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Kursverluste bei Anleihen: Sparkassen drohen hohe Abschreibungen

Steigende Marktzinsen führen bei fix-verzinsten Anleihen in der Regel zu Kursverlusten. Diese könnten bei den Sparkassen zu hohen Abschreibungen führen. Aber auch von anderer Seite droht Gefahr für die Erträge.

© EKH-Pictures / stock.adobe.com

Die deutschen Sparkassen stehen vor hunderten Millionen Euro an Abschreibungen auf ihre eigenen Kapitalanlagen. Wegen der gestiegenen Zinsen ist der Marktwert gehaltener Anleihen gesunken. Das wird die Ergebnisse der Institute in diesem Jahr belasten. Über diese Entwicklung berichtet Bloomberg.

Bei vielen Sparkassen sind die Kundeneinlagen höher als das Volumen der vergebenen Kredite. Daher investieren die Institute traditionell einen Teil ihrer überschüssigen Mittel am Kapitalmarkt, meist in Anleihen und Pfandbriefe.

Der Zinsanstieg seit dem Jahreswechsel dürfte “bereits zum Teil merkliche Auswirkungen auf den Abschreibungsbedarf der im eigenen Depot gehaltenen Wertpapiere” haben, erklärte der Sparkassenverband Bayern bei seiner Bilanzvorlage für die ersten sechs Monate. Vizepräsident Roland Schmautz sprach bei einer Veranstaltung am Montagnachmittag von mehreren hundert Millionen Euro für die 61 Sparkassen im Freistaat.

Zuvor hatte schon der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider in der Börsen-Zeitung für seine Sparkassen vor Abschreibungen von mehreren hundert Millionen Euro gewarnt. Der Sparkassenverband Westfalen-Lippe erklärte auf Nachfrage von Bloomberg, dass er die Einschätzung der beiden Verbände teile, dass es bei den Wertpapieren der Eigenanlage “zu deutlichen Abschreibungen kommen wird”.

Laut dem bayerischem Sparkassenpräsident Ulrich Reuter sind die Abschreibungen aber wahrscheinlich nur vorübergehend. Die Lage im Wertpapierbereich scheine schlechter als sie es tatsächlich sei. “Spätestens bei Fälligkeit werden die Wertpapiere wieder mit dem Nominalbetrag eingelöst”, sagte Reuter. “Es handelt sich somit nur um temporäre Buchwertkorrekturen.”

Rezession führt zu Kreditausfällen
Unabhängig davon müssen die bayerischen Sparkassen wegen des aktuellen Umfelds nach eigenen Angaben zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder mit Kreditausfällen rechnen. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft dürfte sich daher gegenüber 2021 schlechter entwickeln, so der Verband.

“Größeren Korrekturbedarf im Kreditportfolio sehen wir derzeit nicht; die Zahl der Einzelfälle dürfte indes wieder steigen”, sagte Reuter. “Wir machen uns Gedanken über eine mögliche drohende Rezession.”

Angesichts der Produktions- und Beschaffungsprobleme vieler Unternehmen wollen die bayerischen Sparkassen daher bei den Wertberichtigungen noch vorsichtiger planen als in den beiden Pandemiejahren. Es müsse sich zeigen, wie stark sich beispielsweise möglicherweise ausbleibende Gaslieferungen aus Russland auf die Firmenkunden auswirken werden.

Unterm Strich rechnen die bayerischen Sparkassen damit, dass dieses Jahr das Betriebsergebnis vor Bewertung auf dem Niveau von 2021 liegen wird. Das Zinsergebnis dürfte laut Verband sinken, das Provisionsergebnis gleich bleiben. Bei den Verwaltungsaufwendungen sei ein Rückgang wahrscheinlich.

“Der Zinsanstieg an sich ist gut für das Geschäftsmodell der Sparkassen und wird absehbar auch zu einer Stabilisierung der Ertragslage führen”, so Reuter. (aa)

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