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Umfrage: Fast alle Versicherer wollen Private Markets Exposure erhöhen

Laut einer von Umfrage von BlackRock planen mehr als neun von zehn Assekuranzen in den nächsten zwei Jahren höhere Allokationen in Privatmarktanlagen. 60 Prozent der Versicherungsunternehmen wollen zukünftig in Infrastrukturprojekte für saubere Energien investieren.

Marcus Severin, BlackRock
Marcus Severin, BlackRock© Axel Gaube für Institutional Money

Weltweit wollen Versicherer den Anteil ihrer Privatmarktanlagen und Investitionen in Infrastrukturprojekte für saubere Energien erhöhen und verstärkt innovative Technologien einsetzen. Das geht aus dem 13. Global Insurance Report von BlackRock hervor.

Der jährlich erscheinende Bericht zeigt zum dritten Mal in Folge, dass eine überwältigende Mehrheit der Versicherungsgesellschaften (91 Prozent) in den nächsten zwei Jahren vermehrt in Privatmarktanlagen investieren will. In der APAC-Region sowie in Nordamerika sind es sogar 96 Prozent. Der Bericht fasst die Ergebnisse aus einer Umfrage von BlackRock in 32 Märkten zusammen, an der sich 410 Führungskräfte aus Versicherungsunternehmen beteiligten, die ein Vermögen von insgesamt fast 27 Billionen US-Dollar verwalten.

„Seit einigen Jahren beobachten wir bei Versicherern eine stark gestiegene Nachfrage nach Privatmarktanlagen, da diese nicht nur der Diversifizierung von Portfolios dienen, sondern auch höhere Erträge liefern können“, erklärt Mark Erickson, Global Head of Financial Institutions Group bei BlackRock.

Viele Risiken am Radarbildschirm
Da 2024 ein Jahr mit außerordentlich vielen richtungweisenden Wahlen ist, befürchten Versicherer, dass sich politische Unsicherheiten auf die Wirtschaft auswirken: 68 Prozent nennen regulatorische Entwicklungen und 61 Prozent zunehmende geopolitische Spannungen sowie die Fragmentierung als ihre größten Sorgen.

Im Zins- und im Liquiditätsrisiko sehen 69 Prozent bzw. 52 Prozent der Befragten die größten Marktrisiken für die Versicherungsbranche.

Dennoch planen 74 Prozent der Versicherungsgesellschaften derzeit keine Änderung ihres Risikoprofils.

Ein weiteres Umfrageergebnis zeigt: Viele Versicherungen berichten, dass sie bei der Risikobewertung und Portfoliokonstruktion von der Zusammenarbeit mit Experten profitieren. Laut 40 Prozent der Umfrageteilnehmer ist ein Investmentpartner, der mit dem Geschäft und Betriebsmodell einer Versicherung vertraut ist, von zentraler Bedeutung, wenn es um die Prioritäten bei der strategischen Allokation geht.

Viele Wege führen zum Ziel
An den Kapitalmärkten wollen 42 Prozent der Befragten ihre Zuteilungen in Anleihen staatlicher und halbstaatlicher Emittenten aufstocken. Inflationsgeschützte Anleihen haben ebenfalls Priorität: 33 Prozent planen, deren Anteil zu erhöhen. Dazu passt, dass fast die Hälfte der Versicherer (46 Prozent) in der Inflation ein großes Makrorisiko sieht. Darüber hinaus streben 44 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Liquiditätsgründen höhere Allokationen in Geldmarktinstrumente und kurzfristige Wertpapiere an.

An den Privatmärkten wollen Versicherer stärker in die verschiedenen Kategorien von Private Debt investieren, darunter 41 Prozent opportunistisch in Private Debt, 40 Prozent in Privatplatzierungen, 39 Prozent in Direct Lending und 34 Prozent in Infrastrukturanleihen. Die Anlageklasse Private Debt ist deutlich gewachsen und beinhaltet inzwischen eine größere Auswahl an Anlagechancen im Bereich Direct Lending.

Der Bericht von BlackRock legt nahe, dass diese Anlageklasse Versicherern Vorteile bieten kann: etwa beim Asset-Liability-Management, mit dem langfristige Kapitalverpflichtungen und langfristige Kapitalanlagen aufeinander abgestimmt werden. Ein weiterer Vorteil können höhere risikobereinigte Renditen sein, die diese Anlageinstrumente dank ihrer Illiquiditätsprämie bieten können. Zudem gibt mehr als die Hälfte der Versicherer (52 Prozent) an, dass sie ihre Allokationen in Multi-Alternative-Investments erhöhen werden, um flexibler zu sein und gezielter anlegen zu können.

Marcus Severin, Leiter Versicherungen Nordeuropa bei BlackRock, erläutert: „Versicherungen stellt die strategische Allokation in alternative Anlagen, regulatorische Fragen, die Bewertung des Liquiditätsbedarfs und höhere Kapitalanforderungen vor besondere Herausforderungen. Ein wichtiger Teil unserer Zusammenarbeit mit Kunden aus der Versicherungsbranche besteht daher darin, ihnen zu helfen, diese komplexen Fragen zu klären und gleichzeitig auf ein bestmögliches langfristiges Portfolioergebnis hinzuarbeiten.“

Den Moment für Infrastrukturprojekte für saubere Energien nutzen
Fast alle befragten Versicherungsgesellschaften (99 Prozent) haben für ihr Anlageportfolio Ziele für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft formuliert: Als wichtigste Motivation geben 57 Prozent der Befragten die Steuerung und/oder die Minderung von Klimarisiken an. Als weitere Gründe nennen 53 Prozent, dass sie damit den Forderungen seitens ihrer Stakeholder und Versicherten nachkommen, 46 Prozent den Beitrag zum Klimaschutz und 44 Prozent die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. Infrastruktur für saubere Energien wie Wind- und Solarstrom sowie Technologien wie Batterien und Energiespeicherung nennen 60 Prozent der befragten Versicherungen als die wichtigsten Themen, in die sie investieren und so ihre Strategie beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen wollen. Zudem sagen 66 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie heute von einer Kapitalanlage in den Übergang überzeugter sind als noch vor einem Jahr.

Innovative Technologien nutzen
In einem zunehmend volatilen und komplexen Wirtschafts- und Regulierungsumfeld halten Versicherer Investitionen in Technologie für zentral. Eine integrierte Vermögensallokation und das Asset-Liability-Management geben 63 Prozent bzw. 61 Prozent der Befragten als strategische Prioritäten für ihre Technologieplattformen an. 51 Prozent glauben, dass Technologie bei der Integration ihrer Kapitalanlagestrategie aufgrund regulatorischer Bestimmungen einen Mehrwert schaffen kann. Das gilt laut 53 Prozent der Umfrageteilnehmer auch für die Modellierung von Privatmarktportfolios, denn auch künftig wollen Versicherer ihr Engagement an den Privatmärkten aufstocken. (aa)

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