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Credit-Suisse-Fonds bandelten trotz Gupta-Bann mit Greensill an

Das Greensill-Debakel der Credit Suisse Group hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn die verantwortlichen Manager auf interne Warnungen gehört hätten. Denn die hauseigenen Trader ahnten schon vorher, dass es Probleme geben könnte.

© everythingpossible / stock.adobe.com

Dass Trader von Investmentbanken das Ohr ganz nah am Markt haben und meistens schneller wissen, oder zumindest erahnen, wo es Probleme gibt, bestätigt sich auch am Beispiel der Credit-Suisse-Fonds, die dem umstrittenen Stahlmagnaten Sanjeev Gupta Darlehen gewährte.

Wie Bloomberg berichtet, hätten die Spezialisten der Schweizer Großbank aus dem Bereich Rohstoffhandel-Finanzierung Gupta schon 2016 intern auf eine schwarze Liste gesetzt und die Beziehung zu ihm beendet. Die Banker vermuteten, dass einige Geschäfte von Guptas Liberty Commodities Ltd. nicht ganz astrein waren, erklärte ein Informant gegenüber der Nachrichtenagentur.

Warnungen brachten nichts
Als sie etwa zwei Jahre später erfuhren, dass die Bank Guptas Firmen Kredite über eine Reihe von Investmentfonds gewährte, meldeten sie laut dem Informanten ihre Bedenken Managern der Compliance-Abteilung und der Abteilung, die die Kredite vergab.

Diese Entwicklung läßt laut Bloomberg das Fiasko in einem neuen Licht erscheinen, das Credit Suisse mit dem Kollaps von Guptas Hauptfinanzierer Greensill Capital seit März erlebt. Die betroffene Fondsfamilie der Bank verwaltete zehn Milliarden Dollar (8,2 Milliarden Euro) und ist mittlerweile in Abwicklung.

Untersuchungen, Klagen
Die britische Behörde für schwere Betrugsfälle (SFO) untersucht inzwischen die Unternehmensgruppe von Gupta wegen Verdacht auf Betrug, auch bezüglich seiner Finanzierungen mit Greensill. Die Credit Suisse hat Klage eingereicht, um Guptas Liberty Commodities in die Insolvenz zu zwingen und hat die Fonds, die die Kredite vergeben hatten, geschlossen. Interne Untersuchungen schreiten voran. Für die Bank sind die Rechtsstreitigkeiten peinlich, Anlegern drohen Verluste.

“Wir konzentrieren uns derzeit darauf, die Gelder unserer Investoren zurückzubekommen”, sagte Credit Suisse-Sprecher Will Bowen und fügte hinzu, dass die interne Untersuchung der Bank alle mit den Fonds verbundenen Probleme angehen werde. “Wir sind entschlossen, unsere Lektion zu lernen.”

Andrew Mitchell, ein Sprecher der Gupta Family Group Alliance, eine mit Gupta verbundene Unternehmensgruppe, zu der auch Liberty Commodities gehört, bestritt jegliches Fehlverhalten.

Die Greensill-Saga ist nur eine der beiden Katastrophen, welche die Credit Suisse dieses Jahr bereits aushalten musste - weitere 5,5 Milliarden Dollar Verlust brachte der Zusammenbruch von Archegos Capital Management.

Schwarze Liste
Gupta war 2016 ins Visier der Banker geraten, weil sie zunehmend skeptisch wurden bezüglich von Liberty vorgelegten Dokumenten und in der Folge auch deren Transaktionen. Bloomberg und das Wall Street Journal hatten bereits über entsprechende Fälle berichtet.

Der heutige Credit-Suisse-Geschäftsführer Thomas Gottstein, seinerzeit der Leiter der Abteilung für Handelsfinanzierung, kannte die internen Vorbehalte zu Gupta nicht, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

Auch andere Banken wie Macquarie Group und Sberbank beendeten manche ihrer Geschäfte mit Liberty Commodities etwa zur gleichen Zeit wie die Credit Suisse wegen ähnlicher Bedenken; auch Goldman Sachs Group stellte den entsprechenden Handel ein, berichtete Bloomberg.

Dennoch begann das Asset Management der Credit Suisse in 2017, eine Reihe von Fonds aufzulegen, die sich auf Lieferkettenfinanzierung spezialisierten. Die Fonds kauften verbriefte Kredite, die von Greensill verpackt wurden, wobei ein Großteil mit Guptas Unternehmen in Verbindung stand.

Auch andere Bereiche der Bank arbeiteten weiterhin mit Gupta zusammen. Die Investmentbanker sollten Libertys Stahlgeschäft in den USA an die Börse bringen, der letztendlich nicht zustande kam. Die Bank hätte auch die geplante Übernahme des Stahlgeschäfts der Thyssenkrupp finanzieren sollen, die ebenfalls scheiterte.

Die Credit Suisse hat bisher von den zehn Milliarden Dollar in ihren Supply-Chain-Fonds rund 5,9 Milliarden Dollar zurückerhalten. Wie viel Anleger letztendlich zurückkommen, ist weiter unklar. (aa)

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