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LGIM: Credit Spreads sind rekordverdächtig eng - was tun?

Die üppige Geldversorgung der Zentralbanken hat nicht nur die Kurse von Aktien und Staatsanleihen nach oben getrieben, sondern auch die Kurse von Unternehmensanleihen. In Folge sind die Risikoaufschläge bei diesen "Credits" rekordverdächtig niedrig.

Volker Kurr, Legal & General IM
Volker Kurr, Legal & General IM© Legal & General IM

Seit den Tagen im März 2020, als die Kapitalmärkte aufgrund der beginnenden Corona-Pandemie unter Druck gerieten, sind nur 18 Monate vergangen – und doch fühlt es sich für Investoren an, als hätte man einen vollständigen Marktzyklus durchlaufen. Nach dem Höhepunkt der Krise kannten die Märkte nur eine Richtung: nach oben. Unternehmensanleihen bilden dabei keine Ausnahme, rekapitulieren Matthew Rees, Head of Global Bond Strategies, und Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei Legal & General Investment Management (LGIM), die Entwicklungen der letzten ein bis zwei Jahre.

Alles ist hoch bewertet
Unternehmensanleihen sind in den letzten Monaten immer teurer geworden. Schon vor einem halben Jahr waren die Credit Spreads, also die Risikoprämien gegenüber Staatsanleihen, sehr eng. Seitdem haben sie sich trotz einiger kurzer Volatilitätsphasen erstaunlicherweise sogar noch weiter verringert. Was heißt das für Anleger?

Zur Illustration hilft laut LGIM ein Blick auf die Spreizung der Credit Spreads verschiedener Anleihesegmente über die letzten 15 Jahre hinweg (siehe Grafik). Zum Start des ersten Corona-Lockdowns am 23. März 2020 waren die Risikoprämien auf Unternehmensanleihen ausgesprochen hoch. Anders ausgedrückt: Seit 2006 waren die Spreads in fast 100 Prozent der Fälle enger als an diesem Tag (darauf verweist das rote Symbol an der Spitze der Säulen).

Spread-Perzentil-Analyse

Rekordverdächtig niedrige Spreads
Aktuell sieht das Bild jedoch völlig anders aus. Die Spreads sind so eng wie kaum jemals zuvor (das schwarze Symbol bewegt sich nur wenig oberhalb von 0%). Bei auf US-Dollar lautenden Investment-Grade-Anleihen beispielsweise waren die Prämien in nur drei Prozent der Fälle seit 2006 enger als derzeit. Euro-Investment Grade-Anleihen sind kaum attraktiver.

Bei globalen Hochzins- sowie Schwellenländeranleihen gibt es derzeit jedoch mehr Spielraum. "Das spiegelt die Unsicherheit wider, die in Bezug auf die Pandemie und ihre langfristigen Auswirkungen auf das globale Weltwirtschaftswachstum immer noch am Markt zu spüren ist", merken die beiden LGIM-Profis an.

Gründe für niedrige Risikoaufschläge
Dass sich die Credit Spreads trotz eines unsicheren Ausblicks noch weiter verringern, hat mehrere Gründe: Zum einen wird das weltweite Volumen von Anleihen mit negativer Verzinsung immer größer. Das gilt insbesondere für europäische und japanische Staatsanleihen, so dass Anleger nach zusätzlichen Renditequellen suchen – und dazu zählen beispielsweise Credits.

Zum anderen drückt die Nachfrage nach US-amerikanischen Unternehmensanleihen auf die Prämien. Angesichts des aktuellen Renditeniveaus und der relativen Währungsbewertungen versuchen vor allem europäische und japanische Investoren, die aktuellen Trends zu nutzen, indem sie in US-Dollar denominierte Anleihen kaufen und das Währungsrisiko in Euro und Yen absichern.

Empfehlung: Alternative Renditequellen und Liquiditätspuffer aufbauen
Untergewichtungen in teuren Sektoren, wie US-amerikanischen Qualitätsunternehmen mit Investment-Grade-Rating, gleicht LGIM laut eigenen Angaben durch alternativen Renditequellen, wie nachrangige Finanztiteln und sehr selektive Engagements in Schwellenländern, aus.

"Gleichzeitig erhöhen wir unsere Liquiditätspuffer, damit wir von unerwarteten Schwächephasen am Markt profitieren und flexibel agieren können. Einstiegschancen suchen wir derzeit bei ausgewählten nachrangigen Finanzanleihen sowie bei globalen Hochzins- und Schwellenländeranleihen. In diesen Segmenten verbessern sich nicht nur die Fundamentaldaten einzelner Unternehmen und staatlicher Emittenten; wir halten auch die Bewertungen für attraktiver. Zudem unterstützen hier auch technische Faktoren die Nachfrage", schreiben Rees und Kurr abschließend. (aa)

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