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IWF warnt: EZB und BoE sollten Straffungsrisiken bedenken

Angesichts der negativen Folgen höherer Leitzinsen für die Stabilität des Finanzsystems sollten Zentralbanken wie die EZB und die Bank of England ihr geldpolitischen Schritte behutsam setzen, empfiehlt der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer Studie.

Kristalina Georgieva, IWF
Kristalina Georgieva, IWF© Andrew Harrer / Bloomberg

Mit Blick auf weitere Zinserhöhungen mahnt der Internationale Währungsfonds (IWF) Europas Zentralbanken, sich im Spätstadium ihrer Straffungszyklen potenzieller Nebenwirkungen bewusst zu sein. Das umfasst den Druck im Finanzsystem bis zu auseinander strebenden Anleiherenditen. Über diese Sorgen des IWF informiert Bloomberg News.

In einem am Freitag vorgelegten Bericht weist der IWF darauf hin, dass die Inflationsrisiken die Währungshüter zu einer weiteren Straffung zwingen. Im Bezug auf die Geldpolitik sei dennoch weiterhin Flexibilität vonnöten für den Fall, dass es zu weiteren Verwerfungen im Bankensektor kommen sollte. Nach den Turbulenzen bei regionalen US-Instituten musste in Europa die Credit Suisse Group gerettet werden.

“Während die komfortablen durchschnittlichen Kapital- und Liquiditätspuffer der Banken im Euroraum und im Vereinigten Königreich ein Polster darstellen, zeigen die jüngsten Probleme im Bankensektor, wie Liquiditätsengpässe und finanzieller Stress abrupt auftauchen können”, so der IWF. “Eine weitere Stresssituation könnte die Puffer aushöhlen, insbesondere bei Banken mit schwächeren Fundamentaldaten, und zu einer drastischen Verschärfung der Kredit- und Finanzbedingungen im Allgemeinen führen.”

Trotz der Risiken sollte insbesondere die Europäische Zentralbank die Zinsen weiter anheben, so der IWF.

“Eine hohe und möglicherweise hartnäckigere zugrundeliegende Inflation als erwartet erfordert eine straffe Geldpolitik, bis die Kerninflation eindeutig auf dem Weg zurück zu den Inflationszielen der Zentralbanken ist”, heißt es im Bericht. “Inflationsrisiken signalisiert auch der Umstand, dass die Unterauslastung in vielen europäischen Volkswirtschaften noch geringer sein könnte als nach aufeinanderfolgenden Schocks zu erwarten.”

“Das Schlimmste, was man bei der Inflationsbekämpfung tun kann, ist, die Geldpolitik zu früh zu lockern oder zu früh zu pausieren, denn das erfordert dann einen zweiten Versuch, die Geldpolitik zu straffen - und erhöht die Kosten der Desinflationsbemühungen”, erklärte Alfred Kammer, der das Europa-Referat des IWF leitet, im Interview mit Bloomberg TV.

In Großbritannien, wo eine Rezession wahrscheinlich ist und die Teuerungsgefahr bei den Verbraucherpreise weniger drängend ist, sollte die Bank of England ebenfalls am Ball bleiben, so der IWF. “Die Geldpolitik muss möglicherweise weiter gestrafft werden, um die Inflationserwartungen auf einem guten Niveau zu halten und die Teuerung wieder auf das Zielniveau zu bringen, obwohl die Risiken für die Inflation jetzt ausgewogener sind”, hieß es.

Der aktuelle Ausblick des IWF für die EZB geht von weiteren Straffungen um 75 Basispunkte auf 3,75 Prozent aus. (aa)

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