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Enria weist Kritik der Großbanken an EZB-Aufsichtspraxis zurück

Die Europäische Zentralbank respektive Andrea Enria hat die lauter werdenden Klagen europäischer Großbanken über ihre Aufsichtspraxis zurückgewiesen.

Andrea Enria
Andrea Enria© Günter Menzl

Der Chef des Aufsichtsgremiums der EZB, Andrea Enria, zeigte sich in einer Rede am Donnerstag unbeeindruckt von der Kritik bei den wichtigsten Themen, die die Geldhäuser bemängelt haben: Der Teilnahme von EZB-Aufsehern an Sitzungen von Führungsgremien, den Beschränkungen für das Geschäft mit Leveraged Finance und den Mahnungen bezüglich Kreditrisikovorsorgen.

Enria äußerte sich bei einer Veranstaltung der niederländischen Zentralbank erstmals öffentlich zur Kritik der Banken, die in den vergangenen Tagen und Wochen laut wurden. Demnach sind Topmanager der Banken zunehmend genervt von der ihrer Meinung nach übermäßigen Einmischung der Aufsichtsbehörde (Institutional Money berichtete).

In einem Schreiben an die EZB vom Oktober hatte der Präsident der Société Générale, Lorenzo Bini Smaghi, die Praxis der Anwesenheit bei internen Sitzungen der Banken angeprangert, weil sie die Debatte im Management beeinträchtige.

Enria ließ das nicht gelten. “Es ist eine falsche Charakterisierung zu sagen, dass unsere Arbeit an der Governance gewissermaßen darauf abziele, dem Management das Steuer aus der Hand zu nehmen und selbst das Auto zu fahren”, erklärte er auf eine entsprechende Frage. “Ich denke, wir bewegen uns absolut innerhalb unseres Spielraums, es ist nicht übermäßig aufdringlich.” “Unzutreffend” sei auch, dass keine andere Aufsichtsbehörde diese Praxis verfolge, wie Bini Smaghi in dem Brief behauptet hatte.

Knackpunkt: Risiko bei Leveraged Loans
Seit der Inhalt dieses Briefs bekannt wurde, haben sich deutsche Top-Banker wie der Finanzvorstand der Deutsche Bank, James von Moltke, und der Chef der Commerzbank, Manfred Knof, auch öffentlich zu Wort gemeldet. Von Moltke sprach “Meinungsverschiedenheiten” mit der EZB bezüglich Leveraged Loans, also dem Kreditgeschäft mit stark verschuldeten Unternehmen, das als besonders riskant gilt und das die EZB versucht einzudämmen.

Enria warf den Banken vor, sie hätten die Leitlinien der EZB für Leveraged Loans fast ein ganzes Jahrzehnt lang vorsätzlich ignoriert. Einige von ihnen würden nun mit höheren Kapitalanforderungen konfrontiert werden, so der Chef der EZB-Bankenaufsicht.

Im Bezug auf Ausschüttungen an die Aktionäre erklärte Enria, die EZB habe die “Kapitalentwicklung” der Banken sorgfältig geprüft und festgestellt, dass sie dazu neigen, die Risiken in ihren Kreditportfolios zu unterschätzen.

“Was sich jetzt ändert, ist nicht unsere Politik, sondern der makroökonomische Ausblick”, führte er aus. Die Genehmigung mehrerer “großer” Aktienrückkäufe durch die EZB zeige, dass man dabei keineswegs willkürlich vorgehe sondern jeden Einzelfall prüfe, so Enria. (aa)

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