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Über das Potenzial von Emerging Markets Corporate Bonds

Der Head Emerging Markets bei Fisch Asset Management in Zürich ist für Schwellenländerunternehmensanleihen optimistisch gestimmt und führt dafür gute Argumente ins Feld.

Thomas Fischli Rutz, Fisch Asset Management
Thomas Fischli Rutz, Fisch Asset Management© Fisch Asset Management

Institutionelle Investoren sollten sich vielleicht wieder Emerging Markets Corporate Bonds näher ansehen und höheres Exposure andenken. Momentan herrscht vorsichtiger Optimismus bei Anlegern (wie die jüngste Ausschreibung über das Mandate Tool von Institutional Money zeigte) – trotz der wenig inspirierenden Nachrichten aus dem größten Schwellenland China. "Wir erwarten daher für das zweite Halbjahr 2023 wieder Zuflüsse in die Anlageklasse der Schwellenländer-Corporates. Dazu müsste allerdings die Zinsvolatilität weiterhin rückläufig sein und die globalen Zinsen sollten auf höherem Niveau verharren und nicht weiter in die Höhe schnellen", schreibt Thomas Fischli Rutz, Head Emerging Markets bei Fisch Asset Management, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Ein weiterer positiver Faktor wäre nach Einschätzung von Fischli Rutz ein fallender US-Dollar und damit verbundene Aufwertungen der EM-Lokalwährungen. "Denn stabile bis höhere EM-Währungen wirken stark unterstützend für den Risikoappetit der Investoren, da Zuflüsse in die Assetklasse ein wichtiger Treiber für die Performance sind", merkt Fischli Rutz an.

Interessante Renditen
Generell erwiesen sich Schwellenländer-Unternehmensanleihen in den vergangenen Jahren als sehr robust. Ihre realen Renditen notieren auf dem höchsten Stand seit Jahren. Sie liegen im hochverzinslichen Bereich bei 9,5 Prozent (CEMBI Broad Diversified HY in USD) und im breiteren Index bei 7,25 Prozent (CEMBI Broad Diversified Composite in USD).

Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind Fischli Rutz zufolge weiterhin solide, zudem verlieren die größten negativen Faktoren des vergangenen Jahres, wie die signifikante Straffung der Zinsen und der Krieg in der Ukraine stetig an Gewicht. Und im Gegensatz zu EZB und Fed verfügen die Zentralbanken der Schwellenländer, die frühzeitig die Inflation bekämpft haben, aktuell über ausreichend Spielraum zur Lockerung ihrer Geldpolitik, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Bewertungsvergleich
Die Bewertung von EM-Unternehmensanleihen sind laut Fischli Rutz risiko-adjustiert gleich attraktiv wie EM-Staatsanleihen und wie Staats- sowie Unternehmensanleihen in den Industriestaaten, haben sich im laufenden Jahr aber gegenüber den entwickelten Anleihenmärkten leicht schwächer entwickelt.

Sie versprechen nach Einschätzung von Fischli Rutz deshalb Aufholpotenzial und dürften vermehrt in den Anlegerfokus rücken, auch wenn die Bewertungen im historischen Vergleich nicht extrem günstig sind. Dies habe mit der Tatsache zu tun, dass sich die Bilanzen und die Nettoverschuldung der Unternehmen aus Schwellenländern in den vergangenen Jahren signifikant verbesserten.

"Selbstverständlich gibt es immer wieder Ereignisse, wie zum Beispiel der Krieg in der Ukraine, die zu Marktverwerfungen führen können, sodass gewisse Regionen und Länder in Mitleidenschaft gezogen werden und sich die Credit Spreads ausweiten. Wie wir am Beispiel Russland gesehen haben, führte der Krieg zum kompletten Indexausschluss und deshalb müssen die Spreadausweitungen differenziert betrachtet werden", räumt Fischli Rutz ein.

Default Rates bei EM Corporate Bonds sollten sich verbessern
In punkto Ausfallraten sieht Fischli Rutz bei Schwellenländer-Corporates eine langsame Entspannung. Die hohen Ausfallraten der vergangenen zwei Jahre wurden durch die Immobilienkrise in China und den Krieg in der Ukraine verschärft, da über 200 Milliarden US-Dollar an EM-Unternehmensanleihen seit 2021 ausfielen oder in ‚Distressed Exchanges' endeten (entspricht 23% des EM HY-Marktes). Dieses Ergebnis ist beispiellos, da es sich mehrheitlich auf Immobilien in China und Anleihen aus Russland konzentrierte.

"Wir glauben, es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich diese Entwicklung in diesem Ausmaß wiederholt. So zeigen sich die Fundamentaldaten von Schwellenländer-Unternehmensanleihen solide. Viele Unternehmen sind in bester Verfassung und in manchen Fällen besser aufgestellt als vor der Pandemie. Unter der Annahme einer ‚milden' US-Rezession beziehungsweise einem Soft-Landing dürfte die Ausfallrate im Jahresvergleich im Jahr 2024 sinken. Das Refinanzierungsrisiko ist tragbar und obwohl die Risiken einer tieferen und länger andauernden globalen Rezession bestehen bleiben, sind wir zuversichtlich", schreibt Fischli Rutz abschließend. (aa)

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