Logo von Institutional Money
| Märkte

Fidelity: Hohe Korrelationen sollten Investoren Sorge machen

George Efstathopoulos, Multi-Asset-Portfolio Manager bei Fidelity International, weist in einer aktuellen Analyse auf die derzeit extrem hohen Korrelationen zwischen den Anlageklassen hin. Denn das geht zu Lasten der Diversfikation von Portfolios und könnte einen Sell-Off noch verstärken.

Die üppige Versorgung mit Zentralbankgeld lässt die Korrelationen zwischen den Anlageklassen steigen. Das ist aber ein Problem für das Risikomanagement.
Die üppige Versorgung mit Zentralbankgeld lässt die Korrelationen zwischen den Anlageklassen steigen. Das ist aber ein Problem für das Risikomanagement.© Carsten Reisinger / stock.adobe.com

Anlässlich von Halloween untersuchte Fideliy International, wie der Korrelations-Spuk die Märkte in seinen Bann zieht. Während Aktien seit März wieder gestiegen sind, fielen die Anleiherenditen. Entsprechend sind die Korrelationen zwischen den Vermögenswerten nach oben geschnellt. Dies kann Multi-Asset-Portfolios ins Wanken bringen, da Diversifizierungsmöglichkeiten vor allem bei einem erneuten Ausverkauf von Risikoanlagen verringert werden. Auf diese Gefahr aufmerksam macht George Efstathopoulos, Multi-Asset-Portfolio Manager bei Fidelity International und skizziert verschieden Szenarien, die Investoren auf der Rechnung haben sollten.

Haarsträubende Niveaus
Selbst erfahrenen Anlegern können laut Efstathopoulos die gestiegenen Korrelationen einen Schauer über den Rücken jagen. Die Werte von neun globalen Anlageklassen, darunter Aktien, Unternehmensanleihen und Rohstoffe, seien auf haarsträubende Niveaus gestiegen. Von US-Staats- bis hin zu Unternehmensanleihen lassen sich beim aktuellen Zinsniveau kaum Renditen erwirtschaften. Noch beunruhigender sei die Frage, ob Anleihen überhaupt noch zur Diversifikation genutzt werden können.

Höhere Korrelationen könnten Anleger beunruhigen

Die Median-Korrelation über neun globale Anlageklassen (1 Jahr rollierend) hat sei Beginn der Krise stark zugenommen.

Mehr Geld im System, höhere Korrelation
Das Phänomen zunehmender Korrelationen sei Efstathopoulos zufolge zum Teil ein Ergebnis der Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken, die durch die Ausverkäufe zu Jahresbeginn aufgeschreckt wurden.

Die zentrale Frage für Investoren lautet: Handelt es sich hierbei um eine vorübergehende oder um eine strukturelle und dauerhafte Verschiebung? Klar sei, dass es wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit eine erneute Flucht aus den Aktienmärkten geben könnte. "Anleger sind also gut beraten, mögliche Szenarien durchzuspielen und Absicherungsmaßnahmen zu ergreifen", empfiehlt Efstathopoulos.

Japan-Szenario
Beim Japan-Szenario mit anhaltend niedrigen oder sogar negativen Renditen in den USA und Europa, sollten Staatsanleihen in den Portfolios eine defensive Rolle spielen, da das Risiko anhaltend steigender Anleiherenditen gering wäre. Wer auf steigende Renditen setzt, kann sich also die Finger verbrennen. Entsprechend wurde der Leerverkauf japanischer Staatsanleihen als „Widow-Maker Trade" bekannt.

Wenn sich andererseits die Wachstumsaussichten verbessern und die Zinsen allmählich steigen, dann werden die Renditen von Staatsanleihen nicht unbedingt negativ sein, da ihre Coupons einen Teil der negativen Auswirkungen der Duration ausgleichen.

Stagflation
Hingegen sei Efstathopoulos zufolgeStagflation das bisher unbekannte Monster, das die Zentralbanken zu schnellen Zinserhöhungen zwingen und die Renditen von Staatsanleihen unter Druck setzen könnte. Allerdings könnten sich die Zentralbanken angesichts von Rekordverschuldung und Fiskalanreizen einer Zinserhöhung widersetzen.

Wenn die Zinsen (und Renditen) nicht steigen, hätte dies nur begrenzte negative Auswirkungen auf die nominale Wertentwicklung. Allerdings wären Anleger real schlechter dran, da der Wert ihrer Vermögenswerte abnehmen würde. In diesem Szenario sollten inflationsgebundene Anleihen oder Inflations-Break-Evens einen gewissen Schutz bieten.

"Nichts kann ein Portfolio auf die Zombie-Apokalypse vorbereiten. Aber die Kombination von Anlagen mit verschiedenen Defensiv-Triggern, wie Zins-, Liquiditäts- und Korrelationsschwankungen, kann dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit des Portfolios insgesamt zu erhöhen", erklärt Efstathopoulos abschließend. (aa)

Dieses Seite teilen