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UBP: Das versucht der Rentenmarkt erstmals seit zehn Jahren einzupreisen

Der Schweizer Vermögensverwalter UBP in Person von Group Chief Strategist Norman Villamin analysiert die derzeit wichtigsten Kurstreiber an den Anleihen- und Aktienmärkten und stellt eine erstaunliche, lange nicht mehr gesehene Entwicklung fest.

Norman Villamin, Union Bancaire Privée (UBP)
Norman Villamin, Union Bancaire Privée (UBP)© Union Bancaire Privée

Im August fielen die Kurse von Aktien und Anleihen weltweit, da die Renditen risikofreier Anlagen in Europa und den USA gestiegen sind. „Obwohl die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen, die in unserem Anlageausblick für 2023 genannte Spanne von 4,0 bis 4,5 Prozent erreicht haben, mehren sich die Anzeichen, dass die Renditen bis zum Jahresende weiter ansteigen können,“ rekapituliert Norman Villamin, Group Chief Strategist bei der Union Bancaire Privée, in seinem aktuellen Monatsausblick. Vor allem in den USA, wo sich das Kreditwachstum seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank im März verlangsamt habe, sei im Sommer die Talsohle durchschritten worden. Die Kreditvergabe für Gewerbe und Industrie, Gewerbeimmobilien und Wohnimmobilien hat sich im Quartalsvergleich wieder beschleunigt. Auch das Kreditkartengeschäft wachse weiterhin mit einer annualisierten Rate von zehn Prozent.

Normalisierung der Renditekurve
„Infolgedessen erhöhen wir unser Renditeziel für zehnjährige US Treasuries auf 4,5 bis 5,0 Prozent, da sich die Renditekurve zu normalisieren beginnt und die Märkte zum ersten Mal in den letzten zehn Jahren versuchen, eine positive Laufzeitprämie einzupreisen“, erläutert Villamin. Dieser Aufwärtsdruck auf die US-Renditen dürfte die Bank of Japan (BoJ) dazu zwingen, die zehnjährigen japanischen Renditen weiter in Richtung ihres im Juli angekündigten Ziels von 1,0 Prozent zu bewegen. Dies dürfte auch die europäischen Renditen mit Blick auf das Jahresende unter Aufwärtsdruck setzen, in Richtung des UBP-Ziels von 3,0 für zehnjährige Bund-Renditen.

Liquidität stützt den Aktienmarkt
Die globale Liquidität bleibt dem UBP-Strategen zufolge eine Stütze für die globalen Aktienmärkte. Zu den fast 250 Milliarden US-Dollar, die allein seit Juni aus der Reverse-Repo-Fazilität der Fed gekommen sind, kommen nun auch Liquiditätsspritzen zur Unterstützung der chinesischen Konjunkturerholung sowie zur Unterstützung der Strategie der Renditekurvensteuerung in Japan und des japanischen Yen. Villamin vergleicht dies mit der Situation Ende 2022/Anfang 2023, als sich die Maßnahmen des US-Finanzministeriums, der People’s Bank of China und der BoJ zu Liquiditätsspritzen in Höhe von fast 2,5 Billionen US-Dollar aufaddierten und die globalen Aktienmärkte im ersten Halbjahr 2023 stützten.

Zeit für aktive Positionierung bei Aktien
Vor dem Hintergrund dieser Liquiditätssituation gebe es nun erste Anzeichen für eine Korrektur bei den Gewinnerwartungen. Unternehmensgewinne stehen bereits seit 2022 unter Druck. Da der Großteil der Überbewertung an den globalen Aktienmärkten auf US-amerikanische „Big Tech“-Unternehmen und damit verbundene Namen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz entfällt, bieten sich Anlegern bis zum Jahresende Chancen durch eine aktive Aktien- und Sektorauswahl, so Villamin.

China bremst
Chinas schwächelnde Erholung belastet das globale Wachstum. Villamin geht davon aus, dass in den kommenden Wochen weitere kleinere Konjunkturmaßnahmen vorgestellt werden. China sehe sich auch mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert: Der Verlust von Marktanteilen an die favorisierten Standorte für das Reshoring von US-Unternehmen wie Mexiko, Vietnam und Indien sowie die schwächelnde Binnennachfrage machen Chinas Wirtschaft zu schaffen. (aa)

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