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BlueBay ortet Glaubwürdigkeitsproblem bei Christine Lagarde

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, geht davon aus, dass die Inflationsprognosen für die Eurozone auf der März-Sitzung der Europäischen Zentralbank nach oben korrigiert werden, nachdem die Inflationsrisiken eindeutig zunehmen.

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management
Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management© BlueBay AM / Institutional Money

Mark Dowding, CIO bei BlueBay Asset Management, analysiert trocken: „Auf der jüngsten EZB-Sitzung versuchte Christine Lagarde, den Märkten die Botschaft einer weiterhin relativ lockeren Geldpolitik zu vermitteln. Viele Marktteilnehmer ließen sich jedoch von ihren einleitenden Bemerkungen nicht täuschen, denn in ihren anschließenden Kommentaren zur Zinssitzung wurde deutlich, dass der EZB-Rat ab sofort in Richtung einer strafferen Geldpolitik gehen will. Die Marktteilnehmer kamen infolgedessen zu dem Schluss, dass die Inflationsprognosen auf der März-Sitzung nach oben korrigiert werden, weil die Inflationsrisiken eindeutig in diese Richtung zeigen."

Kein günstiges Bild abgegeben
Bislang vertrat die EZB die Linie, die Zinsen erst nach Beendigung der Ankäufe von Vermögenswerten anzuheben. Da die Märkte inzwischen jedoch eine Zinsanhebung um zehn Basispunkte im Juni erwarten würden, bestehe der Eindruck, dass auch ein früheres Ende der Ankäufe von Vermögenswerten bevorstehen könnte, was die Anleihe-Spreads in der Eurozone belasten dürfte, so Dowding weiter. Allerdings: In vielerlei Hinsicht ließen Lagardes jüngste Äußerungen ein gehöriges Maß an Glaubwürdigkeit vermissen. Bei genauen Beobachtern kam der Eindruck auf, dass es sich bei der Pressekonferenz um einen Termin handelte, dem sich die EZB-Chefin nur zu gern entzogen hätte. Ganz klar: Die Umsetzung der EZB-Politik wird in diesem Jahr immer schwieriger werden.

Straffung der Geldpolitik wird unvermeidlich
Letztlich ist man bei BlueBay AM jedoch der Meinung, dass die Inflationserwartungen in Ländern wie Deutschland stärker als in anderen Ländern verankert sind. Der Einschätzung des Hauses zufolge wäre eine Zinserhöhung in den nächsten sechs Monaten verfrüht. Die Marktteilnehmer müssen sich jedoch darauf einstellen, dass eine Straffung der Geldpolitik unvermeidlich geworden ist.

Überschießende Inflation und leer gefegter Arbeitsmarkt
Dowding führt aus: "Wir erwarten, dass es in den kommenden Monaten zu weiteren Zinserhöhungen und einer Abkehr von der quantitativen Lockerung kommen wird: Die Inflation überschießt und der Arbeitsmarkt ist angespannt. Viele Länder haben mit der Verfügbarkeit von Arbeitskräften zu kämpfen, vor allem auch im Niedriglohnsektor. Besonders gravierend ist die Lage in Großbritannien: Weil viele jüngere EU-Bürger angesichts des Brexit und der Pandemie das Vereinigte Königreich verlassen haben, scheinen die Herausforderungen für den Arbeitsmarkt hier akuter zu sein als in anderen Ländern. Die steigende Inflation dürfte den Lohndruck verstärken. Obwohl die Bank of England Sorge hat, die Zinssätze zu stark oder zu schnell anzuheben, könnten die aus der Verankerung gelösten Inflationserwartungen der Zentralbank letztendlich kaum eine andere Wahl lassen.“ (kb)

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