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Bollwerk EZB-Käufe: Markt vor anstehendem Anleihe-Tsunami geschützt

Anleiheinvestoren erwarten, dass die Europäische Zentralbank die Flut von Staatsanleihen absorbieren wird, die 2021 auf den Markt kommen dürfte. Zur Finanzierung der Folgen der Coronakrise könnten die Euro-Länder 2021 laut ING-Schätzung Anleihen im Gesamtvolumen von 1,25 Billionen Euro ausgeben.

Die schützende Hand der EZB ermöglicht auch 2021 eine kräftige Emissionstätigkeit der Euro-Staaten.
Die schützende Hand der EZB ermöglicht auch 2021 eine kräftige Emissionstätigkeit der Euro-Staaten.© Sergii Figurnyi / stock.adobe.com

Mit dem gemeinschaftlich finanzierten Hilfspaket zur Stützung der Wirtschaft wird auch die EU selbst zu einem Großemittenten. In normalen Zeiten würde eine solche Emissionsschwemme den Renditen Auftrieb geben. Banken von ING über J.P. Morgan bis hin zur Societe Generale sehen die Auswirkungen auf die Märkte allerdings gelassen und erwarten, dass die Bond-Verkäufe durch das milliardenschwere Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank mehr als ausgeglichen werden. Im Dezember hat die EZB ihr Notkaufprogramm für Anleihen um 37 Prozent auf 1,85 Billionen Euro aufgestockt.

Bondkäufe der EZB
Die EZB stockte das Volumen des PEPP-Programms im Dezember um weitere 500 Milliarden Euro auf.

Kräftig steigendes Netto-Emissionsvolumen in der EU für 2021 in der Pipeline
Die EZB-Käufe von Euroraum-Anleihen könnten das Nettoemissionsvolumen 2021 um fast 60 Prozent übersteigen, sagte Eric Oynoyan, Stratege bei BNP Paribas, im Talk mit Bloomberg. Er schätzt die Gesamtemissionen auf 1,1 Billionen Euro, womit sie rund sechs Prozent unter dem Niveau von 2020 liegen würden. Dies sollte dazu beitragen, die negativen Auswirkungen stärkeren Wachstums und höherer Inflation auf die Anleiherenditen im Jahr 2021 teilweise auszugleichen, so Oynoyan.

Zehnjährige Bünde bleiben wohl renditetechnisch in negativem Terrain
Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen dürfte sich laut BNP angesichts der EZB-Bondkäufe im neuen Jahr zwischen minus 0,2 und minus 0,5 Prozent bewegen. Ende 2020 lag die Bund-Rendite bei minus 0,575 Prozent. Nach Schätzungen von ING werden die EZB-Käufe das Euroraum-Emissionsvolumen - bereinigt um Tilgungen - um 240 Milliarden Euro übersteigen. Die ungebrochene Unterstützung durch die Zentralbank dürfte die Volatilität an den Anleihemärkten dämpfen und die Finanzierungskosten der mit der Wirtschaftsbelebung beschäftigten Regierungen deckeln.

Ein Großteil der Käufe dürfte auf den Januar entfallen
In Bezug auf das Emissionsvolumen wird er wohl der geschäftigste Monat des Jahres, wie Societe Generale schätzt. Die Bank rechnet mit rund 175 Milliarden Euro inklusive Emissionen in Verbindung mit dem Beschäftigungs-Stützungsprogramm der EU.

Schuldner mit längeren Laufzeiten am Markt
Die Finanzagenturen der Eurozone werden Strategen zufolge 2021 wahrscheinlich mehr Anleihen mit längeren Laufzeiten ausgeben, da sie versuchen, niedrigere Kreditkosten für einen längeren Zeitraum zu sichern. Ein Großteil der Emissionen dürfte über Banken abgewickelt werden. Syndizierungen sind zwar teurer als Auktionen, ermöglichen den Regierungen allerdings, sehr große Summen schnell aufzunehmen und gleichzeitig ihre Investorenbasis zu diversifizieren.

Großvolumige, syndizierte Deals am Vormarsch
“Wir erwarten eine Menge konkurrierender Angebote, mit vielen zehnjährigen syndizierten Deals, sowie die Wiederaufnahme von SURE-Emissionen durch die EU im Volumen von rund zehn Milliarden Euro”, schrieben Strategen der Societe Generale um Jorge Garayo in einer Analyse, aus der Bloomberg News zitiert. Frankreich könnte eine neue 50-jährige bringen, erwartet die Bank. Zusammen mit einem 15-jährigen Papier Italiens dürfte dies der erste Nachfragetest bei Langläufern sein. (kb)

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