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Schuldscheinjahr 2023 dürfte nach Rekord 2022 rege beginnen

Nach dem Emissionsrekord 2022 rechnen die Arrangeure von Schuldscheinen auch mit einem arbeitsreichen Start in das nächste Jahr, wie Bloomberg News in Erfahrung gebracht hat.

© momius / stock.adobe.com

In diesem Quartal angestoßene Deals werden 2023 abgewickelt, wie Klaus Distler, Chef des Bereichs Corporate Debt Capital Markets bei der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, im Talk mit Bloomberg ausführt. Mindestens elf Emittenten planen Tranchen für Anfang 2023, darunter Transaktionen der tschechischen Versorger CEZ und der Computerspiele-Entwickler Ubisoft Entertainment.

2023 wird stark, aber wohl kein neuer Rekord
Nach dem Gesamt-Emissionsvolumen von 31 Milliarden Euro im laufenden Jahr ist wieder mit einer starken Produktion zu rechnen, mit einem neuen Rekord aber nicht. Dies ergab eine Umfrage unter den zehn wichtigsten Banken bei der Begleitung von Schuldschein-Emissionen. Firmen mit Bonität im Investment-Grade-Bereich könnten wieder an den Anleihemarkt zurückkehren, der sich inzwischen stabilisiert hat.

Resilient in inflationären Zeiten
Schuldscheine erwiesen sich in diesem Jahr als widerstandsfähiger gegen Inflationsängste und stellten für Emittenten somit eine weniger teure Möglichkeit der Kapitalbeschaffung dar. Vor diesem Hintergrund zapften Unternehmen wie EnBW Energie Baden-Württemberg und Vonovia den Markt in Rekordvolumen an.

Nach dem Zinspeak sind klassische Anleihen wohl wieder mehr gefragt
Mittlerweile sinken die Renditen am Anleihemarkt wieder, da Anleger darauf wetten, dass die Notenbanken im nächsten Jahr ihre Maximalniveaus im Zinszyklus erreichen werden. Damit dürfte der Anreiz nachlassen, statt auf Bonds auf Schuldscheinemissionen zu setzen.

“Auch ohne einige Emittenten von IG-Anleihen kann der Markt im nächsten Jahr mit mehr Debüt-Transaktionen und einem hohen Refinanzierungsbedarf von klassischen Schuldschein-Emittenten rechnen”, so Christian Kallis, Associate Director im Schuldschein-Team der UniCredit, gegenüber Bloomberg. Unternehmen mit mittlerer bis großer Marktkapitalisierung dürften Mittel für Investitionen und Tilgungen benötigen.

Steigende Kosten
Schuldscheinemittenten zahlen 2022 mehr Zinsen als während der Pandemie

DACH-Region: Swap-Aufschlag hat binnen Jahresfrist ordentlich zugelegt
Die bei Schuldschein-Emissionen angesetzten Preise sind gestiegen und sollten nach Angaben der befragten Banker auch erhöht bleiben. Die durchschnittlichen Kosten eines fünfjährigen Darlehens erreichten für einen Kreditnehmer aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz im vierten Quartal 153 Basispunkte über Mid-Swaps. Vor einem Jahr lag der Aufschlag noch bei 86 Basispunkten.

Kommt da noch mehr?
Die angesetzten Preise dürften aufgrund der Marktunsicherheit, verschlechterter Kreditqualität, Inflation - vor allem durch höhere Energiekosten - und anderer geopolitischer Themen ansteigen, erklärte Paul Kuhn, Leiter der Abteilung Debt Capital Markets Origination bei der Bayerischen Landesbank.

Arrangeure werden selektiver
Angesichts von Konjunktursorgen und höherer Finanzierungskosten werden die Arrangeure wohl selektiver vorgehen. Die Umschuldung des in der Vergangenheit sehr aktiven Schuldscheinemittenten Orpea dürfte diese Entwicklung noch verstärkten, hieß es von den befragten Bankern.

Schuldschein-Image könnte durch Orpea-Probleme Schaden nehmen
Distler von der Helaba erwartet, dass Investoren sowohl Arrangeure als auch Emittenten in Zukunft stärker unter die Lupe nehmen werden. Eine ordnungsgemäße Due Diligence und Risikoanalyse seien wichtig, unabhängig vom Produkt, so Distler. (kb)

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