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Prof. Jan Viebig, Oddo BHF: Soll man jetzt schon wieder Credits kaufen?

Nachdem Fed und EZB die Leitzinsen in den vergangenen Wochen um 0,75 Prozent erhöht haben, befasst sich Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer von Oddo BHF, in einer Analyse mit dem weiteren Zinstrend und damit, ob Investoren bereits höhere Credit-Risiken eingehen sollen.

Prof. Dr. Jan Viebig, Oddo BHF
Prof. Dr. Jan Viebig, Oddo BHF© Oddo BHF

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer von Oddo BHF geht in einer aktuellen Markteinschätzung nicht davon aus, dass der Inflationsdruck in den kommenden Monaten aufgrund der erwarteten Wirtschaftsschwäche nachlässt. Er nennt drei Gründe:

Zum einen müssten die Leitzinsen nach der Taylor-Regel noch weiter steigen, um die Lücke zwischen Inflationsziel und tatsächlicher Inflation zu schließen.

Zum anderen würden sich die stark gestiegenen Erzeugerpreise noch nicht vollständig in den gestiegenen Verbraucherpreisen widerspiegeln und schließlich trete die EZB nicht mehr als Netto-Anleihekäufer auf, was die Renditen von Staatsanleihen steigen lassen dürfte.

„Starke Arbeitsmarktzahlen sowie die Kommentare von Fed-Chef Powell, dass man „noch einiges zu erledigen habe und das auch tun werde“, deuten darauf hin, dass die Leitzinsen weiter steigen werden. Angesichts einer Verbraucherpreisinflation von 10,7 Prozent wird auch die EZB nicht darum herumkommen, die Leitzinsen weiter zu erhöhen. Wir erwarten, dass die EZB die Leitzinsen in mehreren Zinsschritten bis September 2023 weiter anheben wird", prognostiziert Viebig.

Duration noch kurz halten, warten auf Rezessionsbeginn
Die Duration in den hauseigenen Anleiheportfolios bleibt weiter kurz. Die Zeit, die Laufzeiten in den Anleiheportfolios zu verlängern, um von Kurssteigerungen bei wieder fallenden Zinsen zu profitieren, ist aus Viebigs Sicht noch nicht gekommen, da die Zinsen weiter steigen werden.

Angesichts des Zinsanstiegs seit Jahresanfang haben sich die Renditen von Anleihen von Unternehmens- und Staatsanleihen deutlich erhöht. Zudem sind die Zinsunterschiede von Investment Grade-Anleihen und Hochzinsanleihen relativ zu Staatsanleihen hoher Bonität auf attraktive Niveaus gestiegen. Jüngst erhielten Investoren für Euro IG-Anleihen 4,2 Prozent und für Euro-Hochzinsanleihen 7,9 Prozent.

"In der Vergangenheit hat es sich als vorteilhaft erwiesen, das Kreditrisiko erst nach Beginn einer Rezession schrittweise zu erhöhen. Dafür ist es noch zu früh. Wir bleiben daher noch in Lauerstellung: Wir werden das Kreditrisiko vermutlich erst Anfang 2023 erhöhen, da wir weiterhin von steigenden Zinsen und Risikoaufschlägen ausgehen", erklärt Viebig abschließend. (aa)

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