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Hans Ohlrogge & Jeremy Golding über Alternative Assets

Die beiden erfahrenen Industrieveteranen Jeremy Golding und Hans Ohlrogge erörtern, in wie weit Sachwerte und andere Alternative Assets eine höhere Gewichtung in institutionellen Portfolios haben sollten.

© Monster Ztudio / stock.adobe.com

Zinsen, Blasen, Nachhaltigkeit – das sind die Themen, die Corporates derzeit umtreiben. Was bedeutet das für Sachwerte und andere Alternative Assets? Werden sie ihren Platz in den Portfolios von Pensionsfonds, Family Offices & Co. weiter ausbauen? Oder bremsen neue Sorgen um den Markt und regulatorische Herausforderungen ihren Aufstieg? Antworten auf diese Fragen geben Hans Ohlrogge, Berater und ehemaliger Leiter des Pensionsfonds und der Pensionskasse von IBM in Deutschland (Bild links) sowie Jeremy Golding, Gründer und Geschäftsführer von Golding Capital Partners in München (Bild rechts), in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag. (aa)


"Zum Teil von der Not getrieben, weil sich Zielrenditen im andauernden Niedrigzinsumfeld mit traditionellen Assets nicht mehr erreichen ließen, haben sich Pensionskassen, Pensionsfonds, Family Offices und Stiftungen in den letzten Jahren illiquiden und damit renditestärkeren Anlageformen zugewandt. Gerade Unternehmen, die Altersvorsorgeansprüche ihrer Kunden über Jahrzehnte sichern müssen, haben auf der Suche nach auskömmlichen und regelmäßigen Erträgen immer größere Summen in Assetklassen wie Private Equity, Private Debt und Infrastruktur gelenkt.

In den letzten Monaten allerdings findet kaum ein Gespräch zwischen Vermögensverwaltern und Corporates statt, in dem die weitere Zinsentwicklung nicht Thema ist. Auch wenn das Basisszenario der meisten Marktteilnehmer auf absehbare Zeit weiter niedrige Zinsen vorsieht, so beschäftigt sich mancher zunehmend mit der Möglichkeit, dass die Prognostiker danebenliegen könnten.

Da Zinsanstiege, wenn sie eintreten, erfahrungsgemäß meist heftiger ausfallen als von den Auguren vorhergesehen, ist es rational, sich auf diese Eventualität vorzubereiten. Sollten die Zinsen substanziell steigen, wären festverzinsliche Anlagen etwas weniger unattraktiv als sie es heute sind. Doch alternativen Vermögenswerten dürfte das kaum schaden. Denn sie spielen gerade in Zeiten von Unsicherheit über die weitere Entwicklungsrichtung ihre Stärken aus: Dank geringer Korrelation mit anderen Assetklassen helfen sie bei der Risikostreuung, und in Phasen von Marktverwerfungen verhalten sie sich relativ wertstabil.

Illiquidität als Vorteil
Damit bieten Alternative Investments auch einen gewissen Schutz vor dem zweiten Thema, das Investoren derzeit stark beschäftigt: der Angst vor Bewertungsblasen. Ob die steigenden Bewertungen etwa an den Aktienmärkten, die über die vergangenen Jahre zu beobachten waren, angemessen oder überzogen sind, wird von Experten unterschiedlich eingeschätzt. Schutz vor möglichen Marktverwerfungen bei starken Bewertungskorrekturen bietet eine breite Portfoliodiversifikation – auch und gerade mit Alternativen Assets. Denn diese weisen geringe Korrelationen zum Aktienmarkt auf. Zudem reagieren sie gerade wegen ihrer Illiquidität nur mit Verzögerung oder weniger stark auf Volatilitäten an der Börse. Schließlich gibt es mit Dachfonds die Möglichkeit, über verschiedene Alternative Assetklassen hinweg zu diversifizieren und so eine noch größere Risikostreuung zu erreichen.

Auch das Thema Nachhaltigkeit hält die Nachfrage nach Alternative Assets hoch. Nicht nur die eigene Überzeugung der Kunden, sondern auch der Regulator veranlassen etwa Pensionseinrichtungen zunehmend, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Die EU-Regulierung zielt zunächst auf den CO2-Fußabdruck von Investments. Weitere Themen wie soziale Nachhaltigkeit werden in den nächsten Jahren ebenfalls Berücksichtigung finden.

Corporates sind daher gut beraten, ihre Portfolios rechtzeitig nachhaltig aufzustellen. Alternative Anlageformen wie Private Equity oder Infrastrukturinvestments bieten dafür zahlreiche Möglichkeiten. Insbesondere die neue Anlageform der Impact Investments schließt nicht nur bestimmte umwelt- oder sozialschädliche Praktiken aus, sondern weist vielmehr eine gezielte und messbare positive Auswirkung auf Ökologie oder Gesellschaft auf.

Jedoch unterscheiden sich die Bedürfnisse der verschiedenen Corporates im Hinblick auf Alternative Investments stark. Sehr große Pensionseinrichtungen haben genug Inhouse-Expertise, um Investments in Privatmarkt-Zielfonds selbst aufzubauen. Den meisten anderen Einrichtungen dagegen ist oftmals der direkte Zugang zu den Fondsmanagern mit der besten Performance und dem besten Track Record verwehrt. Ihnen bieten Alternative-Investment-Dachfonds die Möglichkeit, eine gute Risikostreuung bei attraktiven Erträgen zu erzielen. Das gilt besonders, wenn die Anlageklassen Infrastruktur, Private Equity und Private Debt als Multi-Asset-Ansatz sinnvoll zusammengestellt werden.

Viele Corporates, für die Alternative Investments vor einigen Jahren noch als risikoreich galten, haben inzwischen Expertise und praktische Erfahrung gewonnen. Diese dürften sie auch in Zukunft nutzen, um den Anteil der Anlageklasse in ihren Portfolios weiter auszubauen."

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