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Das erwartet Michael Heise von der EZB-Sitzung am Donnerstag

Am 9. September tagt die Notenbank der Eurozone rund um EZB-Chefin Christine Lagarde wieder. Dr. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, erklärt, was er von diesem Meeting erwartet.

Dr. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust
Dr. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust© HQ Trust

„Die bereits im Juni deutlich erhöhten Inflationsprojektionen dürften aufgrund des sich weiter aufbauenden Preisdrucks abermals deutlich nach oben korrigiert werden, prognostiziert Dr. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, in einem aktuellen Kommentar im Vorfeld der EZB-Sitzung kommenden Donnerstag.

Heise zufolge dürften im Jahresdurchschnitt 2021 die Verbraucherpreise (HVPI) eher um 2,5 Prozent als um die bisher angenommen 1,9 Prozent steigen. Und für das kommende Jahr ließen sich auch im Falle einer deutlichen Abflachung der laufenden monatlichen Inflationsraten jahresdurchschnittliche Preissteigerungen von 2 bis 2,5 Prozent errechnen, die weit über EZB Projektion von 1,5 Prozent im Juni liegen.

Wird PEPP reduziert?
Die Aussicht auf eine anhaltende Konjunkturerholung in der Eurozone und stärkere Inflationstendenzen dürften die EZB veranlassen, auf eine Anpassung der Anleihekaufprogramme hinzuweisen, glaubt Heise.

Denkbar und sinnvoll wäre für Heise eine deutliche Reduzierung – etwa eine Halbierung – der Anleihekäufe im Rahmen des Notfallprogramms (PEPP). Angesichts der seit der Corona-Krise erheblich gestiegenen Geldmenge in den Händen der Nichtbanken sollte dies Heise zufolge nicht durch eine Aufstockung des regulären Anleihekaufprogramms APP und entsprechend mehr Geldschöpfung auf diesem Wege kompensiert werden.

Höhere Renditen akzeptieren
Hinweise auf eine Anpassung der Anleihekaufprogramme könnten Zinssteigerungstendenzen an den Kapitalmärkten nach sich ziehen. In begrenztem Umfang sollte die EZB höhere Renditen tolerieren, erklärt Heise weiter. „Die reale Verzinsung von Staatsanleihen des Euroraumes (nominale Rendite abzüglich Inflation) ist so stark in den negativen Bereich gerutscht, dass eine weitere Inflation der Vermögenspreise – insbesondere auch auf den verteilungs- und gesellschaftspolitisch wichtigen privaten Immobilienmärkten – vorgezeichnet ist.“

Angebotsengpässe sorgen für höhere Preise
Die Probleme der EWU-Mitgliedsländer liegen derzeit nicht an zu geringer Nachfrage, auf deren Ankurbelung sich die Geldpolitik seit Jahren richtet, sondern an inflationstreibenden Engpässen auf der Angebotsseite der Volkswirtschaften. „Die Effekte der Pandemie haben sich von einer deflationären Wirkung in eine eher inflationäre Wirkung gewandelt. Wie lange sie anhält, ist unsicher, und kann auch durch die aktuellen ökonomischen Modelle der Notenbanken nicht beantwortet werden", erklärte Heise abschließend. (aa)

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