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Ukraine-Konflikt: Drei Szenarien und ihre Auswirkungen auf die Märkte

Die geopolitischen Spannungen im Zusammenhang mit der Ukraine sorgen auch an den Finanzmärkten für Unruhe. Welche Szenarien Investoren auf der Rechnung haben sollten, erklärt eine Portfoliomanagerin für Schwellenländeraktien bei American Century Investments. Auch die "nukleare Option" steht im Raum.

© Romolo Tavani / stock.adobe.com

Die Spannung, ob es in Europa bald wieder einen größeren Krieg zwischen zwei Staaten geben könnte, nimmt von Tag zu Tag zu und belastet die Finanzmärkte. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation und einer militärischen Konfrontation zwischen Truppen der NATO und Russlands weiterhin gering, sodass es vorerst keine Notwendigkeit für eine Änderung der Anlagestrategie gebe, erklärt Patricia Ribeiro, Portfoliomanagerin für Schwellenländeraktien bei American Century Investments.

Die erfahrene Fondsmanagerin skizziert drei mögliche Szenarien und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte:

1. Diplomatische Lösung
Russland marschiert nicht in die Ukraine ein. Russland und die USA erreichen ein neues Sicherheitsabkommen und einen neuen Weg für Gespräche über den Status der Ostukraine. Russische Truppen werden demobilisiert. Auswirkungen auf den Markt: Dieses Szenario würde russische Vermögenswerte und den Rubel stützen.

2. Die Spannungen bleiben hoch
Die Gespräche führen zu keiner festen Vereinbarung. Beide Seiten betonen weiterhin, dass sie eine diplomatische Lösung bevorzugen, doch die Drohungen mit einer militärischen Eskalation und anderen Aggressionen (z. B. Cyberangriffe) bleiben bestehen. Auswirkungen auf den Markt: Die Risikoprämie für russische Vermögenswerte bleibt erhöht.

3. Eskalation des Konflikts
Russland marschiert in die Ukraine ein. Dies würde wahrscheinlich schwere Sanktionen auslösen. Es ist möglich, dass Russland als Vergeltungsmaßnahme die Energieexporte rationieren oder aussetzen würde. Auswirkungen auf den Markt: Eine längere Aussetzung der Öl- und Gasexporte würde die weltweiten Energiepreise, insbesondere in Europa, in die Höhe treiben. Sie könnte auch den russischen Exporten schaden, die russischen Bemühungen um langfristige Gasverträge mit Europa weiter untergraben, den Rubel wahrscheinlich schwächen und die globalen Bewertungen und Aktienkurse nach unten drücken.

"Nukleare Option"
Mit Blick auf die möglichen Sanktionen hält Ribeiro verschiedene Optionen für möglich, von einem Verbot für US-Investoren in russische Anleihen zu investieren bis hin zu Sanktionen gegen russische Regierungsmitglieder und Banken.

Zur immer wieder diskutierten Abkopplung Russlands vom globalen Zahlungsverkehrssystem SWIFT sagt Ribeiro: „Ein Ausschluss der russischen Banken von SWIFT würde wahrscheinlich nur in den extremsten Fällen erfolgen. Ein Ausschluss Russlands aus SWIFT, der als "nukleare Option" bezeichnet wurde, würde wahrscheinlich zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen in Russland führen. Darüber hinaus würden europäische Länder, die auf russische Erdöl-, Erdgas- und Metallexporte angewiesen sind, aufgrund der Versorgungsunterbrechung die höheren Energiepreise zu spüren bekommen. Diese Unterbrechung – und die damit verbundene Unsicherheit – könnte auch die Volatilität im Energiesektor insgesamt erhöhen.“

Abschließende Empfehlung
Investoren empfiehlt Ribeiro: „Ruhig bleiben und genau beobachten. Wir nehmen derzeit keine Änderungen an unseren Positionen vor, aber bleiben vorsichtig. Der Ausgang der Entwicklungen bleibt ungewiss.“ (aa)

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