktiven QE-Anleihekäufe – die derzeit für Ende 2022 geplant sind – an der Zinsschraube zu drehen.

Doch nachdem der Verbraucherpreisindex zuletzt auf 5,1 Prozent gesprungen ist, wird die EZB Dowding zufolge Schwierigkeiten haben, zu ihren Zinsprojektionen zu stehen, ohne ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren. Das Mandat der Europäischen Zentralbank umfasst die Gewährleistung der Preisstabilität. Es seu daher absehbar, dass stärkere Korrekturen der Inflationsprognosen auf der März-Sitzung der EZB nur zu einem führen können: In den kommenden Monaten dürften restriktivere geldpolitische Maßnahmen folgen.

"Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die nächsten Inflationsdaten bald auf eine Abschwächung der Teuerung in der Eurozone hindeuten könnten. Folglich ist es möglich, dass die neuen Daten der EZB in den kommenden Monaten wieder Luft verschaffen, sodass sie nicht zu aggressiv vorgehen muss. Unserer Einschätzung nach sind die Inflationserwartungen in der Eurozone generell stärker verankert als in vielen anderen entwickelten Märkten, so dass der Druck auf die EZB nachlassen könnte, sobald sich der Verbraucherpreisindex wieder dem Zielwert nähert", weckt Dowding abschließend Hoffnung. (aa)

Dieses Seite teilen