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Kreditfonds boomen - doch die Kritiker werden lauter

Direktkredite gelten bei vielen Marktteilnehmern als der letzte Schrei. Während die meisten Fondsgesellschaften ihr entsprechendes Business aufstocken, sehen andere Asset Manager diese Entwicklung kritischer.

© andranik123 / stock.adobe.com

Es ist die goldene Ära für Privatkredite, sagen ihre Anhänger. Doch eine Handvoll Großfonds lässt der größte Teil des boomenden 1,5-Billionen-Dollar-Markts kalt - die Direktkreditvergabe. Zu den schwergewichtigen Skeptikern gehören die Fondssparte der Swiss Life und die schottische, insbesondere für ihre Growth-Aktien-Expertise bekannte Baillie Gifford, denen es in dem Markt an Transparenz und Liquidität fehlt und die auch anderswo attraktive Renditen sehen. Abrdn, ebenfalls aus Edinburgh, beschränkt sich auf besonders solvente Schuldner, meidet aber den größeren, risikoreicheren Teil des Marktes.

Abrdn verfügt über zwölf Milliarden Pfund (13,8 Milliarden Euro) an Privatkredit-Anlagen, die sich auf gewerbliche Immobilienkredite, Investment-Grade-Platzierungen, Fondsfinanzierung und Infrastrukturkredite verteilen. Swiss Life AM verfügt über fast 15 Milliarden Euro an alternativen Anlagen, allerdings nicht im Bereich der direkten Kreditvergabe. Baillie Gifford ist ein Wachstumsinvestor in Aktien und Anleihen, jedoch nicht im Bereich Privatkredite.

Kreditfonds boomen, locken mit hohen Renditen
Das Trio - das insgesamt knapp eine Billion Dollar an Vermögen verwaltet - stellt sich damit gegen den Trend. Direktkreditfonds - die typischerweise direkt an mittelständische Unternehmen verleihen, die Finanzinvestoren gehören oder ein riskanteres Profil aufweisen - haben sich stark vermehrt, seit die Finanzkrise viele Banken bei der Kreditvergabe zurückhaltender gemacht hat.

Nun drängen Fondsmanager auf den Markt, deren Gebührenerträge durch passive Fonds unter Druck geraten sind. Die üblichen Kredite haben einen variablen Zinssatz und einen satten Aufschlag, der die Renditen in Richtung der mittleren Zehnermarke treibt.

Swiss Life Asset Managers und Baillie Gifford sind jedoch der Ansicht, dass die Renditen der Kredite nicht hoch genug sind, um die Schwierigkeiten beim Handel im Vergleich zu anderen Anlageklassen auszugleichen.

“Wir glauben nicht, dass es überhaupt noch eine nennenswerte Illiquiditätsprämie gibt”, sagt Daniel Holtz, Head Credit bei Swiss Life AM, im Bloomberg-Interview. Er tue sich schwer zu sehen, wie diese Geschäfte bei höheren Kapitalkosten noch funktionieren könnten.

Torcail Stewart, Investmentmanager beim Strategic Bond Fund von Baillie Gifford, sieht seinerseits “reichlich Gelegenheiten”, Junk- und Investment-Grade-Anleihen zu kaufen, die im Gegensatz zu Privatkrediten einfach zu handeln sind und “zu niedrigen Barpreisen bei sehr attraktiven Renditen” zu haben seien. “Die Zeiten der ‘Suche nach Rendite’ sind vorbei”, so Stewart. “Warum sollte man also illiquideren Instrumenten wie Krediten nachjagen?”

Andere Asset Manager sehen es anders
Zu den Fonds, die ihre Aktivität auf dem Markt verstärken, gehören Fidelity International, das Personal für den Bereich einstellt, oder T Rowe Price, PGIM und Nuveen, die Spezialfirmen erworben haben. Janus Henderson und die DWS Group sind auf der Suche nach Zukäufen. Auch BlackRock, die größte Fondsgesellschaft der Welt, hat sein Geschäft mit alternativen Anlagen umstrukturiert und sich stärker auf private Kredite konzentriert.

Auch einige Banken wagen sich auf den Markt. Société Générale legt zusammen mit Brookfield Asset Management einen Zehn-Milliarden-Euro-Fonds auf, während Barclays dem Beispiel von JPMorgan Chase folgt und Liquidität aus der Bilanz einsetzt, um mit Privatkreditfonds zu konkurrieren.

Die Schwierigkeit, die Kredite im Zweifel veräußern zu können, ist jedoch ein Hindernis für Anleger, die davor zurückschrecken, Kapital für fünf bis sechs Jahre zu binden - die durchschnittliche Laufzeit bei Direktkrediten. Zwar hat sich ein Sekundärmarkt entwickelt, doch ist es schwierig, private Kreditportfolios vor Fälligkeit der Darlehen zu verkaufen. “Wenn sich die Umstände eines Unternehmens ändern, kann eine öffentliche Anleihe leichter veräußert werden”, sagt Stewart.

Risikospektrum
Albane Poulin, Leiterin der europäischen Privatplatzierungen bei Abrdn, sagt, dass “Investment-Grade”-Privatkredite eher für Firmen wie ihre eigene mit vielen Versicherungskunden geeignet sind.

Die direkte Kreditvergabe an risikoreichere Unternehmen hingegen sei “besser geeignet für Manager alternativer Anlagen, Vermögensverwalter, Kleinanleger und Pensionsfonds”, fügt sie hinzu. “Es ist einfach ein anderer Teil des Risikospektrums.”

Pleitewelle könnte Elchtest für Kreditfonds werden
Einige Kritiker machen sich auch Sorgen darüber, wie Privatkreditfonds eine Konkurswelle verkraften würden, da es kaum historische Daten gibt. Die Kreditgeber mögen zwar variable Zinssätze, aber viele Kredite wurden in Zeiten niedriger Zinsen abgeschlossen, was die Kreditnehmer unter Druck setzt. “Jeder Anbieter von Privatkrediten wird Ihnen sagen, dass er über eine Datenbank und eine gute Erfolgsbilanz verfügt”, sagt Holtz. “Aber das ist ein einzelner Datenpunkt von diesem Investor. Er ist mit keiner anderen Kennzahl vergleichbar.”

Bisher hält sich der Markt noch gut. Der Private Credit Default Index von Proskauer, der vorrangig besicherte und Unitranche-Kredite in den USA abbildet, zeigte für das zweite Quartal 2023 eine Ausfallquote von 1,64 Prozent und lag damit unter der von Fitch ermittelten Ausfallquote von 2,8 Prozent für US-High Yield Bonds. Für Europa gibt es keine vergleichbaren Daten. (aa)

Private Debt-Segmente Überblick

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