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RICS: Immobilienstimmung bricht stark ein

Die neueste Umfrage des Immobilienfachverbands RICS (Royal Institution of Chartered Surveyor) zeigt ein sich stark eintrübendes Stimmungsbild unter Immobilienexperten weltweit. Vor allem in Deutschland sieht es düster aus.

© anankkml / stock.adobe.com

Was institutionelle Investoren angesichts einer sich eintrübenden Konjunktur und steigender Zinsen schon geahnt haben, findet nun seine Bestätigung in einer Umfrage des Immobilienfachverbands RICS, die von 9. Juni bis 11. Juli dieses Jahres stattfand.

Die Ergebnisse des RICS Global Commercial Property Monitor (GCPM) für das zweite Quartal 2022 zeigen, dass die Verbesserung der Stimmung der letzten Quartale auf globaler Ebene zum Stillstand gekommen ist. So sank der Global Property Sentiment Index (CPSI) im zweiten Quartal wieder in den negativen Bereich (-6 gegenüber +3 in Q1 2022). Als Grund dafür führ RICS die anhaltende Straffung der Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken, angeführt von der US-Notenbank, und die Beschleunigung der Inflation, die noch nicht beendet zu sein scheint, an.

Auf überregionaler Ebene wurde auf dem amerikanischen Kontinent, auf dem die Dynamik (im kontinentalen Vergleich) im ersten Quartal am stärksten ausfiel, der deutlichste Stimmungsumschwung registriert. Hier fiel der CPSI von +18 auf +1. In Europa wird ein ähnlicher Trend verzeichnet, wenn auch etwas weniger ausgeprägt (+8 auf -4), während die Werte für APAC und MEA kaum verändert sind.

Deutschland: Investorenstimmung negativer als Mieterstimmung
Der Commercial Property Sentiment Index für Deutschland fällt im zweiten Quartal von -1 auf -20. Nur 28 Prozent der Befragten ordnen die Bundesrepublik auf dem Höhepunkt des Zyklus ein. Dies waren im Vorquartal noch 53 Prozent. Während im ersten Quartal nur 27 Prozent angaben, das der Zyklus in einer Abschwungphase sei, sind es jetzt 71 Prozent.

Die Investorenstimmung erreicht einen Wert von -26 (Q1: +5) und fällt somit seit Q1 2021 wieder ins Negative. Sie liegt zudem erstmals seit dem zweiten Quartal 2014 unter dem Wert der Mieterstimmung, der einen Wert von -14 verzeichnet (Q1: -7).

Die Investorennachfrage über alle Assetklassen sinkt auf ein Nettosaldo von -35 (Q1: +13 %). Bei Büroimmobilien bricht der Nettosaldo nahezu ein und verzeichnet einen Wert von -42 % (Q1: +23 %), bei Industrieimmobilien sinkt der Saldo von +44 % auf -1 %. Auch Einzelhandelsimmobilien verlieren und sinken von -29 % auf -61 %.

Deutschland als Immobilieninvestitionsstandort wird weiterhin als teuer (60 %) und sehr teuer (31 %) bewertet (Q4: 55% bzw. 28%). Die verbleibenden neun Prozent sehen auf dem Markt faire Preise. Deutschland steht damit im europäischen Vergleich der Länder, die ihren Standort als teuer oder sehr teuer ansehen (91 %), auf Platz 1.

Industrie hui, Einzelhandel pfui
Die Kapitalwerterwartungen in den nächsten zwölf Monaten fallen bei allen Assetklassen in den negativen Bereich. Dabei schneiden Industrieimmobilien am besten ab, verzeichnen allerdings einen deutlichen Rückgang von +53 Prozent auf -4 Prozent. Büroimmobilien sinken am deutlichsten, hier fällt der Saldo von +31 Prozent auf aktuell -39 Prozent. Einzelhandelsimmobilien sind mit -70 Prozent weiter abgeschlagen (Q1: -40 %). Die Einschätzung der Befragten zu den Mieten zeigen in den nächsten zwölf Monaten in Deutschland ähnliche Entwicklungen wie die Kapitalmarkterwartungen.

Bereits im ersten Quartal nahmen die deutschen Teilnehmer eine negative Veränderung bei den Kreditkonditionen wahr, so dass dort der Nettosaldo bei -60 Prozent lag. Dieser ist aktuell nochmals deutlich gesunken und liegt jetzt bei -92 Prozent.

Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland: „Die makroökonomischen Rahmenbedingungen bringen die Dynamik im Immobilienmarkt praktisch zum Stillstand. Hohes Risiko, steigende Zinsen, weltweite Rezession, eingeschränkte Ressourcen und die Transformation der Wirtschaft sind in vollem Gange. Das hinterlässt deutliche Spuren auch auf dem Immobilienmarkt.“ (aa)

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