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Wer am stärksten von einer Evergrande-Pleite betroffen wäre

Die Angst vor einer möglichen Zahlungsunfähigkeit des riesigen chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande hat die globalen Märkte in der letzten Woche erschüttert. Doch wie stark sind Fondshäuser exponiert? Und die westlichen Banken als Kreditgeber?

© Archiv

Chinas zweitgrößter Immobilienentwickler - und mit ausstehenden Krediten in Höhe von 305 Milliarden US-Dollar der am höchsten verschuldete der Welt - wird am Donnerstag einen Kupon von 83,5 Millionen US-Dollar für seine Offshore-Anleihen nicht bedienen. Eine weitere Zahlung von 47,5 Millionen US-Dollar für die Anleihen vom März 2024 ist am 29. September fällig. Erfolgt die Zahlung nicht innerhalb einer 30-tägigen Nachfrist (Grace Period), werden die Anleihen für zahlungsunfähig erklärt, eine Situation, die inzwischen als nahezu unvermeidlich angesehen wird.

Wird die Stahlproduktion tangiert?
Während einige Analysten die globale Ansteckungsgefahr bestreiten und darauf hinweisen, dass die lokalen Banken gut diversifiziert sind, haben sowohl J.P. Morgan als auch Goldman Sachs vor den möglichen Auswirkungen gewarnt. Liberum wies gestern darauf hin, dass der chinesische Immobiliensektor zwischen fünf und 20 Prozent der weltweiten Rohstoffproduktion und allein rund 40 Prozent der Stahlproduktion verbraucht, was zeigt, wie weitreichend die Auswirkungen eines größeren Zusammenbruchs sein könnten.

So manche High Yield Manager könnten ein echtes Problem zukommen
Der chinesische Immobiliensektor dominiert den asiatischen Hochzinsmarkt und ist ein wichtiger Renditetreiber. Laut einer Studie von PineBridge Investments entfiel 2019 mehr als die Hälfte des neuen asiatischen High-Yield-Angebots auf diesen Sektor, berichtet Citywire. Das bedeutet, dass viele Fondsmanager, die in asiatische Hochzinsanleihen investieren, stark in diesem Sektor engagiert sind.

Exposure zu chinesischen Immobliienentwicklern unter der Lupe
Tatsächlich liest sich die Aufstellung von Bloomberg, sortiert nach der Größe der Bestände an der 4,86 Milliarden US-Dollar schweren 8,75 % Evergrande-Anleihe 2025, die als pars pro toto herausgegriffen wurde, wie das Who is Who der internationalen Asset Manager Szene:

Wegen der zeitlichen Verzögerung der Eintragungen beziehungsweise aufgrund der mittlerweile getätigten Abgaben müssen die Exposures nicht dem gegenwärtigen Stand entsprechen. Wie es scheint, kam man als Asian High Yield Spezialist aufgrund des großen Gewichts des Sektors chinesischer Immobilienentwickler kaum um diesen herum beziehungsweise erforderte es eine große Portion Mut und feste Überzeugung sowie auch entsprechend große Spielräume beim Tracking Error, hier nicht dabei gewesen zu sein.

Westliche Banken kaum betroffen
Wie Private Alpha in einer Aussendung mitteilt, stehen von den 305 Milliarden US-Dollar Unternehmensschulden von Evergrande wohl nur zirka 19 Milliarden US-Dollar in den Büchern ausländischer Banken. Um diese Zahl einordnen zu können, muss man berücksichtigen, dass die Fed jeden Monat Anleihen und MBS (Morgage Backed Securities) im Wert von 120 Milliarden US-Dollar ankauft. Die Evergrande Schulden wären also in weniger als einer Woche von der Notenbank absorbiert, so das Private Alpha Team aus der Schweiz. (kb)

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