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Acatis-Chef Hendrik Leber: "Bitcoin bei 500.000 Dollar – warum nicht?"

Der versierte Value-Investor ist schon länger bekennender Bitcoin-Fan, im Gegensatz zu seinem Vorbild Warren Buffett. Leber sieht indes keinen Anlass, sich für seine Begeisterung zu der Kryptowährung zu rechtfertigen.

Hendrik Leber, Gründer der Investmentboutique Acatis: "Wenn sich der Bitcoin-Wert halbiert, ist es egal, wenn er sich verdoppelt, dann ist das schön."
Hendrik Leber, Gründer der Investmentboutique Acatis: "Wenn sich der Bitcoin-Wert halbiert, ist es egal, wenn er sich verdoppelt, dann ist das schön."© Axel Gaube / FONDS professionell

Kryptowährungen sind alles andere als klassische Substanzwerte. Und doch gehört ausgerechnet Hendrik Leber, Chef der Investmentboutique Acatis und seines Zeichens einer der bekanntesten Vertreter des Value-Investing in Deutschland, zu den wenigen Fondsmanagern, die Bitcoin im Portfolio haben. Mit seinem Mischfonds Acatis Datini Valueflex setzt er Strategien um, durchaus auch spontan, die er persönlich für aussichtsreich hält. Mit dem Bitcoin verbindet den Fondsmanager allerdings kein oberflächlicher Flirt, sondern eine langjährige Zuneigung. Schon vor fünf Jahren hat er per Zertifikat in die weltgrößte Digitalwährung investiert, schreibt das "Handelsblatt" in einem Porträt des renommierten Investors. Seitdem hält er unbeirrt daran fest – obwohl der Bitcoin-Preis inzwischen mehr als 50-mal so hoch liegt.

Leber hat sein Bitcoin-Investment stets gegen Kritiker verteidigt. Dabei hat er gute Argumente auf seiner Seite. "Das Angebot ist knapp, Bitcoin hat viele Eigenschaften von Gold, und bisher besitzt ihn kaum jemand", sagt er. Der aktuell hohe Preis kann ihn nicht schrecken, denn er traut der Kryptowährung noch deutlich mehr zu: "Bitcoin bei 500.000 Dollar – warum nicht?"

Mit dieser Einschätzung vertritt der Acatis-Gründer indes eine Außenseiterposition. Sein Zunftkollege Jens Ehrhardt von DJE Kapital hatte kürzlich vor der "größten Blase aller Zeiten" gewarnt. Leber erklärt unterdessen mit Blick auf den Bitcoin: "Wenn sich der Wert halbiert, ist es egal, wenn er sich verdoppelt, dann ist das schön." Damit meint er, dass er völlig frei agieren kann. Sein Statement sagt allerdings auch einiges über die wilden Sprünge aus, die die weltgrößte Kryptowährung oft vollzieht.

"Rattengift" oder nicht?
Bemerkenswert ist, dass sich Leber mit seinem Bitcoin-Faible deutlich von seinem Vorbild abgrenzt, der Value-Investing-Legende Warren Buffett. Das "Orakel von Omaha" sieht den Bitcoin seit jeher äußerst kritisch. "Rattengift hoch zwei" nannte er die Digitalwährung vor einigen Jahren. Seitdem hat er diverse Male nachgelegt. "Kryptowährungen haben überhaupt keinen Wert", erklärte er etwa. Und erst im Januar sagte der Berkshire-Hathaway-Chef über die jüngste Bitcoin-Rally: "Ich kann fast mit Sicherheit sagen, dass das böse enden wird."

Nun ist Leber zwar ein bekennender Buffett-Verehrer – hat aber andererseits nie ein Hehl daraus gemacht, dass er den Großmeister keineswegs für unfehlbar hält. Er kritisiert etwa immer wieder, dass Buffett nie erwogen hat, sich die Aktie des Softwareriesen Microsoft anzuschauen, obwohl er seit vielen Jahren mit Microsoft-Gründer Bill Gates befreundet ist. Andererseits wisse Buffett durchaus, was er tue, auch wenn ihm Kritiker wegen seiner Abstinenz von Technologieaktien manchmal unterstellen, die moderne Wirtschaftswelt nicht zu verstehen. "Er ist geistig sehr viel beweglicher als die Leute, die aus ihm einen gutmütigen Opa machen möchten", sagte Leber in einem Interview über den Star-Investor.

Von dieser Aktie hält sich Leber fern
Auch wenn Buffett und Leber beim Bitcoin wohl nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner kommen, eint sie doch ein großes Vertrauen in ihre jeweiligen Fähigkeiten. "Ich will gar nicht rechtfertigen, was ich tue, manches ist einfach aus der Hüfte geschossen", räumt Leber im Gespräch mit dem "Handelsblatt" ein. Und fügt mit Blick auf den Acatis Datini Valueflex hinzu: "Das ist mein Sandkasten, ich will auch meinen Spaß haben." Für die breite Masse sei die Strategie des Mischfonds ohnehin nicht geeignet. Stattdessen sind "Friends and Family" dabei, und auch der Chef selbst mit eigenem Geld: "Ich bin auch privat im Fonds engagiert, ebenso meine Familie, meine Geschwister, Neffen, Nichten." Für die hat sich das Investment durchaus gelohnt. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat der Fonds rund 55 Prozent an Wert zugelegt.

Auf der Aktienseite, die rund 80 Prozent des Fonds ausmacht, konzentriert sich Leber derzeit auf die Themen Technologie und Gesundheit. "Die nächste große Revolution wird es im Gesundheitswesen geben", ist er überzeugt. Von einem besonders gehypten Tech-Wert hält er sich bei aller Risikofreude allerdings fern: "Die Tesla-Aktie ist abstrus überbewertet, jenseits von Gut und Böse." (fp)

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