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HSBC-Umfrage: Inflationsängste nehmen zu

Eine von HSBC durchgeführte Befragung zeigt wachsende Inflationssorgen unter den Schwellenländerinvestoren. Vor allem befürchten die befragten Institutionellen, dass es zu einem Abverkauf wie 2013 kommen könnte, der durch das damalige "Taper Tantrum" ausgelöst wurde.

Dr. Axel Cron, Chefanlagestratege bei HSBC Asset Management Deutschland
Dr. Axel Cron, Chefanlagestratege bei HSBC Asset Management Deutschland© HSBC Global AM

In den Emerging Markets könnte es zu Gegenwind kommen. Denn der Optimismus unter Investoren in Schwellenländern nimmt ab. Vor allem Inflationssorgen trüben die Stimmung der Anleger, wie eine Umfrage von HSBC zeigt. Die Einschätzung der Aussichten für Schwellenländer hat sich seit dem Jahreswechsel rapide verschlechtert. Das ist das Ergebnis der aktuellen HSBC Emerging Markets Sentiment Survey, für die 164 Investoren von 152 Institutionen befragt wurden, die ein verwaltetes EM-Vermögen von 575 Milliarden US-Dollar repräsentieren.

Optimismus machte Pessimismus Platz
Nur 34 Prozent der Anleger schätzen die Aussichten für die Schwellenländer in den nächsten drei Monaten optimistisch ein. Zum Vergleich: Zum Jahreswechsel war das noch bei 73 Prozent der Fall. Fast die Hälfte der Befragten hat nun eine neutrale Haltung eingenommen und den Cash-Anteil in ihren Portfolios im ersten Quartal des Jahres erhöht. Nur 21 Prozent planen, diese Barmittel kurzfristig zu verwenden.

„Obwohl das Jahr 2021 mit großen Erwartungen seitens der Anleger begann, machen es die erhöhte Volatilität im ersten Quartal und ein unsicheres globales Makroumfeld für Investoren schwierig, eine starke mittelfristige Perspektive zu entwickeln“, sagt Murat Ulgen, Global Head of EM Research bei HSBC. Und weiter: „Zu diesen Herausforderungen gesellt sich, dass nahezu die Hälfte der Investoren Inflation sowie höhere Zinsen in den USA und weltweit als das größte Risiko für den Ausblick für Schwellenländer identifiziert.“

Herausforderung durch Inflation löst Corona-Krise ab
Rund 77 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten in den nächsten zwölf Monaten eine höhere Inflation in den Schwellenländern, während 38 Prozent der Befragten mit steigenden Leitzinsen in den nächsten drei Monaten rechnen. Wie die Umfrage auch zeigt, ist die Risikobereitschaft der Anleger, gemessen auf einer Skala von 0-10 (wobei 10 das höchste Risiko darstellt) von 6,86 im Januar auf aktuell 6,04 gesunken.

Die Anzeichen für eine zunehmend zögerliche Haltung unter Investoren folgen auf den Wiederanstieg der COVID-19-Fälle in Volkswirtschaften wie Indien und Brasilien. Dennoch hat die Inflation – in den USA und weltweit – COVID-19 als größte Herausforderung für die Aussichten der Schwellenländer überholt: 48 Prozent der Anleger nennen sie als Hauptrisiko.

Sell off wegen neuerlichem "Taper Tantrum"?
Dies könnte die Befürchtung widerspiegeln, dass eine Reflation und eine potenzielle Rückführung der Anleihekäufe durch die Zentralbanken zu einem Ausverkauf von EM-Anlagen führen könnten, ähnlich dem "Taper Tantrum" von 2013.

Diese Sorgen könnten laut Ulgen überbewertet sein: „Obwohl wir einen Anstieg der Volatilität an den Finanzmärkten nicht ausschließen, insbesondere, wenn sich die finanziellen Bedingungen aufgrund der Tapering-Entscheidungen verschärfen sollten, gibt es signifikante fundamentale Unterschiede. Diese könnten Emerging-Markets-Anlagen unserer Meinung nach bis zu einem gewissen Grad abschirmen.“

Asien gefragter als Südamerika
Vor dem aktuell unsicheren Hintergrund scheint es Schwellenländeranleger wieder hin zur relativen Stabilität Asiens zu ziehen. Die Stimmung für diese Anlageregion bleibt über alle Anlageklassen hinweg positiv. Lateinamerika dagegen ist die einzige Region, die über alle Anlageklassen hinweg einen negativen Stimmungswert aufweist.

Inflationssorgen sind Teil einer Übergangsphase
„Die Unsicherheit, die die Umfrage zutage gefördert hat, ist allerdings auch ein Luxusproblem“, so Dr. Axel Cron, Chefanlagestratege bei HSBC Asset Management Deutschland. „Vor gerade mal einem Jahr haben wir vor allem darüber gesprochen, ob und wie schnell das Wachstum zurückkommt. Darüber redet heute kaum jemand mehr. Investoren sorgen sich derzeit mehr um eine Überhitzung der Wirtschaft und eine daraus resultierende höhere Inflation. Das gab es schon lange nicht mehr.“

Cron rät daher dazu, den Blick auf die etwas längeren Entwicklungen zu richten. „In den Jahren vor der Pandemie waren ein geringes bis moderates Wachstum der Wirtschaft gekoppelt mit einer niedrigen Inflation der Normalzustand. Das hat uns alle entwöhnt. Jetzt schießen die Raten plötzlich in Höhen, die wir lange Zeit nicht gesehen haben. Angesichts dessen neigen die Anleger zu Überreaktionen und Fehlschlüssen. Doch das dürfte nur eine Übergangsphase sein. Spätestens dann, wenn sich mit Fortschreiten der Impfkampagne das weltweite Wachstum angleicht, dürfte sich die Stimmung wieder beruhigen.“ (aa)

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