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J.P. Morgan will Mitarbeiterzahl hierzulande um bis zu 25% erhöhen

Die US-Großbank will ihren Mitarbeiterstand in Deutschland um rund ein Viertel steigern.

© contrastwerkstatt / stock.adobe.com

JPMorgan Chase & Co. will seine Belegschaft in Deutschland weiter deutlich ausbauen. Erst vor kurzem hatte der Wall-Street-Riese mehrere zuvor eigenständige Europa-Einheiten in Frankfurt zusammengefasst. Der Personalstand in Deutschland soll in diesem Jahr um bis zu ein Viertel wachsen, und das quer durch alle Bereiche - vom Asset Management über Private Banking und Commercial Banking bis hin zum Investmentbanking, sagte Deutschland-Chef Stefan Povaly in einem Interview mit Bloomberg.

Schon im vergangenen Jahr hatte die Bank in Frankfurt personell stark zugelegt. Die Zahl der Mitarbeiter kletterte um rund 15 Prozent auf über 600. Für das Ende des laufenden Jahres rechnet Povaly mit rund 700 Kollegen in der deutschen Finanzhauptstadt.

“Ein Teil des Wachstums im vergangenen Jahr und in diesem Jahr geht auf Verlagerungen innerhalb der Bank zurück, also Kollegen, die beispielsweise von London nach Frankfurt wechseln”, sagte Povaly. “Darüber hinaus schaffen wir aber auch völlig neue Stellen in Frankfurt.”

Kampf um die besten Köpfe
Die Bewerbersuche ist nicht immer einfach. “Das liegt unter anderem daran, dass sich viele Banken nach dem Brexit in Frankfurt verstärken wollen”, erklärte Povaly. “Zudem stehen wir auch mit anderen Branchen - wie Technologie und Fintech - im Wettbewerb um die besten Talente.”

Viele deutsche Banken klagen derzeit über die schwierige Personalfindung. Berenberg sprach von einem “harten Wettbewerb” um Spitzenleute, die LBBW von einem Fachkräftemangel. Christian Sewing, Chef der Deutsche Bank, erklärte im Januar, er sei “sehr besorgt” über den zunehmenden Kampf um die fähigsten Köpfe.

JPMorgan hatte im Januar die rechtliche Zusammenlegung eines Großteil ihres EU-Geschäfts in Frankfurt bekanntgegeben. Die neue Einheit, JP Morgan SE, zählt nach eigenen Angaben zu den fünf größten Banken Deutschlands.

Börsengänge noch dieses Jahr
In Deutschland verzeichnet JPMorgan laut Povaly unter anderem Wachstum im Private Banking sowie im Geschäft mit Mittelständlern. “Dabei ersetzen wir meist keine deutsche Banken wie etwa Landesbanken, sondern kommen als zusätzlicher Partner an Bord – etwa wenn es um internationalen Zahlungsverkehr oder die Prüfung strategischer Optionen geht”, sagte er.

Vielversprechend ist seinen Worten zufolge auch das Investmentbanking mit deutschen Technologie-Startups. Zwar sei der IPO-Markt wegen des Ukraine-Kriegs geschlossen, doch JPMorgan rede mit diesen Firmen über Alternativen.

“Einige denken jetzt über M&A-Deals vor einem möglichen Börsengang nach. Andere überlegen, ob sie zwischenzeitlich eine private Finanzierungsrunde einlegen sollen”, sagte Povaly. “Ich kann mir vorstellen, dass wir dieses Jahr durchaus wieder IPOs sehen werden, je nachdem wie sich die geopolitische Lage entwickelt.“

Übernahmen hält er in Deutschland auch bei Industrie- und Autokonzernen noch in diesem Jahr für möglich, wenn sie sich etwa in Software und Technologie verstärken wollen, und in den Branchen Healthcare und Biotech. “Schließlich haben sich die grundsätzlichen M&A-Strategieüberlegungen der Unternehmen langfristig nicht geändert”, sagte Povaly.

Es sei aber nicht von der Hand zu weisen, dass sich Unternehmenskunden Sorgen um die Inflation und die geopolitische Situation machen würden, etwa mit Blick auf die Aufrechterhaltung von Lieferketten und die Einkaufspreise für Rohstoffe. Jedoch seien die deutschen Unternehmen heute besser kapitalisiert als zu Beginn der Covid-Krise.

“Einen Flächenbrand wie damals, als sich Unternehmen mehr Liquidität und Kreditlinien besorgen wollten, sehen wir nicht”, sagte Povaly. (aa)

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