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Unicredit will Skandalbank kaufen

Andrea Orcel, Vorstandsvorsitzender der Unicredit, will Teile der mit Staatsgeld geretteten Krisenbank Monte dei Paschi erwerben und so die Position seines Hauses auf dem italienischen Heimatmarkt stärken.

© alessia_pierdomenico / Bloomberg

Seit Monaten wird darüber spekuliert, jetzt ist es fix: Die Unicredit steht kurz davor, ausgewählte Teile der staatlichen Krisenbank Monte dei Paschi (MPS) zu übernehmen, berichtet das "Handelsblatt". Italien musste die krisengeplagte MPS im Jahr 2017 mit über fünf Milliarden Euro retten, seither ist das Finanzministerium mit 68,5 Prozent größter Anteilseigner. Unicredit und Rom führen nun "exklusive Gespräche" über die Transaktion "der kommerziellen Aktivitäten von MPS", so das "Handelsblatt".

Unicredit-CEO Andrea Orcel erklärte in einer Pressekonferenz, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar sei, um welche MPS-Teile es sich konkret handele. Das werde sich in den kommenden Wochen herauskristallisieren. Unicredit hat Wachstum jedenfalls nötig: Die Fusion des größten Konkurrenten Intesa mit UBI Banca hat den Mutterkonzern der deutschen Hypovereinsbank und der Bank Austria unter Druck gebracht. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, könnte der MPS-Deal der Unicredit 3,9 Millionen neue Kunden, 80 Milliarden Euro an Kundenkrediten und 87 Milliarden Euro an Kundeneinlagen bringen. Die Übernahme würde die Position des Konzerns gegenüber Intesa auf dem italienischen Heimatmarkt also deutlich stärken.

Schrottkredite sollen draußen bleiben
Das Interesse der Unicredit an MPS kommt Rom entgegen. Laut EU-Vorgabe muss der italienische Staat bis spätestens Sommer 2022 seine Anteile an der Skandalbank verringern. Für Unicredit sind das größte Hindernis bei der Übernahme die Risiken in den Monte-Büchern. Der Vorstand der Gruppe fordert daher, dass außergewöhnliche Streitigkeiten, die nicht zum gewöhnlichen Bankgeschäft gehören ausgeschlossen werden – genauso wie notleidende Kredite, die in den vergangenen Jahren maßgeblich zum desolaten Zustand der MPS beigetragen hatten.

Die angekündigte Teil-Übernahme passt zur Neuorientierung der Unicredit-Gruppe unter Orcel. Dieser sieht Unicredit zwar als paneuropäische Gruppe, betont aber stets ihre italienischen Wurzeln. Passend dazu lief es zuletzt im Heimatmarkt besonders gut: Während der Gewinn der deutschen Tochter Hypovereinsbank im jüngsten Berichtszeitraum um 39 Prozent auf 53 Millionen Euro sank, verdiente Unicredit in Italien unterm Strich 1,03 Milliarden Euro. (fp)

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