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Panikverkäufe: Japan schießt den Vogel ab

Die asiatischen Aktienkurse stürzten ab, da die Angst vor einer Rezession in den USA und einem fortgesetzten Absturz japanischer Aktien die Risikobereitschaft dämpfte. Die Lage wurde durch eine heftige Abkehr von den schwergewichtigen Technologieaktien noch verschlimmert.

Ein schweres Börsengewitter in Asien bedeutet nichts Gutes für Europa und Amerika im weiteren Tagesverlauf.
Ein schweres Börsengewitter in Asien bedeutet nichts Gutes für Europa und Amerika im weiteren Tagesverlauf.© KWY / stock.adobe.com/KI-generiert

Viele Aktienindizes in der Region erreichten am Montag düstere Marken, wobei Japan und die technologielastigen Märkte Taiwan und Korea die Hauptlast des Ausverkaufs trugen – ihre Benchmarks sanken im Tagesverlauf um mehr als zehn Prozent.

Handelsunterbrechungen halfen nur bedingt
Circuit Breaker setzten den Handel mit Futures für den Topix sowie den Nikkei 225 Stock Average vorübergehend aus, während der Handel auch für die Kassa- und Futures-Märkte Kospi und Kosdaq in Seoul eingestellt wurde. Der MSCI Asia Pacific Index stürzte um bis zu 6,7 Prozent ab und steuerte auf seinen schlechtesten Tag seit Oktober 2008 zu. Er stand kurz vor einer technischen Korrektur. Diese Bewegung machte alle bisherigen Gewinne des Jahres 2024 zunichte.

Stark steigender Yen führt zur schnellen Auflösung von Carry Trades
Das Schwergewicht Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) verzeichnete einen Rekordrückgang, während Finanz- und Industrieaktien die anderen großen Belastungen für den regionalen Benchmark waren. „Die Märkte befinden sich in einer Krise und es kommt derzeit zu vielen Panikverkäufen“, sagte Kyle Rodda, leitender Marktanalyst bei Capital.Com gegenüber Bloomberg. „Es gibt viele Puzzleteile, aber der Kern der Sache ist eine drohende Verlangsamung der US-Wirtschaft, die Zweifel am globalen Wirtschaftswachstum geweckt hat. Die schnelle Bewegung des Yen übt Abwärtsdruck auf japanische Aktien aus, führt aber auch zu einer Abwicklung eines großen Carry Trades.“ Zur Erinnerung: Musste man am 10. Juli 2024 noch 161 Yen für einen US-Dollar am Tisch legen, sind es aktuell nur mehr 142.

Flucht in den Safe Haven
Die Flucht in sichere Anlagen verstärkte sich, nachdem schwache US-Wirtschaftsdaten die Sorge auslösten, dass die Fed mit ihren Zinssenkungen möglicherweise zu spät dran war und nun wahrscheinlich ihre Geldpolitik aggressiv lockern muss, um eine Rezession abzuwenden. Die Neueinstellungen in den USA gingen im Juli stärker als erwartet zurück, und die Arbeitslosenquote stieg auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren, was die Sorge vor einer stärkeren Verlangsamung der Wirtschaft schürte.

Geopolitik führt zu mehr Risk-Off
Geopolitische Spannungen im Nahen Osten verstärkten die vorsichtige Stimmung, da sich Israel auf einen möglichen Angriff des Iran und regionaler Milizen als Vergeltung für die Ermordung von Hisbollah- und Hamas-Funktionären vorbereitet. Dies „fühlt sich eher so an, als ob man bei globalen Aktien generell Risiken scheut und die Gewinne in Sektoren oder Regionen mitnimmt, die sich gut entwickelt haben“, sagte Vey-Sern Ling, Geschäftsführer von Union Bancaire Privee, im Talk mit Bloomberg.

Nippons Börse am tiefsten abgetaucht
In Japan schlossen der Topix und der Nikkei 225 beide mit einem Minus von mehr als zwölf Prozent, da das Vertrauen der Anleger aufgrund eines Anstiegs des Yen, einer strafferen Geldpolitik und allgemeiner Besorgnis über die US-Wirtschaft einbrach. Die Rückgänge trieben die jüngsten Verluste der beiden Indizes auf jeweils mehr als 20 Prozent, was sie in Bärenmärkte versetzte. Seit seinem Hoch am 11. Juli 2024 hat der Nikkei 225 Index inklusive Montag mit 25,50 Prozent ein gutes Viertel verloren.

Apple-Zulieferer hart erwischt
Die Zulieferer von Apple in Asien brachen ein, nachdem Berkshire Hathaway seinen Anteil am iPhone-Hersteller fast halbiert hatte. Auch die US-Aktienindex-Futures stürzten während der asiatischen Handelszeiten ab, wobei die Kontrakte auf den Nasdaq 100 um mehr als sechs Prozent nachgaben. Der südkoreanische Leitindex Kospi schloss mit einem Minus von 8,8 Prozent, da sich die Abkehr von technologielastigen Märkten intensivierte. Der Indikator
ging auch in eine Korrektur. Der Absturz von TSMC ließ Taiwans Leitindex in Taipeh 8,4 Prozent tiefer schließen, was den schlimmsten Ausverkauf seit 1967 bedeutete.

Rekordverdächtige implizite Volatilität beim Nikkei 225
Ein Indikator für die implizite Volatilität des Nikkei 225 Stock Average stieg um rekordverdächtige 140 Prozent auf seinen höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise 2008, während sich Südkoreas Kospi 200 Volatility Index mehr als verdoppelte und ein Vierjahreshoch erreichte. Ähnliche Indikatoren für Aktienkursschwankungen in Australien, Hongkong und Indien stiegen um mehr als 24 Prozent. „Die Stimmung gegenüber Aktien wird vorerst wahrscheinlich fragil bleiben, da die Marktdebatte wahrscheinlich weiterhin über eine sanfte Landung in den USA oder eine Rezession sprechen wird, da der nächste wichtige Arbeitsmarktbericht erst in einem Monat erscheint“, sagte Chetan Seth, ein Aktienstratege für den asiatisch-pazifischen Raum bei Nomura, in einem Gespräch mit Bloomberg. (kb)

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