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Ist Grenke eine zweite Wirecard? "Nein", sagt Hendrik Leber von Acatis

Die Aktien von Grenke haben am Mittwoch ihren Absturz beschleunigt, und auch die Anleihen gaben nach, obwohl das deutsche Leasingunternehmen die Vorwürfe des Shortsellers Fraser Perring zurückgewiesen hat und ein Hendrik Leber von Acatis dem Unternehmen beisprang.

Hendrik Leber hält am Grenke-Engagement fest.
Hendrik Leber hält am Grenke-Engagement fest.© Christoph Hemmerich / FONDS professionell

Grenkes Aktien und Anleihen weiten trotz Dementi Talfahrt aus. Die Aktie sackte von 65,26 Euro um mehr als 50 Prozent auf 26,70 Euro zu Handelsschluss am Mittwoch ab, während Grenkes 2025 fällige Anleihen im Volumen von 300 Millionen Euro auf 56,05 Cent fielen, von 98 Cent am Montag. Händler sehen die Bonds nun auf Distressed-Niveau, wie Bloomberg berichtet, auch wenn das verliehene Rating immer noch drei Stufen über “Junk” liegt.

Short Seller löst mit Report Abgabelawine aus
In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht hatte Perrings Viceroy Research Group dem Unternehmen vorgeworfen, Akquisitionen zu nutzen, um zu verschleiern, dass ein Großteil seiner ausgewiesenen liquiden Mittel gar nicht existiere. Grenke wies die Vorwürfe am Dienstagabend “auf das Schärfste” zurück und wird nun nachliefern müssen, um Bedenken zu zerstreuen. Grenke hat mittlerweile angekündigt, zu den übrigen Vorwürfen von Viceroy Research Stellung zu beziehen sowie rechtliche Schritte gegen das Unternehmen einzuleiten.

"Etwas komplexe und verwirrende Grenke-Bilanz"
Grenke müsse einen Vertrauensverlust bei Anleihegläubigern und S&P „unter allen Umständen“ vermeiden, da rund 55 Prozent der Bilanz über vorrangige unbesicherte Finanzierungen finanziert seien, schrieb Commerzbank-Analyst Christoph Blieffert in einer Note, aus der Bloomberg zitiert. Laut Warburg war der Shortseller-Angriff auf Grenke “perfekt im Timing und gut vorbereitet”. Zwar dürften sich einige der Vorwürfe vermutlich als nicht wahr herausstellen, jedoch müsse das Unternehmen vieles klarstellen, was kurzfristig wohl nicht geschehen werde, schreibt Warburg-Analyst Marius Fuhrberg. Man “muss zugeben”, dass Unternehmensstruktur und Bilanz von Grenke “etwas komplex und verwirrend” seien, so der Analyst.

Acatis springt MDax-Wert Grenke bei
Grenkes viertgrößter Aktionär Acatis Investment bezeichnete den Viceroy-Bericht als übertrieben. Es handle sich um einen Versuch, von dem Skandal um Wirecard zu profitieren, sagte Hendrik Leber, geschäftsführender Gesellschafter bei Acatis, in einem Telefoninterview mit Bloomberg. Grenke habe ein einfaches Geschäftsmodell, und Wirtschaftsprüfer könnten das Vorhandensein von Leasinggegenständen und Cash leicht überprüfen, erklärte er.

Vorwürfe erscheinen Acatis nicht stringent
Acatis habe die erhobenen Vorwürfe geprüft und sehe bislang keine belastbaren Belege für die Anschuldigungen, so der Vermögensverwalter in einer Aussendung von Mittwoch gegen 14.00 Uhr. Die Vorwürfe erschienen Acatis nicht stringent und worden einer Collage gleichen, hieß es da. Zu einem der zentralen Punkte von Viceroy Research, dass die von Grenke ausgewiesenen Bankguthaben nicht oder nur teilweise existierten, hat Grenke am Abend des 15. September eine Pressemitteilung veröffentlicht und diesem Vorwurf entschieden widersprochen. Das Guthaben bei der Deutschen Bundesbank betrage aktuell 761 Millionen Euro, was den Großteil der im Halbjahresbericht 2020 ausgewiesenen liquiden Mittel von 1.078 Millionen Euro ausmache. Allein diese Tatsache konstatiere einen großen Unterschied zum Wirecard-Fall, bei dem sich Guthaben in Milliardenhöhe bei philippinischen Banken als nicht existent herausstellten.

Acatis-Engagement bei Grenke im Detail
Das größte Einzelengagement in Grenke-Aktien hält Acatis in seinem Investmentfonds Acatis Gané Value Event Fonds. Zum letzten Bewertungstag am 15. September 2020 lag der Anteil der Grenke-Aktien bei 4,09 Prozent des Fondsvolumens. Ein Kursrückgang der Grenke-Aktie von etwa 20 Prozent wirkte sich mit ca. -0,8 Prozent auf den Fondspreis aus. Das größte Einzelengagement in Grenke-Anleihen hält der Rentenfonds Acatis IfK Value Renten (1,03 Prozent des Fondsvolumens zum Bewertungstag am 15. September 2020). (kb)

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