Logo von Institutional Money
| Märkte

Bantleon: Die EZB steht vor einem Kurswechsel

Europas Währungswächter könnten ihre Wertpapierkäufe bereits im laufenden Jahr zurückfahren, sagt Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann. Diese Entwicklung kommt zwar überraschend, ist aber durchaus logisch.

© bluedesign / stock.adobe.com

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihre Anleihekäufe wider Erwarten früher zurückfahren als die Fed. Lange sah es so aus, als würde in Frankfurt im laufenden Jahr an der Höhe der Wertpapierkäufe nicht gerüttelt. "Wie aus dem Nichts deuteten jedoch in den vergangenen Tagen gleich mehrere EZB-Vertreter einen vorsichtigen Kurswechsel an", berichtet Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Fondsanbieters Bantleon. Momentan sieht es danach aus, als werde das Tempo der Anleihekäufe bereits im vierten Quartal 2021 gedrosselt.

Hartmann findet den möglichen Sinneswandel der Frankfurter Währungswächter nachvollziehbar. Er weist darauf hin, dass die Eurozone sowohl bei der Pandemiebekämpfung als auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine gute Figur macht. "Die Impfquoten liegen inzwischen deutlich höher als in den USA", sagt er. Entsprechend rollt die aktuelle Infektionswelle weniger wuchtig, was wiederum die Wirtschaft schont. Die Wirtschaftsleistung der Währungsunion dürfte bereits Ende dieses Jahres wieder das Vorkrisenniveau erreichen, nicht erst Mitte kommenden Jahres. "Dies war stets ein Prüfstein der EZB, um über die Fortführung der Notfallmaßnahmen zu entscheiden", erklärt Hartmann.

Von der Teuerung überrumpelt
Ein weiterer Grund für eine allmähliche Rückkehr zur geldpolitischen Normalität ist die Inflation, die deutlich höher liegt als von der EZB vorhergesagt. Die Notenbank hatte für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einem Prozent prognostiziert. Im August lag die Teuerung in der Eurozone jedoch bei drei Prozent. Der Bantleon-Chefvolkswirt gehört zu jenen, die daran zweifeln, dass sie im kommenden Jahr wieder deutlich unter zwei Prozent fällt. "Alles in allem gibt es viele gute Gründe für die Geldpolitik, den Fuß vom Gas zu nehmen und die Wertpapierkäufe zurückzuführen", resümiert er. (fp)

Dieses Seite teilen