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Quant.Capital Management über das systematische Gewinnschätzungsrisiko

Für die Investmentboutique aus Düsseldorf sind Aktien relativ teuer, die Gewinnschätzungen der Analysten wahrscheinlich zu hoch. Investoren sollen als Konsequenz bei Aktien vorsichtiger sein und höhere Risikoprämieren verlangen.

Ivan Mlinaric, Quant.Capital Management
Ivan Mlinaric, Quant.Capital Management© Quant.Capital Management GmbH

Gemessen an den gebündelten Gewinnschätzungen der Analysten sind die Märkte derzeit teuer, aber nicht zu teuer. „Die Frage ist, wie weit man den Schätzungen vertrauen kann“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant.Capital Management aus Düsseldorf. „Analysten neigen dazu, Gewinne systematisch entweder zu über- oder unterschätzen.“ Ein Risikoabschlag sollte deshalb vorgenommen werden.

KGVs unter der Lupe
Die Bewertung der Aktienmärkte basiert auf den Gewinnen der Unternehmen. Oder besser gesagt: auf der Prognose zukünftiger Gewinne. Dazu werden üblicherweise die Gewinnschätzungen vieler Analysten zusammengetragen. „In der Öffentlichkeit werden häufig die Schätzungen der Gewinne für das laufende sowie für das kommende Geschäftsjahr, die Forward Earnings, als Grundlage für eine Einschätzung der Märkte genutzt“, so Mlinaric. Gemessen an diesen Gewinnschätzungen ergibt sich aktuell ein Forward-KGV des S&P 500 von etwas mehr als 21. Für den Dax beträgt dieser Wert aktuell knapp 14, für den EuroStoxx etwa 17.

Im historischen Vergleich sind diese Werte zwar hoch, aber noch keine Höchststände. Daher schätzen viele Anlagestrategen die Aktienmärkte als nicht übermäßig teuer ein. Die wichtigste Frage ist dabei, wie sehr man den Schätzungen vertrauen kann. „Dazu haben wir eine Analyse der Gewinnschätzungen über die vergangenen 20 Jahre durchgeführt“, sagt Mlinaric. „Diese zeigt, dass Analysten die Unternehmensgewinne häufig stark über- oder unterschätzt hatten, je nachdem, ob im Markt gerade Euphorie oder Panik herrschte.“

Analysten oftmals zu optimistisch
Dabei neigten die Analysten im Durchschnitt eher dazu, die Gewinne zu überschätzen. Die mittlere Abweichung lag im Bereich von zehn bis 20 Prozent. Heute sind auch dank des umfassenden fiskalpolitischen Rückenwinds viele Marktteilnehmer besonders optimistisch. „Basierend auf den historischen Erfahrungen ist davon auszugehen, dass der Konsens die Unternehmensgewinne für das laufende sowie für das kommende Jahr deutlich überschätzt“, sagt Mlinaric. „Bei einem angenommenen Schätzfehler von 20 Prozent lägen die aktuellen Unternehmensbewertungen dies- wie jenseits des Atlantiks im Bereich ihrer historischen Höchststände.“

Sind die Aktienmärkte also zu teuer?
„Nicht unbedingt, denn die politischen Rahmenbedingungen, wie etwa die umfassenden fiskalpolitischen Maßnahmen, die ultralockere Geldpolitik sowie die historisch niedrigen Zinsen sind historisch einmalig“, sagt Mlinaric. Dazu kommt die Nachfrage aufgrund der Alternativlosigkeit der Aktien angesichts von Nullzinsen. Trotzdem sollten vor allem Investoren, die jetzt erst in Aktien einsteigen, wissen, dass die gekauften Aktien möglicherweise deutlich teurer sind als angenommen. „Das eingegangene Risiko kann also deutlich höher sein“, sagt Mlinaric. „Aus Risikosicht ist es daher anhand unserer Analysedaten angebracht, bei der Bewertung von Aktieninvestments Sicherheitsabschläge zwischen zehn und 20 Prozent vorzunehmen.“ (aa)

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