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Berenberg: So können Institutionelle Portfolios zeitgemäß absichern

Bei höheren Inflationsraten büßen Anleihen an Diversifikationskraft ein. Um das Portfolio gerade in turbulenten Marktphasen zu hedgen, müssen Profianleger neue Wege gehen. Einer davon ist der innovative Einsatz von Optionsstrategien. Wie das funktioniert, erläutern drei Berenberg-Profis.

Ulrich Urbahn, Philipp Löhrhoff und Ludwig Kemper (v.l.n.r), die drei Portfoliomanager des Fonds Berenberg Guardian
Ulrich Urbahn, Philipp Löhrhoff und Ludwig Kemper (v.l.n.r), die drei Portfoliomanager des Fonds Berenberg Guardian© Berenberg

"Die Rolle von Anleihen im Depot hat sich verändert: Traditionell gelten festverzinsliche Wertpapiere als Diversifikator für Aktien. Die langfristige Betrachtung aber zeigt, dass die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen bei höherer Inflation zunimmt: Ab einer Kernrate von drei Prozent ist historisch fast ausschließlich ein Gleichlauf zu beobachten – und aus unserer Sicht dürfte die Inflation in Zukunft höher und volatiler ausfallen als in der vergangenen Dekade", schreiben die drei Portfoliomanager des Fonds Berenberg Guardian Ulrich Urbahn, Philipp Löhrhoff und Ludwig Kemper, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag.

Assets mit negativer Korrelation sinnvoll
Im Portfoliokontext machen Anleihen nach Einschätzung der drei Berenberg-Profis nach wie vor Sinn, allein schon wegen der höheren Verzinsung. Allerdings verändern sich durch das neue Marktumfeld ihre Diversifikationseigenschaften und damit die Anforderungen an das Risikomanagement.

"Bei Multi-Asset-Portfolios, die nur auf Aktien und Anleihen setzen, wird es schwieriger, die Volatilität effektiv zu reduzieren. Anleger sollten Diversifikation daher vor allem in Investments suchen, die nicht nur empirisch, sondern per Konstruktion negativ zu den Aktienmärkten korreliert sind", empfehlen Urban, Löhrhoff und Kemper.

Diversifikation, wenn sie gebraucht wird
Effektive Diversifikation geht weit über historische Korrelationskennzahlen hinaus und konzentriert sich auf fundamentale Renditetreiber. Viele Ansätze, die in stabilen Zeiten unkorreliert erscheinen, weisen in Krisenphasen starke Tail-Korrelationen auf und bieten somit keinen Schutz. "Das heißt: Die Diversifikation ist meist dann enttäuschend, wenn sie am stärksten benötigt wird, da die Korrelationen zwischen vielen Anlagen bei Marktstress zunehmen. Echte Diversifikation bewährt sich aber vor allem in fallenden Märkten, indem sie Verluste wirksam begrenzt", merken Urban, Löhrhoff und Kemper an.

Eine wirksame Methode ist laut Urban, Löhrhoff und Kemper der Einsatz von Optionsstrategien, die von fallenden Märkten sowie einer steigenden Volatilität profitieren. Im Gegensatz zu Strategien, die in Stressszenarien eine positive Korrelation aufweisen können, sind diese per Konstruktion negativ zu fallenden Märkten korreliert.

Absicherungskosten begrenzen
Ein häufiger Kritikpunkt von Investoren am Einsatz von Put-Optionen im Portfolio ist die des „negativen Carrys“. Dieser schmälert die Portfoliorendite in guten Zeiten ähnlich einer immer wieder fälligen Versicherungsprämie.

Ein festes, auf Kalendermonate verteiltes Absicherungsbudget zum Beispiel in Höhe von vier bis fünf Prozent p.a. ermöglicht es Investoren nicht nur, die Kosten einer Absicherungsstrategie im Vorhinein zu kennen. Es kann in Zeiten einer hohen Verzinsung auch den negativen Carry stark limitieren. "Dabei sollte die Auswahl besonders günstiger Hedges – mit höchstem Absicherungsgrad bei gegebenem Optionsbudget – im Vordergrund stehen, um eine gewisse Konvexität zu wahren", betonen Urban, Löhrhoff und Kemper.

Ein solches optionsbasiertes Risikomanagement sorgt nicht nur für ein diversifizierteres Portfolio, sondern kann auch zum langfristigem Vermögenswachstum beitragen. Fallstudien widerlegen laut Urban, Löhrhoff und Kemper, dass hohe Renditen mit hohen Risiken einhergehen. Die überproportionale Auswirkung großer Verluste reduziert die Kapitalbasis und damit auch den Zinseszinseffekt. Anlagen mit hohen durchschnittlichen Renditen können aufgrund ihres hohen Risikos zu einem geringeren langfristigen Vermögenswachstum führen, da die Nachteile größerer Verluste schwerer wiegen als die Vorteile höherer durchschnittlicher Renditen.

Portfolios mit dem höchsten langfristigen Wachstum sind laut Urban, Löhrhoff und Kemper oft diejenigen mit niedrigeren, aber beständigeren Renditen, die durch strategische Risikoreduzierung erzielt werden. Daher müssen sich langfristige Anleger ebenso wie institutionelle Investoren mit der fehlenden Diversifikationswirkung von Anleihen und Aktien im Portfolio und alternativen Lösungen auseinandersetzen. Ein Risikomanagement über Optionen ist Urban, Löhrhoff und Kemper zufolge nicht nur eine defensive Taktik. Es handelt sich dabei um eine grundlegende Diversifikationsstrategie, die langfristig Wachstum und Stabilität gewährleisten soll.

Verlässliche Diversifikation auf drei Säulen
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Unser Ansatz im Berenberg Guardian unterscheidet sich von anderen Absicherungsstrategien, die oftmals in guten Zeiten zu viel kosten, indem wir auf drei Säulen setzen: Carry, Hedging und Tactical Opportunities", betonen Urban, Löhrhoff und Kemper unter Verweis auf die nachfolgenden drei Säulen:

Bei der Carry-Säule handelt es sich um Anleiheportfolio mit kurzer Laufzeit, hoher Bonität und keinem Währungsrisiko. Sie gewährleistet ein grundlegendes Maß an Sicherheit und Stabilität und dient gleichzeitig der Finanzierung des Absicherungsbudgets der Hedging-Säule.

Der innovative Hedging-Ansatz unterscheidet sich sowohl in seinem Fokus als auch in seinem Investmentprozess von vielen anderen Absicherungsprodukten. Urban, Löhrhoff und Kemper konzentrieren sich vor allem auf die Absicherung moderater Abverkäufe mit einer historisch deutlich höheren Eintrittswahrscheinlichkeit. Um die Kosten für Absicherungen zu kontrollieren, arbeiten die Berenberg-Experten mit einem Budgetansatz.

Die Tactical-Opportunities-Säule soll durch das Ausnutzen von starken Marktchancen und Verwerfungen einen Zusatzertrag liefern. Dabei gehen Urban, Löhrhoff und Kemper sehr selektiv vor. Identifiziert Berenberg keine geeigneten Opportunitäten, kann diese Säule inaktiv sein.

"Auf diese Art und Weise konstruieren wir ein Portfolio, das mit seiner negativen Korrelation zu fallenden Aktienmärkten eine verlässliche Portfoliodiversifizierung und wertvolle Liquiditätsquelle in Krisenzeiten darstellt. Der Drei-Säulen-Ansatz ermöglicht es, sowohl von makroökonomischen Verwerfungen als auch Marktineffizienzen zu profitieren", erklären Urban, Löhrhoff und Kemper abschließend. (aa)

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