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Was erwartet Columbia Threadneedles Aktienchefin von den Märkten?

Die globale Aktienchefin von Columbia Threadneedle Investments ist für Dividendenwerte vorsichtig optimistisch gestimmt und erinnert daran, dass gerade in einem unsicheren Umfeld und einer hohen Spreizung zwischen Gewinnern und Verlierern aktives Portfoliomanagement unabdingbar sei.

Melda Mergen, globale Aktien-Chefin bei Columbia Threadneedle Investments
Melda Mergen, globale Aktien-Chefin bei Columbia Threadneedle Investments© Columbia Threadneedle Investments

Das Coronavirus sorgt im Jahr 2022 weiterhin für Unsicherheit an den Aktienmärkten. Institutionelle Investoren sollten davon ausgehen, dass insbesondere die zyklischen Werte in der ersten Jahreshälfte besser abschneiden werden, prognostiziert Melda Mergen, globale Aktien-Chefin bei Columbia Threadneedle Investments, die in einer "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Markteinschätzung die wichtigsten Katalysatoren für die Aktienmärkte in diesem Jahr erörtert.

Pandemie hält die Welt im Würgegriff
„Covid-19 wird sich auch im Jahr 2022 auf die Wirtschaft und die Märkte auswirken. Eine zentrale Frage für unser Aktien-Research wird die Frage sein, ob und in welcher Weise Unternehmen von den aktuellen Auswirkungen der Pandemie oder den dauerhaften Veränderungen durch Covid betroffen sein werden. Wir gehen davon aus, dass zyklische Werte in der ersten Jahreshälfte besser abschneiden werden, insbesondere angesichts der erwarteten anhaltenden wirtschaftlichen Wiederbelebung und des überdurchschnittlichen Wachstums des Bruttoinlandsproduktes", erklärt Mergen.

Ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Wiederbelebung ist die Entwicklung der Lieferketten. Mergens Einschätzung nach wird sich die Situation im Laufe des Jahres 2022 verbessern. Die Pandemie war die unmittelbare Ursache für die Unterbrechung von Lieferketten und legte weltweit Produktionsanlagen lahm. Für Branchen mit „Just-in-time“-Bestandsführung war dies eine große Herausforderung, da sich die Wiederauffüllung erschöpfter Lagerbestände als nahezu unmöglich oder zumindest als sehr teuer erwies. Allerdings gibt es immer noch einen erheblichen Rückstand. Die Unterschiede zwischen den Unternehmen sind groß, was den Zugang zu Materialien und die erfolgreiche Weitergabe der Kosten an die Verbraucher angeht, merkt Mergen an.

Großer Umbau wäre zu teuer
Die Lieferkettenproblematik habe viele dazu veranlasst, darüber zu spekulieren, dass die Welt die Produktion von China weg verlagern oder sogar die Produktion zurück ins eigene Land holen würde. Aber die beträchtlichen Investitionen, die erforderlich sind, um diesen radikalen Wandel voranzutreiben, lassen dieses Szenario eher unwahrscheinlich erscheinen. Was sich jedoch wahrscheinlich ändern wird, ist die Höhe der Lagerbestände der Unternehmen.

Infolgedessen wird in der Fundamentalanalyse die Betrachtung von Lagerbeständen und der Preissetzungsmacht an Bedeutung gewinnen. In einem solchen Umfeld wird es klare Gewinner und Verlierer geben, sodass eine aktive Positionierung für Anleger erfolgversprechend sein dürfte, insbesondere im Zusammenhang mit den zyklischen Chancen in der ersten Jahreshälfte, betont Mergen.

Höhere Zinsen sprechen für Substanzaktien
Ein weiterer Katalysator für die Entwicklung der Aktienmärkte ist die Zinsentwicklung. In der Vergangenheit waren höhere Zinssätze mit niedrigeren Aktienbewertungen verbunden, weshalb Aktienbewertungen im Jahr 2022 unter Druck geraten können. Daher ist es umso wichtiger die Fundamentaldaten eines Unternehmens im Verhältnis zum Preis zu verstehen. Für Anleger, deren Engagement bei Value-Titeln, also unterbewerteten Aktien, unter ihrer strategischen Allokation liegt, könnte dieses Jahr daher ein gutes Umfeld sein, um diese Allokation zu erhöhen. Wachstums-Aktien werden hingegen wahrscheinlich größeren Schwankungen ausgesetzt sein, wenn die Zinssätze steigen.

Aus geografischer Sicht sind Aktien in den meisten Regionen teuer, aber auf relativer Basis sind die Bewertungskennzahlen in Europa und in Schwellenländern attraktiver als in den USA (siehe die Abbildung). Die Schlagzeilen über China und den Inflationsdruck können eine gewisse Besorgnis hinsichtlich der Schwellenländer hervorrufen, aber eine strategische Allokation ist immer noch sinnvoll, solange sie der eigenen Risikotoleranz entspricht.

Höhere Spreizung
Insgesamt sieht Mergen für das Jahr 2022 keinen Grund für einen sehr großen Einbruch an den Aktienmärkten. Aber das bedeute nicht unbedingt, dass die Märkte ohne Probleme einen höheren Stand als zu Beginn des Jahres vergangenen Jahres erreichen werden.

"Ich rechne mit einer größeren Spreizung zwischen Gewinnern und Verlierern aufgrund der angespannten Lieferketten, der Inflation, steigender Betriebskosten sowie der höheren Zinsen. Anleger sollten Ihre Investments daher umso selektiver auswählen. Nicht jeder Titel bringt einen sicher ans Ziel. Auch wenn es insgesamt bergauf geht, die Fahrt wird holprig!", erklärt Mergen abschließend. (aa)

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