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MFS: Rezession und viel höhere Zinsen werden immer wahrscheinlicher

Laut Einschätzung zweier MFS Investment Management-Experten werden die US-Leitzinsen noch weiter erhöht, um die Inflation zu bekämpfen. Erst wenn diese wieder sinken sollte, könnte die Fed die geldpolitischen Zügel etwas lockern. Bis dahin steigt aber das Risiko einer Rezession.

© SERSOLL / stock.adobe.com

"Wird die US-Wirtschaft einer harten Landung entgehen? Wir halten eine Rezession jetzt für sehr viel wahrscheinlicher, weil die Fed ihre Geldpolitik vielleicht zu stark strafft", schreiben Erik Weidmann, Chief Economist sowie Portfoliomanager und Benoit Anne, Director, Investment Solutions Group, beide von MFS Investment Management, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Fed fokussiert sich derzeit auf die Inflationsbekämpfung
Die Abbildung ganz unten zeigt laut Weidmann und Anne, dass man am Terminmarkt mit einer Federal Funds Rate deutlich über dem neutralen Niveau rechnet. Die Notenbank hat ein doppeltes Mandat – aber ihr Vorsitzender Jerome Powell lässt keinen Zweifel daran, dass ihm Preisstabilität wichtiger ist als Wirtschaftswachstum. Die Fed habe signalisiert, dass sie als Kollateralschaden auch eine Rezession in Kauf nimmt, um die Inflation einzudämmen.

"Kommt es zu einer harten Landung, dürfte sie aber zum Rückzug blasen und die Geldpolitik erneut lockern – allerdings nur, wenn die Inflation bis dahin wirklich gefallen ist. Alles in allem drohen der US-Wirtschaft aber Volatilität und Unsicherheit. Vieles ist möglich", schreiben Weidmann und Anne.

Eine weiche Landung immer unwahrscheinlicher
Wenn die USA der Rezession entgehen, dann laut Einschätzung der beiden MFS-Professionals wohl vor allem wegen des hohen Konsums und der zumindest etwas nachlassenden Lieferengpässe. Das richtige Maß sei aber noch immer nicht leicht zu finden.

Bleibt der Konsum stabil, werde die Fed die Zinsen wohl weiter anheben und damit eine Rezession auslösen. Allerdings hat die immer höhere Teuerung dem Konsumklima massiv geschadet. "Vielleicht werden die Verbraucher sehr viel weniger Geld ausgeben und als Wachstumsmotor ausfallen", warnen Weidmann und Anne.

Ob eine weiche Landung gelingt, wird ganz wesentlich von der kurzfristigen Inflationsentwicklung abhängen. Bis jetzt spricht nur wenig für eine niedrigere Teuerung, aber die Fed wird wohl erst dann zu einem neutralen Leitzins zurückkehren, wenn die Kerninflation einige Zeit fällt. Außerdem fürchtet sie höhere langfristige Inflationserwartungen.

"Die Lage könnte sich aber bessern, wenn die Lieferengpässe noch weiter nachlassen, es also zu einem positiven Angebotsschock kommt, und sich auch die bisweilen übertriebene Nachfrage normalisiert", hoffen Weidmann und Anne.

Was bedeutet das für Anleihen?
Wenn eine Rezession wahrscheinlicher wird, spricht weniger für eine sehr kurze Duration. "Steigende Langfristrenditen halten wir jetzt für unwahrscheinlicher. Die Kurzfristzinsen könnten aber weiterhin zulegen – wenn die Inflation hoch bleibt, Arbeitskräfte auch in Zukunft knapp sind und die Fed die Leitzinsen weiter erhöht und damit die Geldpolitik strafft. Wenn sich die Konjunkturdaten weiter verschlechtern und es zur Rezession kommt, rechnen wir mit weiteren Spreads. Bei Credits kommt es dann mehr denn je auf genaue Analysen und eine sorgfältige Einzelwertauswahl an", erklären Weidmann und Anne abschließend. (aa)

Den Federal Funds Futures zufolge wird der neutrale Leitzins bald überschritten

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