Logo von Institutional Money
| Märkte

John Vail über fundamentale Bewertungen und weiteres Kurspotenzial

Der globale Chefstratege von Nikko Asset Management ortet bei den Aktienmärkten in den USA und in Europa "fortgeschrittene" Bewertungen und erklärt, ob und wie viel Aufwärtspotenzial noch besteht.

John Vail, Nikko Asset Management
John Vail, Nikko Asset Management© Nikko AM

John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko Asset Management, erwartet, dass die Aktienmärkte in den USA und in Europa trotz fortgeschrittener Bewertungen noch zulegen werden. Vor dem Hintergrund historisch hoher Bewertungen am US-Aktienmarkt (KGV des S&P 500 von 22) spricht für Vail noch immer vieles für Aktien:

Erstens fehlt Vail zufolge die Konkurrenz: Selbst wenn die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren moderat ansteigen, bleiben sie niedrig (und die Gesamtrenditen von langen Anleihen negativ). Zweitens erholen sich die Rückkäufe deutlich. Drittens scheint das Gewinnwachstum die bereits optimistische Konsensmeinung zu übertreffen.

"Bedenken hinsichtlich der Bewertungen von Titeln, die von Lockdown-Regelungen profitieren, sind sicher berechtigt – spätestens sobald flächendeckend geimpft wurde. Zumindest in Bezug auf die Arbeit von zu Hause aus dürfte der Bedarf an technischen Geräten und Software jedoch dauerhaft sein", ergänzt Vail.

"Wilder Westen" ruft Aufsichten auf den Plan
Die wilden Bewertungen bei einigen kleinen, spekulativen Aktien sind Vail zufolge meist Nebenschauplätze. Aber es gibt auch ein paar große Wachstumsaktien, deren Bewertungen und Gewinnaussichten man sich sehr genau anschauen muss. "In der Tat herrscht in einigen Teilen des Marktes der „Wilde Westen“, und die Finanzaufsichtsbehörden gehen zunehmend dagegen vor. Staatliche Eingriffe, insbesondere wegen kartellrechtlicher Bedenken, dürften die großen Technologiewerte etwas dämpfen. Insgesamt erwarten wir einen Anstieg des S&P 500 bis zum Jahresende auf 4.331 Punkte", prognostiziert Vail.

Europa könnte aufholen
Europas Aktien hätten Vail zufolge den langfristigen Trend ihrer Underperformance gegenüber der Wall Street beendet, wenn auch nicht umgekehrt. Das Vertrauen der Europäer in ihre mittelfristige wirtschaftliche Zukunft sollte sich stark verbessern, nicht zuletzt angefacht durch eine über die Erwartungen hinaus wachsende Weltwirtschaft.

Das KGV ist mit 15,5x im historischen Vergleich nicht niedrig. Vail erwartet jedoch, dass die Gewinnschätzungen nach oben korrigiert werden. Die hohe Marktdividendenrendite, insbesondere jetzt, da die meisten Dividendenkürzungen beendet scheinen und Erhöhungen für Banken wahrscheinlich erlaubt sind, sollte weiterhin in- und ausländische Anleger anziehen.

"Wir erwarten, dass der Euro-Stoxx-Index bis Ende September auf 460 und der FTSE auf 7.300 steigen wird. Interessant wird es sein, wie die Märkte auf die Entwicklungen rund um die deutsche Bundestagswahl herum reagieren. Hier könnten sich die Machtverhältnisse deutlich nach links verschieben", erklärt Vail abschließend. (aa)

Dieses Seite teilen