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Häusermarkt könnte 2023, 2024 synchronisierter Abschwung drohen

An den Immobilienmärkten könnte sich auf mittlere Sicht der Wind drehen. Denn höhere Zinsen belasten die Finanzierung und damit potenzielle Käufer. Aber auch die bereits bestehenden Hausbesitzer leiden unter höheren Hypothekenzahlungen.

© anankkml / stock.adobe.com

Angesichts der aggressivsten Leitzinserhöhungen seit Jahrzehnten ziehen sich von Sydney über Stockholm bis Seattle Käufer vom Erwerb von Wohnimmobilien zurück - und die Häuserpreise fallen. Gleichzeitig müssen Millionen von Menschen, die während des Pandemiebooms billige Kredite für den Erwerb von Häusern aufgenommen haben, höhere Raten zahlen, wenn Zinsen neu festgesetzt werden. Über diese Entwicklung berichtet Bloomberg News.

Schlechte Erinnerungen werden wach
Die rasche Abkühlung des Immobilienmarktes - einer der wichtigsten Vermögensteile privater Haushalte - droht den globalen Konjunkturabschwung zu verschärfen. Auch wenn der Einbruch bisher noch nicht an das Niveau der Finanzkrise von 2008 heranreicht: Für Zentralbanker ist der Verlauf des Abschwungs eine Schlüsselvariable in ihrem Bestreben, die Inflation einzudämmen ohne das Verbrauchervertrauen zu beschädigen und eine tiefe Rezession auszulösen.

In Australien und Kanada beispielsweise sinken die Häuserpreise bereits im zweistelligen Prozentbereich. Volkswirte gehen davon aus, dass der globale Abwärtstrend erst begonnen hat.

“Wir werden in den Jahren 2023 und 2024 am Immobilienmarkt einen weltweit synchronisierten Abschwung beobachten”, erwartet Hideaki Hirata von der Tokioter Hosei-Universität, der an einer globalen Immobilienmarkt-Analyse des Internationalen Währungsfonds mitgewirkt hat.

Bis die aggressiven Zinserhöhungen der Notenbanken in diesem Jahr voll auf die Haushalte durchschlagen, wird nach seiner Ansicht einige Zeit vergehen. “Verkäufer übersehen oft die Anzeichen sinkender Nachfrage”, sagt der ehemalige Ökonom der Bank of Japan.

Inzwischen sehen sich viele Menschen, die Rekordpreise bezahlt haben, Zinsanstiegen gegenüber während die Inflation die allgemeinen Lebenshaltungskosten nach oben treibt und in der Gesamtwirtschaft eine Ression droht.

“Junge Familien, die sich verschuldet haben, haben noch nie in ihrem Leben einen starken Zinsanstieg zu einer Zeit erlebt, in der ihre realen, inflationsbereinigten Löhne sinken”, so Rob Subbaraman, Leiter der globalen Marktanalyse bei Nomura. “Das könnte für sie ein ziemlicher Schock sein.”

Wie stark Kreditnehmer steigenden Zinsen ausgesetzt sind, ist von Land zu Land unterschiedlich. In den USA zum Beispiel verlassen sich die meisten Hauskäufer auf festverzinsliche Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren. Hypotheken mit variablem Zins machten in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt nur etwa sieben Prozent der konventionellen Kredite aus.

In anderen Ländern hingegen sind Zinsen typischerweise nur für ein Jahr festgeschrieben oder bewegen sich gleich variabel mit dem Markt. Laut einem Bericht von Fitch Ratings vom Mai hatten Australien, Spanien, Großbritannien und Kanada die höchste Konzentration an variabel verzinslichen Krediten im Verhältnis zu den Neuvergaben im Jahr 2020. (aa)

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