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BlueBay AM: EMD-Renditen auf 13-Jahres-Hoch locken zum Einstieg

Trotz des Ausverkaufs bei Emerging Market Debt (EMD) und inzwischen hoher Renditen halten sich viele Investoren mit Käufen zurück. Polina Kurdyavko, Head of Emerging Markets bei BlueBay AM, nennt jene Strategien, die derzeit aussichtsreich sein könnten.

Polina Kurdyavko, Head of Emerging Markets bei BlueBay Asset Management
Polina Kurdyavko, Head of Emerging Markets bei BlueBay Asset Management© Robin Stanley für BlueBay Asset Management

Nach Ansicht von Polina Kurdyavko, Head of Emerging Markets bei BlueBay Asset Management, könnte der Markt für Schwellenländeranleihen in den kommenden sechs bis neun Monaten Chancen für Hedge-Fonds-Strategien bieten, die gerade von der Volatilität profitieren können. "Es gibt mehrere Segmente innerhalb der Anlageklasse, die sowohl aus Beta- als auch aus Long/Short-Perspektive interessant scheinen", merkt Kurdyavko an.

Renditen auf 13-Jahres-Hoch
"Was das Beta betrifft, so befinden sich die Renditen der Anlageklasse auf einem 13-Jahres-Hoch. Auch wenn es kurzfristig zu weiteren Abwärtsbewegungen kommen könnte: Mittelfristig bieten ausgewählte Marktsegmente unserer Meinung nach Potenzial", merkt Kurdyavko an.

In der Vergangenheit ließen sich robuste Renditen erzielen, indem Ausverkäufe bei Schwellenländeranleihen genutzt wurden. Kurdyavko geht davon aus, dass dies auch jetzt so sein wird. Das hängt aber u.a. von drei wichtigen Stellschrauben ab.

Drei maßgebliche Faktoren

  • US-Zinsen: Die Inflation in den Vereinigten Staaten bleibt hartnäckig. Die Marktteilnehmer beginnen aber, am langen Ende der Zinskurve eine höhere Rezessionswahrscheinlichkeit einzupreisen. Dadurch ist sie stärker verankert. High-Carry-Anlagen wie Schwellenländeranleihen können davon profitieren, da sie eher von der Stabilität der Zinskurve abhängig sind.
  • Russland/Ukraine-Krieg: Die Investoren warten auf eine Lösung für den Krieg und seine Auswirkungen auf Energie- und Agrarrohstoffe. Solange die Unsicherheit anhält, dürften sich einige Schwellenländeranlagen nur schwerlich stabilisieren können. Das könnte zu Herausforderungen auf der Beta-Seite führen. Es schafft aber auch ein Umfeld, in dem es vorteilhaft sein kann, flexibel Long- und Short-Positionen einzugehen.
  • Politische Unsicherheiten: Eine Reihe von Schwellenländern durchlaufen politische Veränderungen. Deren Resultate werden den Umfang ihres Engagements beim Internationalen Währungsfonds bestimmen. Das gilt beispielsweise für Sri Lanka, Tunesien, Pakistan und in gewissem Maße auch für Argentinien. Daraus könnten sich positive Impulse ergeben.

"Dennoch wird Flexibilität aus unserer Sicht von ganz zentraler Bedeutung sein, um positive Renditen zu erzielen", betont Kurdyavko.

Unterschiedliche Aussichten sprechen für Long/Short-Strategien
Für Long/Short-Strategien bieten sich Kurdyavkos Einchätzung nach aufgrund des hohen Differenzierungsgrades zahlreiche Gelegenheiten. In China beispielsweise hat die Corona-Politik einige Sektoren erheblich belastet, während andere sich relativ robust zeigten. Auch auf den lokalen Zinsmärkten rechnet Kurdyavko mit mehr Opportunitäten, da die Inflation in einigen Ländern auf ihren Höhepunkt zusteuert. Umgekehrt könnte die ineffektive Geldpolitik in Ländern wie der Türkei die Inflation weiter verschärfen und die Währung und damit auch den Bankensektor stärker unter Druck setzen.

"Mit Blick auf notleidende Kredite sind wir zwar nach wie vor von ausgewählten Staatsanleihen sowie bestimmten Unternehmenstiteln überzeugt, beobachten aber vorsichtig die Entwicklungen in einigen anderen Bereichen, in denen wir Gegenwind von politischer Seite erwarten – zum Beispiel bei bestimmten Unternehmen in China und der Türkei", erklärt Kurdyavko.

Institutionelle werden wieder investieren
Schwellenländeranleihen haben jüngst noch nie dagewesene Kapitalabflüsse erlebt. Es gibt aber Kurdyavko zufolge Anzeichen dafür, dass sich institutionelle Investoren wieder verstärkt engagieren wollen – auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis sich das vollständig manifestiert.

Ein Großteil des Interesses der Anleger konzentriert sich auf Hartwährungsanlagen und flexible Total-Return-Strategien, bei denen sie sich nicht auf eine einzelne Anlageklasse festlegen müssen. Vor dem Hintergrund ihrer mangelnden Überzeugung hinsichtlich des Betas der einzelnen Anlageklassen hält Bluebay AM dies auch für sinnvoll.

"Wir beobachten aber auch Impulse für Low-Turnover-, Index-Plus- sowie Buy-and-Hold-Strategien. Diese kommen insbesondere von deutschen und niederländischen Versicherern sowie von japanischen Anlegern, die von den Renditen in den Schwellenländern profitieren wollen", merkt Kurdyavko an. Aber auch das Interesse an Long/Short-Strategien habe in den vergangenen sechs Monaten zugenommen, da einige Anleger eine Allokation in Hedge-Fonds in Erwägung ziehen und mehr Flexibilität sowie unkorrelierte Anlagen in ihren Portfolios wünschen. (aa)

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