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Deutsche Schuldscheine wieder stark gefragt, auch dank vieler "Rookies"

Viele Erstemittenten haben dafür gesorgt, dass der Absatz deutscher Schuldscheine in den ersten neun Monaten dieses Jahres angekurbelt wurde. Das erstarkte Interesse an Schuldscheinen liegt u.a. an der jüngsten Schwäche des klassischen Unternehmensanleihensegments.

© M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com

Unternehmen, die zum ersten Mal Mittel über Schuldscheine beschaffen, haben zur diesjährigen regen Emissionstätigkeit in diesem Segment beigetragen. Mindestens 31 Emittenten haben sich diesem Spezialmarkt erstmals zugewandt. Diese machten etwa ein Viertel der rund 120 Unternehmen aus, die in den ersten neun Monaten des Jahres den Markt für Schuldscheine - privat platzierte hybrider Schuldtitel nach deutschem Recht - angezapft haben. Das ist doppelt so viel wie die Zahl der neuen Kreditnehmer im gesamten Jahr 2021, hält Bloomberg in einem Bericht dazu fest.

Steigendes Interesse an Schuldscheinen

Gute Gründe sprechen für Schuldscheine
Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für Schuldscheine, die sich als weniger anfällig für die Kostenspirale erwiesen haben, die die Emissionstätigkeit in anderen Bereichen des Marktes belastet hat. Die Emission der Papiere stieg in den ersten neun Monaten des Jahres um 76 Prozent und erreichte damit fast das Rekordvolumen von 30 Milliarden Euro, das 2019 erreicht wurde.

“Die Preisarbitrage (im Vergleich zum Anleihemarkt) und die Diversifizierung der Anleger haben dazu geführt, dass in diesem Jahr mehr geratete oder typische Anleiheemittenten den Schuldscheinmarkt für Ersttransaktionen betreten haben”, sagte Heiko Möhringer, Director of Debt Markets bei BNP Paribas, die zu den wichtigsten Arrangeuren für Erstemissionen in diesem Jahr gehört.

Schuldschein-Transaktionen auf Rekordhoch im ersten Halbjahr
Etwa ein Drittel der ersten Transaktionen des Jahres 2022 entfiel auf Investment-Grade-Unternehmen wie Brenntag, Covestro und EnBW Energie Baden-Württemberg. EnBW sammelte mit einer ersten Transaktion im Mai 500 Millionen Euro ein, die von einem ursprünglichen Volumen von 300 Millionen Euro aufgestockt wurde, nachdem der deutsche Energieversorger die Emission einer Anleihe im März verschoben hatte.

“Jetzt ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt für kleinere oder weniger bekannte Neueinsteiger, um den Markt zu testen, da die Anleger unter den derzeitigen Marktbedingungen Blue Chips bevorzugen”, so Möhringer.

Während Unternehmen aus dem Kernmarkt Deutschland, Österreich und der Schweiz - der so genannten DACH-Region - nach wie vor den größten Teil der Neuemissionen ausmachen, haben internationale Unternehmen wie Avril SCA aus Frankreich, Sembcorp Industries aus Singapur und UCB aus Belgien in diesem Jahr bisher insgesamt acht Finanzierungen angeboten, doppelt so viele wie im Jahr 2021.

“Die Pipeline ist für mindestens die nächsten zwölf Monate weiterhin stark, mit Interesse sowohl von neuen als auch von wiederkehrenden Emittenten und aus der gesamten DACH- und Nicht-DACH-Region”, so Möhringer. (aa)

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