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Öl-Crash ruiniert Investoren, auch deutsche Banken erleiden Verluste

Der Ölmarkt hat sich seit seinem historischen Crash zwar vorerst auf niedrigem Niveaus stabilisiert. Der kurzzeitig erzielte Negativ-Preis zieht jetzt aber eine Schneise an Verwüstungen nach sich, die auch Groß- und Kleinanleger trifft.

Der historische Crash des Ölpreises löst jetzt weitere Kettenreaktionen aus.
Der historische Crash des Ölpreises löst jetzt weitere Kettenreaktionen aus.© Bluedesign / stock.adobe.com

Dass die Ölsorten Brent und WTI zuletzt wieder bei 21 und 15 Dollar notierten, kann mit viel gutem Willen als sachte Normalisierung des Marktes verstanden werden. Die Niveaus liegen zwar immer noch weit unter den langjährigen Durchschnittswerten, verglichen mit dem Abtauchen einzelner Kontrakte in den negativen Bereich und Volatilitäten, die mitunter weit über 100 Prozent lagen, wirkt die Situation nahezu normal. Das Problem: Wie von einzelnen Analysten bereits angekündigt, zieht diese Anomalie einen Rattenschwanz an negativen Konsequenzen nach sich – beispielsweise in China.

Kleinanleger …
Dort hat die Bank of China vor zwei Jahren begonnen einen Terminkontrakt namens „Yuanyou Bao“, übersetzt „Ölschatz“ unter die Leute zu bringen. Die Mindestinvestition lag bei einem Fass als Mindestmenge. Anzahlen musste er dabei nur 20 Prozent der Kaufsumme. Wer nicht in der Bank kaufte, erledigte das über das Smartphone in Sekunden. Am Morgen des 20. April, als der Preis je Fass bei 20 Dollar lag, kostete es also gerade mal 4 Dollar oder 30 Yuan, wenn jemand auf das Steigen oder Fallen des Ölpreises wetten wollte. Dass dieser steigt, darauf haben laut einem Bericht der FAZ „in den vergangenen Wochen möglicherweise Millionen Chinesen gewettet, als Öl immer billiger wurde und in den 25000 Filialen der Bank of China die Kunden wie im Rausch ihre Ersparnisse in den „Ölschatz“ investierten.“

Als Investoren am 20. April jedoch gezwungen waren, wie jeden Monat am Ende der Vertragslaufzeit ihre Future-Kontrakte zu verkaufen, um das Öl nicht tatsächlich in Empfang nehmen zu müssen, hatte die Bank of China ihren Kunden laut unbestätigten Schätzungen einen Verlust von rund 30 Milliarden Yuan beschert, berichtet die FAZ weiter. Das entspricht rund 3,9 Milliarden Euro. Wie viele Kleinanleger von dem Crash betroffen sind, ist noch unklar. Für die mehreren hunderttausend verschärft sich die Situation jedoch, weil aufgrund die Negativ-Preises plötzlich Nachschusspflichten entstehen. Die Anleger haben also nicht nur verloren, sie sind nun auch noch zusätzlich verschuldet.

…. Öl-Tycoone …
Ähnlich dramatisch, aber als Einzelfall gestaltet sich das Schicksal des Öl-Tycoons Lim Oon Kuin aus Singapur. Das Unternehmen des 71-jährigen Ölhändlers könnte nach einem Bericht des Handelsblattes schon im Vorjahr in Schieflache gewesen sein, substanzielle Wetten auf steigende Ölpreise sorgten an besagtem Crash-Tag allerdings dafür, dass das Imperium des Unternehmens endgültig unter einer Schuldenlast von umgerechnet vier Milliarden US-Dollar kollabierte.

… und die Banken
Das wiederum hat Folgen für die kreditvergebenden Banken hat: Laut Handelsblatt könnten sich die Verluste bei den 23 Banken, die Hin Leong Geld geliehen hatten, könnten sich damit auf insgesamt 3,3 Milliarden Dollar belaufen. Am stärksten betroffen ist die britische Bank HSBC, der das Unternehmen 600 Millionen Dollar schuldet. ABN Amro und die Rabobank aus den Niederlanden sowie die französische Société Générale und die britische Standard Chartered Bank haben Hin Leong jeweils zwischen 200 und 300 Millionen Dollar geliehen. Drei lokale Banken aus Singapur haben gemeinsam Forderungen von fast 700 Millionen Dollar.

Involviert in die Geschäfte mit Hin Leong waren Berichten zufolge auch die Deutsche Bank und die DZ Bank – mit relativ niedrigen Beträgen. Bei der Deutschen Bank geht es laut Reuters um 70 Millionen Dollar, bei der DZ Bank um 40 Millionen Dollar. Beide Banken haben sich bislang nicht öffentlich zu dem Fall geäußert. (hw)

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