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Neues Problem: Rohstoffhändler droht bei Gas mit Lieferstopp

Ein drohender Lieferstopp des Rohstoffhändlers Vitol, von dem die frühere Gazprom-Tochter Sefe Marketing & Trading Ltd. betroffen wäre, die inzwischen unter Treuhandschaft des Bundes steht, könnte dem deutschen Steuerzahler teuer kommen.

© Victoria / stock.adobe.com

Dem deutschen Steuerzahler droht ein weiterer Milliardenverlust wegen des Konflikts um russische Gaslieferungen. Hintergrund der drohende Lieferstopp seitens des Rohstoffhändlers Vitol.

Die frühere Gazprom-Tochter ist mit einem Eilantrag bei einem Londoner Gericht gescheitert, mit dem sie Vitol daran hindern wollte, die Gaslieferungen bereits nächste Woche einzustellen. Wegen der stark gestiegenen Gaspreise steht für beide Seiten viel auf dem Spiel, berichtet Bloomberg News.

“Die Klägerin hat nicht überzeugend dargelegt, dass eine Aussetzung sie kurz- oder mittelfristig in erhebliche Schwierigkeiten bringen würde”, sagte Richter Andrew Baker in einem Urteil, das am Freitagabend veröffentlicht wurde.

Eine Milliarde Euro Verlust drohen
Sefe drohen informierten Kreisen zufolge Verluste in Höhe von rund einer Milliarde Euro, wenn das Unternehmen das verlorene Gas zu höheren Preisen ersetzen muss.

“Diese Verträge wurden abgeschlossen, als die Marktpreise deutlich niedriger waren”, so Sefe in einer per E-Mail übermittelten Erklärung. Das Unternehmen “weist die Gültigkeit der angekündigten Aussetzung entschieden zurück und wird sie weiterhin über alle verfügbaren Kanäle anfechten.”

Die potenziellen Verluste bedeuten ein zusätzliches Risiko für den deutschen Steuerzahler, der Sefe mit einer Kreditlinie von 11,8 Milliarden Euro über die Staatsbank KfW gestützt hat. Vitol, eines der größten Rohstoffhandelshäuser der Welt, hat im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von 4,2 Milliarden Dollar erzielt.

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Aus dem Gerichtsbeschluss geht hervor, dass die in London ansässige Sefe den Richter gebeten hatte, Vitol per einstweiliger Verfügung an Maßnahmen zu hindern, die “unmittelbare und irreparabel schädliche Folgen” haben könnten. Vitol argumentierte vor Gericht, es könne die Lieferungen beenden oder aussetzen, weil Sefe im April den Eigentümer gewechselt habe.

Sefes Muttergesellschaft Securing Energy for Europe GmbH, war zuvor unter dem Namen Gazprom Germania GmbH bekannt. Nachdem Europa Sanktionen gegen Russland wegen des Einmarsches in der Ukraine verhängt hatte, sah sich die Bundesregierung veranlasst einzugreifen und die Gesellschaft unter die Treuhandschaft der Bundesnetzagentur zu stellen. Das sollte einen Zusammenbruch verhindern, der finanzielle Wellen auf den globalen Energiemärkten ausgelöst und Teile der deutschen Industrie destabilisiert hätte.

Nachdem Russland Gaslieferungen nach Europa verringerte, hat sich Vitol unabhängig von dem Gerichtsverfahren auch um Zahlungen aus der Gasumlage beworben. Die Umlage -- die die Gaskunden hätten über ihre Rechnungen zahlen müssen - ist aber letztlich politisch gescheitert, und es hat auch kein Unternehmen von ihr profitiert. (aa)

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