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Fisch: Wandelanleihen haben Luft abgelassen, nun wieder interessant

Aufgrund einer relativ schwachen Entwicklung im Verhältnis zu den zugrundeliegenden Aktien sind Convertible Bonds für Investoren wieder kaufenswert. Dabei gilt es jedoch, die derzeitigen makroökonomischen Herausforderungen bei der Einzeltitelselektion zu berücksichtigen, betont Fisch AM.

Stephanie Zwick, Fisch Asset Management
Stephanie Zwick, Fisch Asset Management© Fisch Asset Management

Im bisherigen Jahresverlauf entwickelte sich der Wandelanleihenmarkt aufgrund des Rückgangs der impliziten Volatilität um drei bis vier Prozent deutlich schwächer als es die Entwicklung des Aktienmarkts erwarten lassen würde, schreibt Stephanie Zwick, Leiterin Wandelanleihen bei Fisch Asset Management, in einer aktuellen Marktanalyse. "Da der Markt Ende 2020 nach einer sehr starken Performance eher überbewertet war, sehen wir nach der Korrektur im Jahresverlauf momentan eine faire Bewertung."

Dies sei für Investoren ein guter Zeitpunkt, um ein Wandelanleihen-Engagement einzugehen beziehungsweise um Positionen aufzustocken. Und da der Wandelanleihenmarkt eine vergleichsweise tiefe Zinsduration aufweist, dürften die zu erwartenden Zinserhöhungen kaum Gegenwind verursachen. "Aus unserer Sicht ist und bleibt die Aktienseite entscheidend für die Entwicklung des Wandelanleihenmarkts. Hier blicken wir trotz der Volatilitätszunahme durchaus optimistisch auf das Schlussquartal", hält Zwick fest.

Markttechnik - neuer Rekordstand
Für Unternehmen bleiben Wandelanleihen laut Zwick ein attraktives Finanzierungsinstrument. Nach einer sommerlichen Verschnaufpause nahm das Neuemissionsgeschäft gegen Ende September wieder Fahrt auf. Nach den ersten neun Monaten dieses Jahres steht ein Volumen von knapp 133 Milliarden US-Dollar zu Buche. Annualisiert wären dies 177 Milliarden US-Dollar und damit ein Wert, der sogar das enorm starke Emissionsjahr 2020 mit fast 167 Milliarden US-Dollar übertreffen würde, erläutert Zwick mit Verweis auf Daten von Refinitiv.

Generell haben Neuemissionen die Rückzahlungen sowie Fälligkeiten mehr als kompensiert. "Mit rund 700 Milliarden US-Dollar Volumen ist der Wandelanleihenmarkt nun auf einem der höchsten Niveaus seit der statistischen Erfassung", betont Zwick.

Für Investoren besitzt der Markt damit eine vorteilhafte Tiefe und entsprechend große Titelauswahl. Die Neuemissionen werden durch die Bank gut vom Markt absorbiert. Dies unterstreicht die hohe Nachfrage bei Anlegern. "Zudem sehen wir das ungebremste Interesse der Investoren, die Wandelanleihen nutzen möchten, um defensiv in die Aktienmärkte zu investieren", erklärt Zwick.

Wo investieren?
Angesichts steigender Zinsen in den USA und anhaltend reflationären Entwicklungen sind Sektorallokationen sowie eine entsprechende Einzeltitelauswahl auch bei Wandelanleihenvon zunehmender Bedeutung. Aktuell favorisiert Fisch AM zyklische Werte. Insbesondere Bereiche, die von den sogenannten Re-Opening-Szenarien profitieren nachdem die Covid-Pandemie auf dem Rückzug scheint, weisen nun Nachholpotenzial auf. Beispiele dafür sind Fluglinien und Kreuzfahrtgesellschaften.

Dagegen vermeidet Fisch AM tendenziell derzeit Wandelanleihen aus den Sektoren Versorger und Immobilien, da diese aufgrund der steigenden Zinsen unter Druck kommen. Und bei Wachstumsunternehmen ist die Selektivität entscheidend, wobei Bewertungen eine wichtige Rolle spielen.

"Es gilt Unternehmen zu identifizieren, die nicht teuer sind und möglichst auch noch eine profitable Marktnische besetzen. Hier sehen wir Potenzial für Kurszuwächse. Regional sind wir in China aufgrund des schwer vorhersehbaren Regulierungsrisikos und des Falls Evergrande sehr wachsam. Wir investieren dort daher aktuell äußerst selektiv und fokussieren uns stärker auf die etablierten Märkte USA, Europa und Japan", erklärt Zwick abschließend. (aa)

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