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| Theorie

Studie: Auch Profianlegern kostet der Home Bias einen Teil der Rendite

Den Deutschen ist Allianz bekannter als Ping An Insurance oder Daimler bekannter als Geely. Das trifft auch in der Geldanlage, was aber ein teurer Fehler ist, wie eine Studie der Frankfurt School of Finance and Management, im Auftrag von Nomura Asset Management Europe zeigt.

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Investmentprofis sollen es eigentlich besser wissen und auch machen. Deutsche institutionelle Investoren legen aber dennoch überproportional große Teile ihres Anlagekapitals im europäischen Heimatmarkt an und verzichten durch diesen "Home Bias“ pro Jahr rechnerisch auf rund 16 Milliarden Euro an Rendite. Dies sind die Ergebnisse einer Studie der Frankfurt School of Finance im Auftrag von Nomura Asset Management (Nomura AM). Zwar haben die professionellen Investoren die Übergewichtung des Heimatmarktes zuletzt gegenüber dem Vorjahr zurückgefahren, doch die negativen Auswirkungen des weiterhin vorhandenen Home Bias sind noch angestiegen, wie Nomura AM in einer Aussendung weiter schreibt.

Der Studie zufolge hatten die heimischen institutionellen Anleger zuletzt im Durchschnitt 38 Prozent des Kapitals in ihren Aktienportfolios in Euroland-Aktien investiert. Der Anteil der Eurozone an der weltweiten Kapitalisierung aller Aktien beträgt jedoch nur neun Prozent. Der "Home Bias“ ist damit zwar um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, liegt jedoch noch immer bei hohen 29 Prozentpunkten. Die Gewichtung in deutschen Aktien ist ebenso stark (vier Prozentpunkte) gefallen, lag mit 15 Prozentpunkten jedoch ebenfalls deutlich über dem Anteil Deutschlands am Weltaktienportfolio (2%).

Finanzprofessor: Problematisch für die Gesellschaft
"Die institutionellen Anleger reduzieren ihren Home Bias seit Jahren. 2011 lag die Übergewichtung im Vergleich zur globalen Marktkapitalisierung gemessen an Euroland-Aktien noch bei 45 Prozent gegenüber zuletzt 29 Prozent" sagt Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance. Und fährt fort: "Doch die Übergewichtung des Heimatmarktes ist weiterhin groß und kostet die Institutionellen Rendite. Bedenkt man, dass Anleger wie Pensionskassen und Versorgungswerke die Altersvorsorge in Deutschland mittragen, ist die ineffiziente Anlage auch gesellschaftlich problematisch."

Die negativen Auswirkungen der mangelnden internationalen Diversifikation zeigen sich auf zweierlei Weise. Erstens erleiden institutionelle Anleger durch den Home Bias einen Renditenachteil gegenüber einem diversifizierten Weltaktienportfolio. Gemessen seit 2010 ist dieser zuletzt auf 1,81 Prozentpunkte p.a. angestiegen. Gründe dafür sind unter anderem die schwache Kursentwicklung europäischer Aktien und der schwache Euro. Zweitens erhöht sich das Kursschwankungsrisiko, das umgerechnet einen Renditenachteil von 0,86 Prozentpunkten bedeutet. Das Risiko ist also höher als es sein müsste für einen gleichen Ertrag.

Renditenachteil vergrößert
Anders ausgedrückt: Bei einem gleich hohen Risiko hätte ein effizientes Portfolio einen Mehrertrag von 0,86 Prozent p.a. Die professionellen Investoren verzichten damit in ihren Aktienportfolios auf 2,67 Prozentpunkte (Vorjahr: 2,54 Prozentpunkte) an Rendite. Bezogen auf das Volumen dieser Aktienportfolios von 598 Milliarden Euro beträgt der Renditenachteil gegenüber dem Weltaktienportfolio damit 16 Milliarden Euro (Vorjahr: 15 Milliarden Euro). (jb)

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