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Mainsky: Kurswechsel der Fed beendet “Sweet Spot” am Aktienmarkt

Wie die geldpolitische Straffung das Chance-Risiko-Profil für Aktien verschlechtert, erläutert Dr. Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter MainSky Asset Management.

Dr. Eckhard Schulte, MainSky Asset Management
Dr. Eckhard Schulte, MainSky Asset Management© MainSky Asset Management

Wer bislang noch Zweifel an einer geldpolitischen 180-Grad-Wende der US-Notenbank hatte, wurde spätestens mit der Veröffentlichung des Protokolls vom Dezember-Meeting am 5. Januar eines Besseren belehrt. Um ihre Glaubwürdigkeit in Sachen Inflationsbekämpfung zu stärken, hat sich die Fed von ihrem erst vor einigen Monaten etablierten neuen geldpolitischen Rahmen verabschiedet und den Kapitalmärkten damit ein komplett anderes Umfeld beschert, rekapituliert Dr. Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter MainSky Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar.

Aggressivere Fed
Die eigentliche Überraschung war für Schulte nicht nur der deutlich aggressivere Ton in Bezug auf mögliche Zinserhöhungen, sondern auch, dass die Fed gleichzeitig eine Verkürzung der Bilanz in Betracht zieht. Dabei wurde diskutiert, die Reduzierung der Bilanzsumme als Instrument zur Straffung der monetären Bedingungen zu nutzen. Zusammen mit Zinserhöhungen wäre dies ein starkes „monetary tightening“. Es ginge sogar über den letzten „Versuch“ der Fed zur Straffung der Geldpolitik aus dem Jahr 2018 hinaus, da die Notenbank damals die Bilanzverkürzung auf „Autopilot“ stellte und nicht als Variable der Geldpolitik einsetzte, hält Schulte fest.

Die Fed sieht sich nach monatelangen Beteuerungen einer nur temporären Inflation nun scheinbar einem zu starken politischen Druck gegenüber, dieses Thema ernsthaft angehen zu müssen. "Auch wenn wir erwarten, dass die Inflation im Jahresverlauf wieder deutlich fällt, dürfte dies zunächst so langsam geschehen, dass nicht mit einer zeitnahen Wende von der Wende der Fed auszugehen ist. Eine Zinserhöhung im März scheint gesetzt", erklärt Schulte.

Marktkorrektur wie vor vier Jahren?
Für die Aktienmärkte hat sich somit das Umfeld fundamental verändert. Der „Sweet-Spot“ der letzten 18 Monate gehört der Vergangenheit an. Im Jahr 2018 straffte die Fed die Geldpolitik mit den gleichen Instrumenten, was zunächst zu einer hohen Volatilität und anschließend zu einer Marktkorrektur von rund 20 Prozent geführt hat.

Corporate America kann Gewinne (noch) steigern
Positiv ist Schulte zufolge allerdings in diesem Zyklus anzumerken, dass das Gewinnwachstum der Unternehmen auch durch das hohe nominale Wirtschaftswachstum in den nächsten Monaten gut unterstützt bleiben sollte, was heute für eine bessere Ausgangssituation als 2018 sorgt.

Allerdings verlangsamt sich in den USA das Wachstum allmählich wieder in Richtung Potenzialwachstum von rund zwei Prozent. Schließlich führte die Bilanzreduzierung der Fed im Jahr 2018 zu einem Rückgang der Geldbasis um zehn Prozent und löste damit erst eine starke Verlangsamung des Geldmengenwachstums aus. Heute plant die Fed einen ähnlichen Bilanzabbau, obwohl sich das Wachstum der Geldmenge M2 bereits stark verlangsamt hat.

Wachstumsaktien reduzieren, Europa stärker gewichten

Wenn die monetären Bedingungen der Rhetorik der Fed folgen, wird sich Schultes Einschätzung nach das Chance-Risiko-Profil für Aktien im Laufe des Jahres weiter verschlechtern. Während sich in den vergangenen 18 Monaten die Strategie am Aktienmarkt, bei Schwäche zu kaufen, stets als richtig erwiesen hat, könnte sich deshalb gerade bei hoch bewerteten Wachstumsaktien ein Verkaufen bei Stärke als der erfolgreichere Weg herausstellen. In den nächsten Monaten ist mit einer höheren Volatilität zu rechnen, so dass sich dazu noch Gelegenheiten bieten sollten, empfiehlt der Mainsky AM-Vorstandsvorsitzende.

Eine direkte Konsequenz der veränderten Fed-Politik ist für Schulte eine erwartete Fortsetzung der Schwäche von hoch bewerteten Wachstumsaktien aus dem US-Technologiebereich, deren Bewertungen allein durch die steigenden Zinsen weiter steigen, weil der Wert ihrer zukünftigen Gewinne fällt. "Unsere langfristige Sicht auf den Technologiesektor bleibt zwar aus strukturellen Gründen unverändert positiv. Im aktuellen geldpolitischen Umfeld könnte für Anleger allerdings eine Reduzierung dieses Anteils in ihren Portfolios ratsam sein", hält Schulte fest.

In diesem Kontext steigt für Schulte auch die Attraktivität europäischer Aktien, die neben einem stärkeren Value-Fokus und der niedrigeren Bewertung als ihre US-Pendants von einer Europäischen Zentralbank profitieren dürften, die in ihrem Zinserhöhungskurs der Fed deutlich hinterherlaufen wird. Zudem hat China die Geldpolitik zuletzt erneut etwas gelockert, ebenfalls ein Umstand, der den europäischen Märkten mit der hohen China-Abhängigkeit zugutekommt, erklärt Schulte abschließend. (aa)

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