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Swisscanto über Nachhaltigkeitsstrategien im HY-Bond-Universum

Beim Blick auf das Anlagesegment der Hochzinsanleihen, mit seinem Anteil an Unternehmen aus dem Energie- und Ölsektor, kommen bei vielen institutionellen Investoren Bedenken bezüglich (Klima)-Risiken und Nachhaltigkeit auf. Wie man dieses Problem löst, erklärt Susanne Kundert von Swisscanto.

Susanne Kundert, Swisscanto
Susanne Kundert, Swisscanto© Swisscanto

Da in den weltweiten High-Yield-Bond-Indizes Energieunternehmen, darunter auch Fracking-Firmen, relativ prominent gewichtet sind, stellt sich für Investoren die Fragen nach der Nachhaltigkeit eines Investments. "Dabei lässt sich mit der Berücksichtigung von ESG-Kriterien gerade in diesem Bereich doppelte Wirkung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Risikoreduktion erzielen – und dies bei interessanten Kreditrisikoprämien“, so Susanne Kundert, Leiterin Team Credit Specialities bei Swisscanto Invest.

Kundert zufolge lässt sich eine standardisierte ESG Strategie nicht ohne Weiteres auf den High Yield-Markt anwenden. Gefragt sei eine Kombination verschiedener Ansätze mit einem aktiven Unternehmensdialog. Swisscantos High Yield Portfolios sind im Einklang mit der Responsible-Nachhaltigkeitsstrategie, mit welcher sich Swisscanto auch dem Pariser Klimaziel verpflichten. "Somit setzen wir uns ein verbindliches CO2-Reduktionsziel von jährlich mindestens vier Prozent, für dessen Erreichung wir eine dedizierte Analyse und Selektion vor allem in den CO2-intensivsten Sektoren wie Grundstoffe, Versorger und Energie durchführen. Somit können wir unsere Anleger vor Klimarisiken schützen und weisen schon jetzt eine um 20 Prozent tiefere CO2-Intensität im Vergleich zur Benchmark auf“, sagt Kundert.

Über den aktiven Dialog (Engagement) fordert Swisscanto Unternehmen dazu auf, wirksame CO2-Reduktionsziele zu formulieren und umzusetzen. Wenn beispielsweise ein Finanzchef eines Stahlproduzenten die Sensitivität seines Gewinns auf die Energie- und CO2-Preise nicht quantifizieren kann oder die Firma keine Emissionsreduktionsziele definiert hat, dann sei dies für Swisscanto ein Frühwarnzeichen in der Fundamentalanalyse. Dies kann zur Veräußerung der Position führen (Kapitalallokation). "Wir verstehen die konsequente Berücksichtigung von ESG-Kriterien als Teil des Risikomanagements.“

Vermeidung nicht-zukunftsträchtiger Unternehmen
Versorger mit hohem Exposure zu Kohle und fossile Energiekraftwerke werden als nicht-zukunftsträchtige Unternehmen erachtet, welche hohen Regulierungsrisiken ausgesetzt sind. Dies führt zu potenziell höheren Ausfallwahrscheinlichkeiten, da eine Refinanzierung ihrer Schulden auf immer skeptischere Investoren sowie Banken, welche bei ihren Kreditvergaberichtlinien auch eine ESG-Prüfung integrieren, stoßen wird.

Im Bereich Versorger bevorzugt Swisscanto hybride Unternehmensanleihen von europäischen Versorgern mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien. "Im Energiesektor gehen wir als aktiver Manager äußerst selektiv vor und bevorzugen aufgrund tieferer Break-even-Kosten und der geringeren CO2-Intensität europäische Ölfirmen gegenüber amerikanischen Schieferölproduzenten. Eine sorgfältige und stringente Berücksichtigung von ESG-Kriterien und -Risiken in der Fundamentalanalyse trägt zu einer umfassenderen Kreditanalyse und fundierteren Anlageentscheidungen bei. Diese kann auch zu einem besseren Schutz vor Kreditausfällen führen, was im Bereich Hochzinsanleihen erfolgsentscheidend ist“, so Kundert.

Attraktive Coupons bei rückläufigen Ausfällen
Trotz anhaltender Corona-Pandemie und dem gravierenden Konjunktureinbruch ist der Ausblick für Hochzinsanleihen intakt. Die Aussichten auf eine baldige fundamentale Erholung sowie die anhaltende Tiefzinspolitik bilden ein konstruktives Umfeld für diese Anlageklasse. Eine Erholung des Gewinnwachstums wird sich positiv auf den Verschuldungsgrad auswirken.

Aufgrund der historischen Unterstützungsmaßnahmen der US-Notenbank Fed im amerikanischen High Yield-Markt konnten sich dieses Jahr auch COVID-19-sensitive Firmen mit viel Liquidität am Kapitalmarkt versorgen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Kreditausfälle bis Ende des vierten Quartals 2020 ihren Höhepunkt erreichen werden.

Am Markt werde vermehrt darüber spekuliert, dass Europas Notenbanker auch so genannte ‚Fallen Angels‘ in ihr Programm aufnehmen. Dies könnte dem Markt nach den positiven Impfstoff-Neuigkeiten und der konjunkturellen Erholung weiteren Aufwind verleihen.

"Wir sehen deshalb Opportunitäten in globalen Hochzinsanleihen mit taktischer Präferenz für europäische Emittenten. Staatliche Stützungsmaßnahmen wie beispielsweise Kurzarbeit sind in Europa verbreiteter und großzügiger und der europäische Markt enthält strukturell weniger hoch verschuldete, CO2-intensive Energiefirmen“, erklärt Kundert abschließend. (aa)

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