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Kenneth Akintewe, abrdn: Diese Anleihen sitzen nun in der ersten Reihe

Der Head of Asian Sovereign Debt im Asian Fixed Income-Team bei abdrn (ehemals Aberdeen) ist optimistisch für die weitere Entwicklung indischer Lokalwährungsanleihen. Das liegt nicht nur an der zukünftigen Aufnahme in den marktbreiten JP Morgan GBI-EM Global Diversified Index.

Kenneth Akintewe, Head of Asian Sovereign Debt of the Asian Fixed Income Team, abrdn
Kenneth Akintewe, Head of Asian Sovereign Debt of the Asian Fixed Income Team, abrdn© abrdn

Es waren ein paar spektakuläre Wochen für Indien. Zuerst landete man auf dem Mond und dann fand noch das G20-Treffen der Staats- und Regierungschefs im Land statt. Die wichtigste Nachricht für institutionelle Investoren war jedoch die Entscheidung von JP Morgan, indische Anleihen in seinen Benchmark-Index für Schwellenländer aufzunehmen (JP Morgan GBI-EM Global Diversified Index). "Wir gehen davon aus, dass dieser Schritt Zuflüsse in Höhe von 25 bis 30 Milliarden US-Dollar in den indischen Markt für Staatsanleihen leiten wird, da die Investoren, die dem Index folgen, ihre Portfolios umschichten müssen", schreibt Kenneth Akintewe, Head of Asian Sovereign Debt of the Asian Fixed Income Team, in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag.

Die Aufnahme in den Index dürfte Akintewe zufolge die Stimmung sowohl für Devisen als auch für Anleihen verbessern. Dies wird Indien helfen, seine Finanzlage zu verbessern, die Eigentümerbasis für seine Anleihen zu erweitern und die Liquidität zu erhöhen. Auch die Bemühungen von Premierminister Modi um den Abbau des Staatsdefizits könnten in den Mittelpunkt von Investoren rücken. Eine Kehrseite von all dem wird jedoch wahrscheinlich eine erhöhte Volatilität bei indischen Anleihen sein, insbesondere wenn es zu makroökonomischen Umwälzungen kommt, merkt Akintewe an.

Argumente für indische Anleihen
Im Allgemeinen erwartet Akintewe, dass die Anleger die Entwicklung vorwegnehmen und bereits vor dem offiziellen Aufnahmedatum Mitte 2024 mit der Allokation in diese Anlageklasse beginnen werden. Angesichts des Potenzials indischer Anleihen ist Akintewe der Meinung, dass viele Anleger auch eine Übergewichtung ihrer Indien-Positionen anstreben könnten.

Die Performancezahlen sprechen für sich: In den letzten zehn Jahren erzielte der iBoxx India Local Currency Index eine Rendite von 86 Prozent in US-Dollar (Stand: Ende August 2023). Das ist mehr als an den Aktienmärkten der Schwellenländer und Asiens zu erzielen war und übertrifft auch den globalen Gesamtmarkt für Anleihen sowie den breiteren Markt für Schwellenländeranleihen.

In der Zwischenzeit hat die indische Zentralbank Devisenreserven in Höhe von rund 600 Milliarden Dollar aufgebaut, womit sie zu den höchsten der Welt gehören. Sie nutzt diese, um die Volatilität der Rupie zu steuern, die sich aktuell mit 3,4 Prozent auf einem 18-Jahres-Tief befindet. Die indische Inflation erreichte im Jahr 2022 ihren Höhepunkt und ist seitdem stetig zurückgegangen. Der Verbraucherpreisindex ging ebenfalls von 7,4 im Juli auf 6,8 Prozent im August zurück. Akintewe geht davon aus, dass die Inflation im nächsten Jahr dank starker Basiseffekte weiter auf 4,5 Prozent sinken wird. Dies dürfte es der Zentralbank ermöglichen, ihren Leitzins 2024 um bis zu 100 Basispunkte zu senken.

Engagierte Reformagenda
Das vielleicht stärkste Argument ist das Engagement der Regierung für ihre Reformagenda. Zu den wichtigsten Punkten gehört die Lockerung der Beschränkungen für ausländische Investitionen und des Konkursrechts. In der Zwischenzeit wurde durch die Waren- und Dienstleistungssteuer ein gemeinsamer Markt für alle 36 Unionsstaaten geschaffen. Dies führte zu einer verbesserten Effizienz des Binnenhandels und unterstützte das Einnahmenwachstum und die Haushaltskonsolidierung.

Die wohl ertragreichste Maßnahme Indiens ist der Aufbau seines umfassenden digitalen Ökosystems. Dazu gehört auch die digitale öffentliche Infrastruktur. Die Vorteile sind beträchtlich. So konnten etwa durch digital verknüpfte Bankkonten die Verluste durch Korruption zwischen 2013 und März 2021 drastisch um 34 Milliarden US-Dollar bzw. über 1,0 Prozent des indischen Bruttoinlandsprodukts gesenkt werden. Weitere Vorteile ergeben sich in Bereichen wie dem elektronischen Handel, der Erweiterung des Zugangs zu Banken und Krediten und der Förderung von Innovationen.

Ein letzter Vorteil liegt in China. Die zunehmenden Spannungen mit den USA haben dazu geführt, dass sich die größte Volkswirtschaft der Welt zunehmend Indien zuwendet. Zu den hervorzuhebenden Bereichen der Zusammenarbeit gehören die Technologie und der Übergang zu sauberer Energie.

Bedeutung für Investitionen
Akintewe ist der Ansicht, dass die Stärkung der indischen Wirtschaft und die laufenden Reformen die Kreditbedingungen weiterhin stützen werden. Das wachsende Vertrauen in die Fähigkeit des Landes, mit den wichtigsten Risiken umzugehen, schafft ein freundliches Umfeld für ausländische Investoren. Die Entscheidung von JP Morgan, Indien in seinen Benchmark-Index aufzunehmen, wird die Zuflüsse weiter erhöhen.

Für Anleger bedeutet die zunehmende Verfügbarkeit verbesserte Möglichkeiten der Diversifizierung und des Engagements in einem relativ stabilen, hochverzinslichen und großen Anleihemarkt eines schnell wachsenden Landes, der seit vielen Jahren eine konstant überdurchschnittliche Wertentwicklung aufweist. (aa)


Institutional Money-Umfrage zu indischen Bonds
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